Marktbericht: Q1 2024 Maßvolle globale Konjunkturdynamik – Schwellenländer bleiben Stabilisatoren


IWF aktualisiert Prognose: Leichter Anstieg des globalen Wachstums auf 3,1% im ersten Quartal 2024. Bildquelle: freepik.com

IWF hebt Weltwirtschaftswachstumsprognose für 2024 leicht an

Das erste Quartal 2024 war fortgesetzt gekennzeichnet von maßvoller Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds erhöhte im Januar 2024 die Wachstumsprognose gegenüber der Oktober-Prognose für das Wirtschaftswachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr von 2,9% auf 3,1% (2023 3,1%).

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Rückblick und Ausblicke Marktbericht Q4/2023

Vor allem Entwicklungsländer trugen zum weltweiten Wirtschaftswachstum bei

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Massvolle globale Konjunkturdynamik – Schwellenländer bleiben Stabilisatoren

Das vierte Quartal 2023 war fortgesetzt gekennzeichnet von maßvoller Konjunkturdynamik in der Weltwirtschaft. Das von dem IWF im Oktober 2023 ausgerufene Ziel von 3 % realem Wachstum sollte erreicht werden.

Das Wachstum bleibt global ungleich verteilt. Industrieländer werden 2023 um circa 1,5 % zulegen, während die aufstrebenden Länder die Wirtschaftsleistung um rund 4 % ausweiten werden. Unterstrichen wurde diese Tendenz zu Gunsten der aufstrebenden Länder durch die außer der Reihe vorgenommene Anpassung der BIP-Prognose für China im Oktober von 5,0 % auf 5,4 % Wachstum der Wirtschaftsleistung für das Jahr 2023 und von 4,2 % auf 4,6 % für das Jahr 2024. Die aufstrebenden Länder Asiens sind und bleiben gemäß IWF World Economic Outlook (WEO) mit einer BIP-Expansion in Höhe von 5,2 % per 2023 der globale Wachstumstreiber, allen voran Indien (6,3 %) und China (5,4 %).

Innerhalb der großen Industrienationen kam es im vierten Quartal 2023 konjunkturell zu Verschiebungen. Unter Zugrundelegung der Einkaufsmanagerindices als Bewertungsmaßstab verlor Japan seine konjunkturelle Führungsrolle. Demnach führt Großbritannien im gesamtwirtschaftlichen Zuschnitt (Composite Index) mit 51,7 Punkte vor den USA mit 51,0 Zählern, Japan mit 50,4 Punkten, der Eurozone mit 47,0 Zählern und Deutschland mit 46,7 Punkten (Scheidewert zwischen Wachstum und Kontraktion 50 Punkte).

Maßgebliche Hintergründe des maßvollen Konjunkturszenarios waren fortgesetzt belastende Auswirkungen der geopolitischen Lage. Während sich im Ukraine-Konflikt Erschöpfungszustände abzeichnen, die perspektivisch verstärkte Wahrscheinlichkeiten in Richtung einer diplomatischen Lösung eröffnen, kam es im Nahen Osten zu einem neuen Konfliktherd, der Unsicherheit in der globalen Ökonomie schürte. Geopolitik ist und bleibt der entscheidende Grund für Zurückhaltung der Wirtschaftssubjekte weltweit.

Entspannung für die Weltwirtschaft ergab sich im vierten Quartal 2023 an der Inflationsfront. Grundlage waren unter anderem sinkende Ölpreise. Im Verlauf kam es zu Preisrückgängen von mehr als 90 USD auf zwischenzeitlich unter 75 USD (Nordseesorte Brent) pro Fass. In der Folge stellte sich seit September 2023 in der Eurozone ein Rückgang der Verbraucherpreise von 4,30 % auf 2,40 %, in den USA von 3,70 % auf 3,10 % und in China von 0,00 % auf -0,50 % ein. Als Konsequenz setzten die großen westlichen Zentralbanken (Federal Reserve, EZB, Bank of England) ihren Zinserhöhungszyklus aus. Während des Quartals bauten sich Zinssenkungserwartungen für das kommende Jahr auf. Losgelöst davon wirken Zinserhöhungen sich erst voll mit einem Zeitversatz von 12 und mehr Monaten aus. Entsprechend ist und bleibt zunächst das erhöhte Zinsniveau ein derzeit die Konjunktur bremsender Einfluss.

Die Vereinigten Staaten lieferten ein durchwachsenes Datenbild. Der Dienstleistungssektor ist Anker des Wachstums. Der private Konsum generierte moderate Wachstumsimpulse. Der industrielle Sektor verlor in den ersten beiden Monaten leicht an Boden. Die durch Zinserhöhungen belasteten Immobilienmärkte befinden sich in einer Bodenbildung, gleiches gilt für den Bausektor. Arbeitsmärkte zeigten sich fortgesetzt in positiver Verfassung.

In der westlichen Hemisphäre fiel Kontinentaleuropa bezüglich der Wirtschaftslage im relativen Vergleich trotz einer Stabilisierung weiter zurück. Per 3. Quartal 2023 kam es zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 % im Quartalsvergleich. Im vierten Quartal 2023 setzten sich im industriellen Sektor und im Einzelhandel rezessive Tendenzen fort. Die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe (44,2), den Dienstleistungssektor (48,1) und die Gesamtwirtschaft (47,0) signalisieren mit Indexständen deutlich unter 50 fortgesetzte Kontraktion. Positiv stach die Anomalie starker oder zumindest widerstandsfähiger Arbeitsmärkte (nachlaufende Wirtschaftsindikatoren) ins Auge.

Innerhalb der Eurozone verlor Deutschland trotz zarter Stabilisierung der Einkaufsmanagerindices auf ermäßigten Niveaus weiter an Boden. Die im 4. Quartal 2023 für das 3. Quartal 2023 veröffentlichten Daten des Bruttoinlandsprodukts lieferten mit einer Veränderung um -0,4 % im Jahresvergleich die schwächsten Werte der G-7 Länder. Die Wachstumsprognose des IWF wurde im Oktober im WEO des IWF für das Gesamtjahr 2023 von -0,3 % auf -0,5 % revidiert. Prekär fielen die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindices, Konsumklima) im Vergleich zu den großen Wirtschaftsnationen aus. Die Bundesbank erwartet für das 4. Quartal 2023 eine leichte Kontraktion der Wirtschaftsleistung (Quartalsvergleich). Die verfügbaren Daten des Konsums, der Industrie, der Baubranche und des Immobilienmarktes weisen rezessive Werte aus. Investitionen lassen sich zu großen Teilen nur durch massive Subventionen (Halbleitersektor, Batterien) realisieren, da die Konkurrenzfähigkeit des Standorts schwach ist. Das Risiko der mittel- und langfristigen Energieversorgungssicherheit und das akute Thema der nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit bei Energiepreisen als energieintensivster Industriestandort des Westens wirkten belastend. Zusätzlich belastete der Akt um einen verfassungskonformen Haushalt. Die von der Regierung getroffenen Maßnahmen stellen für Teile der Wirtschaft (Automobile, Agrarsektor) einen Vertrauensbruch dar. Planungssicherheit als unverzichtbare Grundlage einer auskömmlichen Investitionstätigkeit ist nicht gewährleistet.

Die Entspannung bei der Preisinflation nahm im vierten Quartal 2023 weit überwiegend wieder Fahrt auf. Sinkende Ölpreise waren unter anderem verantwortlich. So sank der Preis der Ölsorte Brent seit dem Ultimo September 2023 von 92,15 USD auf 77,19 USD pro Fass um circa 16 % (Stand 18.12.2023). Im Jahresvergleich kam es im Vergleich zum Ultimo Dezember 2022 zu einem Rückgang um rund 7 %. Die Erdgaspreise waren in Europa im 4. Quartal unter Schwankungen wenig verändert. An den Metallmärkten ergaben sich mit Ausnahme Kupfers (+3,5 %) tendenziell eher entlastende Entwicklungen. So sank der Nickelpreis seit Ende des 3. Quartals 2023 um rund 13 % und der Aluminiumpreis um circa 2 %. Bei den Lebensmitteln war das Bild im 4. Quartal 2023 zumeist entspannt. Während die Preise gegenüber dem Ultimo des 3. Quartals bei Weizen (-4,0 %), bei Schweinefleisch (-8,0 %), bei Mastrind (-15 %) und bei Zucker (-20 %) sanken, kam es bei Kaffee (+30 %) und bei Kakao (+18 %) beispielsweise zu Preiserhöhungen.

Die Inflationsentwicklungen auf globaler Ebene bezüglich der letzten drei Monate liefern ein Bild der Entspannung mit der Ausnahme Russlands.

Die Zentralbanken der westlichen Hemisphäre entschieden sich für eine abwartende Haltung. Japan hielt unverändert an der Negativzinspolitik fest (Leitzins -0,10 %). Die EZB hat im vierten Quartal auf den beiden Sitzungen den Leitzins bei 4,50 % belassen, ebenso die Federal Reserve bei 5,375 %, die Bank of England bei 5,25 % und die Schweizer Nationalbank bei 1,75 %.

Trotz des deflationären Umfelds in China verzichtete die Zentralbank Chinas im vierten Quartal 2023 auf Zinssenkungen.

Fazit: Die Weltwirtschaft stabilisierte sich auf dem ermäßigten Wachstumsniveau, konnte im vierten Quartal 2023 jedoch keine nennenswerte erhöhte Dynamik entwickeln. Die Homogenität zwischen den Wirtschaftsräumen der Weltwirtschaft nimmt im Konjunkturverlauf weiter ab. Während sich der „Globale Süden“ enger aneinanderbindet, sich untereinander weiter globalisiert und organisiert, Effizienzen erhöht und Wachstumspotentiale generiert, fällt der „Westen“ durch eine Abgrenzungspolitik perspektivisch zurück.

 

Die Perspektive – Stabilität

Eine kurzfristige Trendwende zu erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des vierten Quartals 2023 für das erste Quartal 2024 nicht erkennbar. Eine Fortsetzung des ermäßigten Wachstums ist zu erwarten. Die unausgeprägte Konjunkturdynamik in den Industrieländern bedingt durch Geopolitik und deren ökonomischen Folgen als auch die andauernden Wirkungen des aggressivsten Zinserhöhungszyklus in der westlichen Welt ex Japan, der im vierten Quartal zwar beendet wurde, der jedoch nachwirkt, zeitigen weiter bremsende Konjunktureinflüsse. Das beeinträchtigt auch die Schwellenländer, ohne jedoch deren positive Grundtendenz zu gefährden. In den letzten zehn Jahren wuchsen die Binnenverkehre des „Globalen Südens“ überproportional und forcierten damit eine zunehmende Abkoppelung von dem westlichen Konjunkturzyklus.

Die Emanzipation des Globalen Südens von westlicher Dominanz erfuhr im vierten Quartal 2023 einen Dämpfer. Nach den Wahlen verkündete der neue Präsident Argentiniens, dass man den BRICS-Ländern nicht beitreten wolle und sich stärker Richtung USA ausrichten werde. Damit wird BRICS+ ab Januar zehn und nicht elf Mitgliedsländer ausweisen. Weitere circa 20 Länder sind Aspiranten, die den BRICS-Ländern beitreten wollen. Italiens Regierung verabschiedete sich offiziell von der „Belt and Road Initiative“ unter Führung Chinas. Losgelöst von diesen Dämpfern bietet sich als Fazit an, dass diese neue Struktur das Potenzialwachstum dieser Gruppe positiv beeinflussen wird. Es werden sich auch positive Wechselwirkungen mit den Industrienationen ergeben, die der Weltwirtschaft perspektivisch mehr Widerstandskraft und Wachstumspotenzial verleihen werden. Der Globale Süden, allen voran Asien, bleiben die Wachstumstreiber im kommenden ersten Quartal 2024.

Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung unausgeprägter Konjunkturdynamik in einer globalen Betrachtung. Der von JP Morgan für die Weltwirtschaft ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft (Global Composite PMI) markierte per Oktober im Quartal mit 50,0 Punkten einen Tiefpunkt, um sich dann per November auf 50,4 Zähler zu erhöhen. Der Durchschnitt dieses Index liegt in den letzten 10 Jahren bei 52,29 Zählern. Die Werte des Einkaufsmanagerindex stehen im Einklang mit einer globalen BIP-Prognose per 2024 um die Marke von 3 %.

Die Einkaufsmanagerindices (Frühindikatoren) signalisieren in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes für die Länder des Westens nach vorne schauend fortgesetzte Kontraktion. Stabilisierungstendenzen sind erkennbar. Die Erstschätzungen der Einkaufsmanagerindices für diesen Sektor liegen per Dezember 2023 jedoch weiter unter 50 Punkten, der Marke die zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidet (USA 48,3, Japan 47,7, UK 46,4, Eurozone 44,2, Deutschland 43,1).

Besser sehen die aktuell verfügbaren Werte der Länder des Globalen Südens für diesen Sektor aus (Indien 56,0, Russland 53,8, Brasilien 49,4, China 49,0). Anzumerken ist, dass der Sektor des Verarbeitenden Gewerbes bezüglich des Themas Energiepreise sensibel ist. Europa ist und bleibt durch die eigene Politik im Vergleich zu den USA und Japan in einer kritischeren Situation. Der globale Süden ist nach vorne schauend deutlich besser aufgestellt.

Der Dienstleistungssektor bewegte sich im vierten Quartal 2023 laut Einkaufsmanagerindices in einer Gesamtbetrachtung im Quartalsvergleich global in einer Seitwärtsbewegung auf positivem Terrain, fortgesetztes Wachstum implizierend. Die Heterogenität zwischen den Ländern ist erheblich. Großbritannien und die USA stachen im vierten Quartal positiv hervor, anders die Eurozone und Deutschland (Indien 56,9, UK 52,7, Japan 52,0, USA 51,3, China 50,4, Deutschland 48,4, Eurozone 48,1). Global betrachtet steuert dieser Sektor fortgesetzt zum Wachstum bei.

Innerhalb der Weltwirtschaft ergeben sich heterogene Dynamiken, die mit den Themen der Energieversorgungssicherheit als auch der Energiepreise (Konkurrenzfähigkeit), aber auch der westlichen Politik der Ab- und Ausgrenzung (Sanktionspolitiken) korreliert sind. Je länger ein global unausgewogenes Szenario diesbezüglich dominiert, desto größer wird die Divergenz der strukturellen und konjunkturellen Entwicklungen gegenüber den diesbezüglich benachteiligten westlichen Regionen werden, allen voran gegenüber Westeuropa und maßgeblich gegenüber Deutschland.

Das Thema Zinserhöhungen hat in der westlichen Welt hinsichtlich des deutlichen Rückgangs der Inflation im vierten Quartal zunächst sein Ende gefunden. Das vierte Quartal lieferte den Bruch mit diesem Politikansatz. Die Vorreiterrolle nahmen die USA ein. Dort wird frühestens ab März 2024 mit Zinssenkungen gerechnet. Sowohl die EZB als auch die Bank of England zeigen sich weniger bereit, das Thema Zinssenkungszyklus zu forcieren. Hier sind früheste Schritte ab Mitte des Jahres möglich, sofern es nicht zu Verwerfungen bei der Inflation kommt.

Zunächst setzen sich damit realwirtschaftlich grundsätzlich die Belastungen der Zinserhöhungspolitik in großen, aber nicht in allen Teilen fort. Die westliche Wirtschaft profitierte im vierten Quartal von den markant rückläufigen Kapitalmarktzinsen. Das sollte sich im ersten Quartal 2024 fortsetzen. Der Druck durch hohe Kapitalmarktzinsen auf die Bau- und Immobilienbranche nahm ab. Das eröffnet nach vorne schauend Stabilisierungs- oder sogar Belebungstendenzen für diese Branchen im kommenden Quartal und potentiell im Jahresverlauf 2024.

Der Rohstoffsektor belastete die Weltwirtschaft und die Weltfinanzmärkte kaum. Der Ölpreis sank gegenüber den Jahreshöchstständen bei 93 USD pro Fass per September 2023 auf bis unter 75 USD, um sich dann um die Marke von 80 USD zu stabilisieren. Auch bei den Erdgaspreisen kam es zu keinen nennenswerten Belastungen. Die Lager im Westen waren zur Herbstsaison gut gefüllt. Bei Industriemetallen gab es bei den einzelnen Metallen Volatilitäten, ohne jedoch markanten Einfluss auf das Inflationsgeschehen zu nehmen. Bei Agrarrohstoffen kam es zu markanten Preissteigerungen bei Reis, Kaffee und Kakao. Dagegen nahmen der Weizenpreis, der Zuckerpreis, Mastrindpreise und Preise für mageres Schweinefleisch ab. Nach vorne schauend sind zunächst keine Verwerfungen an den Rohstoffmärkten auszumachen. Bezüglich der Risiken für die Energiemärkte muss der Fokus auf der Entwicklung im Gaza-Konflikt liegen. Die Situation ist und bleibt prekär.

Die Perspektiven für den Technologiesektor oder zumindest für Teile dieses Sektors bleiben positiv ausgerichtet. Die erwartete Zinsentspannung unterstützt hintergründig die kapitalintensive Branche. Das Thema Künstliche Intelligenz ist bezüglich des Potentials weiter im Fokus. Perspektivisch wirkt Künstliche Intelligenz durch massive Erhöhung der Effizienz mittel- und langfristig reduzierend auf Inflation.

Die verfügbaren Fakten liefern keine Grundlagen für einen Trendwechsel in Richtung einer belebteren Gangart der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer tendenziell ausweiten. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne Umsteuerung in Berlin nicht abnehmen.

 

Der Finanzmarkt

An den Finanzmärkten ergab sich im Herbstquartal erhöhte Risikobereitschaft getragen von stabilisierten Einkaufsmanagerindices in der westlichen Hemisphäre und von rückläufiger Preisinflation und dadurch induzierten Zinssenkungserwartungen. Hoffnungswerte auf die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung des Ukraine-Konflikts unterstützten gleichfalls. Der Gaza-Konflikt wurde und wird aktuell als regionaler Konflikt bewertet.

Die Divergenz zwischen der Konjunkturentwicklung in den Industrienationen im Vergleich zu den Schwellenländern wird an diversen Märkten kaum oder weiter nicht diskontiert.

 

Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf

Innerhalb dieses Korrekturmodus liefen US-Märkte weiterhin besser als die europäischen Märkte. Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken zu Lasten der Finanzmärkte Europas und zu Gunsten der Märkte USA.

Die Schwäche an Chinas Aktienmärkten (CSI, Hangseng) war im Quartalsvergleich im internationalen Vergleich ausgeprägt. Weiter verfingen Themen wie Chinas Wachstumsvorteile, Zinssenkungspotentiale, hoher Realzins oder konservative Bewertungskriterien nicht. Erkennbar spielten und spielen geopolitische Erwägungen in der Kapitalallokation westlicher Teilnehmer eine belastende Rolle für Chinas Märkte.

Indien, das eine geopolitische Ambivalenz zwischen dem Westen und Osten lebt, ist nicht vom Bannstrahl durch westliche Kapitalsammelstellen betroffen. Der Aktienmarkt lief besser als in Europa, aber weniger stark im Vergleich zu den US-Märkten.

Japans Aktienmärkte gewannen im vierten Quartal 2023 leicht an Boden. Die im Vergleich zu den USA und Europa schwächere Performance war und ist korreliert mit schwächeren ökonomischen Fundamentaldaten.

Fazit: Der Aufwärtsmodus an den Aktienmärkten war mit Ausnahme Chinas und Honkongs und mit Abstrichen in Japan ausgeprägt. Die Bewertungsniveaus an den Märkten mit Ausnahme der Märkte in China und Hongkong implizieren für das erste Quartal 2024 im Verlauf moderate Korrekturrisiken.

 

Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf

Die Rentenmärkte setzten ihren positiven Verlauf im vierten Quartal fort. Unter Schwankungen kam es zu deutlich sinkenden Kaitalmarktzinsen.

Getragen war die Entwicklung von zum Teil unerwartet starken Rückgängen bei den Inflationsraten in der westlichen Hemisphäre, die zu Zinssenkungserwartungen in den USA per 2. Quartal führten. Für die Eurozone und Großbritannien sind die Erwartungen moderater und zielen in Richtung des dritten Quartals 2024. Anders als in den USA und Großbritannien ergibt sich für die Eurozone ein besonderes Problem. Die Spreizung des Verbraucheranstiegs ist innerhalb der Länder der Eurozone ausgeprägt. So liegt der Anstieg in Portugal bei 1,40 % und in Österreich bei 5,35 %. Auch dieser Umstand wird zu einer zögerlichen Vorgehensweise der EZB beitragen.

Rückläufiger Inflationsdrucks hat sich im vierten Quartal 2023 auch dank starker Basiseffekte eingestellt.

Fazit: In den letzten beiden Quartalen kam es zu einem merklichen Rückgang der Kapitalmarktzinsen, getragen von einem markanten Rückgang der Preisinflation. Die auslaufenden Basiseffekte implizieren, dass diese Entwicklung nicht fortgeschrieben wird. Es zeichnet sich eine Bodenbildung bei den Kapitalmarktzinsen ab.

 

Devisenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf

An den Devisenmärkten bestimmten Zinserwartungen und weniger Konjunkturthemen die Märkte. Darunter litt der USD im Quartalsverlauf gegenüber allen anderen Hauptwährungen. Die fiskalische Schwäche der USA (hohe Haushaltsdefizite) und die negativen Wendungen in der Geopolitik, die den Westen isolierter dastehen lassen, als auch die Emanzipation des Globalen Südens wirkten sich weniger gegenüber den anderen westlichen Hauptwährungen, aber sehr wohl gegenüber nicht korrelierten Alternativen, hier Gold und Bitcoin aus.

Fazit: Die Dynamik der Veränderungen in der Weltwirtschaft (Glaubwürdigkeit, Anteile, Momentum) flankiert von den Veränderungen der globalen politischen Struktur (u.a. BRICS+) führen zu Neubewertungen, die nicht korrelierte Alternativen (Gold, Krypto-Anlagen) zu westlichen Währungen stärken. Zwischen den westlichen Währungen spielen zunächst primär Zinserwartungen und sekundär Konjunkturerwartungen für die Bewertungen der einzelnen Währungen eine hervorgehobene Rolle. Damit sollte sich der Druck auf den USD gegenüber den anderen Hauptwährungen im ersten Quartal 2024 fortsetzen.

 

Marktüberblick

Aktien

Performance Aktuell lfd. Jahr 1J 3J 5J
DEUTSCHLAND
DAX 40 16.751,64 20,31% 20,31% 6,88% 9,67%
MDAX 27.137,30 8.04% 8.04% -4,13% 4,68%
SDAX 13.960,36 17,06% 17,06% -1,85% 7,98%
EUROPA
Euro St. 50 4.521,65 19,19% 19,19% 8,37% 8,54%
FTSE 100 7.733,24 3,78% 3,78% 6,18% 2,82%
CAC 40  7.543,18 16,52% 16,52% 10,76% 9,78%
SMI 11.137,79 3,81% 3,81% 1,33% 5,73%
 GLOBAL
S&P 500 4.769,83 24,23% 24,23% 8,29% 13,73%
Hang-Seng 17.047,39 -13,82% -13,82% -14,45% -7,99%
Nasdaq 16.825,93 53,81% 53,81% 9,29% 21,59%
Nikkei 33.464,17 28,24% 28,24% 6,83% 10,83%
 

Rohstoffe

(USD)
Gold 2.062,75 13,05% 13,05% 2,82% 10,02%
Öl Brent 71,65 -10,73% -10,73% 13,88% 9,55%

 

Währungen
EUR/USD 1,1037 3,12% 8,67% -9,52% -8,49%
EUR/CHF 1,0768 6,55% 6,55% 5,21% 3,97%

 

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Marktbericht Q1 2023

Schwellenländer treiben die Weltwirtschaft

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In einigen Entwicklungsländern sind die Inflations- und Zinsprobleme deutlich geringer als in den Industrienationen

Das erste Quartal 2023 war geprägt von grundsätzlich positiven konjunkturellen Entwicklungen in der Weltwirtschaft. So nahmen auf globaler Ebene weitgehend die Sentiment Indikatoren zu, BIP-Prognosen wurden überwiegend positiv angepasst und Inflationsdaten gaben im Verlauf des ersten Quartals nach. Zentralbanken der westlichen Hemisphäre mit Ausnahme Japans setzten ihren Aufholprozess in der Zins- und Geldpolitik fort. Aktienmärkte waren bis Mitte März im Quartalsverlauf stabil oder freundlich. Mit dem Scheitern der Silicon Valley Bank, der Signature Bank, den Problemen der First Republic Bank als auch der Credit Suisse Group reagierten Aktienmärkte ab Mitte März mit Rückgängen, die in Europa ausgeprägter als in den USA waren. Anders als in der Lehman-Krise agierten die Behörden in den USA als auch die Schweizer Nationalbank von Anfang an mit markanten Stabilisierungsmaßnahmen, um Dominoeffekte im Finanzsektor zu unterbinden. Laut EZB und europäischen Aufsichtsbehörden seien in der Eurozone keine Bankenprobleme gegeben.

Die Ausgangslage im Finanzsektor ist qualitativ anders als 2008/2009. Nach der Lehman-Krise wurden sowohl die Eigenkapital- als auch die Liquiditätsanforderungen seitens der Gesetzgeber und Aufsichten deutlich erhöht. Behörden zeigen eine aktuell erhöhte Reagibilität in dem Ansatz der Abschirmung anders als 2008/2009. Inwieweit es weitere Probleme im Finanzsektor geben wird, lässt sich mangels Bilanztransparenz für Marktteilnehmer (anders für Aufsicht und Zentralbanken) nicht voraussagen. Für die westliche Hemisphäre ergeben sich anders als in den aufstrebenden Ländern, die keine vergleichbaren Inflations- und Zinsprobleme haben (China Raum für Zinssenkungen), Verunsicherungen und verschärfte Kreditanforderungen, die sich tendenziell bremsend auf die gesamtwirtschaftliche Lage auswirken können.

Politisch setzte sich im Verlauf des ersten Quartals 2023 die zunehmende Teilung der Welt fort. Westlich orientierte Länder verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland. In der EU wurde im Februar das zehnte Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die G20 Veranstaltung zerfällt zusehends in ein G13 und G7 Format. Die nicht westliche Welt (circa 66 % der Weltwirtschaft, Basis Kaufkraftparität), die bisher nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich in der Folge wegen besserer Versorgungssicherheit und geringerer Preise vergleichsweise attraktiver Wirtschafts- und Investitionsbedingungen.

Die Weltwirtschaft war im 1. Quartal 2023 von leicht verstärkter positiver Dynamik geprägt. So erhöhte der Internationale Währungsfonds im Januar 2023 im World Economic Outlook die im Oktober 2022 auf 2,7 % reduzierte BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2023 auf 2,9 %. Dagegen wurde die BIP Prognose per 2024 geringfügig von 3,2 % auf 3,1 % reduziert. Die Divergenz in der BIP Entwicklung zwischen den etablierten Industrienationen und den aufstrebenden Ländern nimmt zu Lasten der Industrienationen zu. So liegt die BIP-Prognose für die Industrienationen per 2023 bei 1,2 % (USA 1,4 %, Eurozone 0,7 %), während die Prognose für die aufstrebenden Länder bei 4,0 % liegt (China 5,2 %, Indien 6,1 %). Russland wurde vom IWF deutlich heraufgestuft. 2023 wurde die BIP-Prognose von -2,3 % um 2,6 % auf 0,3 % revidiert (Deutschland 0,1 %). Für 2024 liegt die IWF-Prognose für den Westen bei 1,4 %, für die aufstrebenden Länder bei 4,2 %.  An den Daten zeigt sich, dass der Anteil der westlichen Industrienationen an der Weltwirtschaft weiter rückläufig ist und sein wird. Diese Veränderung der wirtschaftlich- und finanziellen Machtachse spiegelt sich in einem stärkeren politischen Selbstbewusstsein des so genannten „Globalen Südens“.

Die leicht positiv veränderte globale BIP-Prognose war verbunden mit vermindertem Preisdruck. So sank der CRB-Rohstoffpreisindex im ersten Quartal 2023 von 298 auf 279 Punkte und markierte das tiefste Niveau seit Februar 2022. Die Themen Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen als auch deren Preise belasteten tendenziell weniger. Das Situationsmanagement insbesondere in Europa war und ist zunächst erfolgreich. Damit sanken die von außen auf die Wirtschaftsräume wirkenden Inflationseinflüsse. Dagegen steigt über die aktuellen Lohnforderungen potentiell der innere Inflationsdruck.  Die Öffnung Chinas mit dem Ausstieg aus der Corona-Politik lieferte einen positiven Impuls für die Wirtschaftsaussichten Chinas und der Weltwirtschaft auch im Hinblick auf potentiell verringerte Lieferkettenprobleme und damit diesbezüglich verringerten Inflationsdrucks. Der IWF setzte die BIP-Prognose Chinas um 0,8 % per 2023 auf 5,2 % in die Höhe. Goldman Sachs erhöhte im März 2023 die BIP-Prognose per 2023 auf 6,0 %.

Die Finanzmärkte reagierten im 1. Quartal 2023 in einer grundsätzlichen Betrachtung bis Mitte März mit geringerer Risikowahrnehmung. In der Folge legte der deutsche Aktienindex DAX von 14.006 Punkten am 30. Dezember 2022 in der Spitze mehr als 15.638 Punkte (7. März 2023) zu. Als Konsequenz der US-Regionalbankenprobleme und der Entwicklung um Credit Suisse kam es zu einem Abverkauf auf 14.768 Zähler (Stand 17. März 2023).

Zinserhöhungen setzten sich im 1. Quartal 2023 fort. Die US-Notenbank verringerte die Höhe der Zinsanpassungen auf 0,25 %. Der Leitzins der Federal Reserve liegt aktuell in der Bandbreite bei 4,50 % – 4,75 %. Die EZB hielt dagegen an Zinsschritten um 0,50 % fest. Der Leitzins der EZB steht aktuell bei 3,50 %. Beide Zentralbanken signalisierten eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik. Im Hinblick auf das US-Regionalbankenproblem ergibt sich bei beiden Zentralbanken eine verstärkte Bereitschaft, datenabhängiger vorzugehen. Das deutet in der Tendenz einen milderen Ansatz in der Zins- und Geldpolitik an, was Folgen für die Kapitalmärkte mit sich brachte.

Am Kapitalmarkt ergeben sich zum Quartalsende bedingt durch die Querelen im US-Regionalbankensektor und bei Credit Suisse Neubewertungen. 10-jährige Bundesanleihen beendeten das vierte Quartal 2022 bei einer Rendite von 2,50 %. In der Spitze wurde ein Renditehoch im 1. Quartal 2023 bei 2,77 % markiert (3. März 2023). Aktuell (Stand 17. März) stellt sich die Rendite auf 2,11 %. 10-jährige US-Staatsanleihen hatten einen ähnlichen Verlauf. Die Rendite lag per Ende des vierten Quartals 2022 bei 3,90 %. Das Renditehoch des 1. Quartals wurde am 2. März bei 4,07 % erreicht. In der Folge ergab sich ein Rückgang auf 3,44 % (Stand 17. März 2023).

Der Euro hat sich gegenüber dem USD im ersten Quartal 2023 in einer Bandbreite zwischen 1,0517 (16. März 2023) und 1,1022 bewegt (Stand 17. März 2023 1,0665) und damit die Erholung/Stabilisierung seit den Tiefstkursen bei 0,95 per September 2022 fortgesetzt.

 

Westeuropa stabilisiert, aber strukturell im Nachteil

Mangels autarker Rohstoffversorgung, im internationalen Vergleich höherer Energiepreise und den Anfechtungen durch das nicht WTO-konforme US-IRA-Programm, das zum Ziel hat, die USA zu Lasten dritter Länder zu reindustrialisieren, war und ist Europa von der Krise am stärksten betroffen.

Das Thema Versorgungssicherheit konnte für den Winter 2022/2023 erfolgreich, wenn auch teuer beordnet werden. Das 200 Mrd. EUR-Programm der Bundesregierung, das bis Mitte 2024 eine Abschirmung der privaten Haushalte und der Unternehmen von überbordenden Energiepreisen vorsieht, wirkte und wirkt entspannend.

Die Stimmungslage hellte sich in Deutschland und in Europa weiter auf. So stiegen der IFO-Index von 88,6 auf 91,1 Punkte, der ZEW-Index von -23,30 auf +28,10 Punkte in Deutschland als auch der Economic Sentiment Index der Eurozone von 95,8 auf 99,7 Punkte.

Die Verbraucherpreisinflation der Eurozone erklomm in der Eurozone mit 10,6 % per Oktober 2022 das höchste Niveau in der Historie. Im Berichtsmonat Februar kam es zu einem Rückgang auf 8,5 % (USA 6,0 %, China 1,0 %). Die Erzeugerpreise definierten per August 2022 mit 43,3 % einen Rekordwert. Seitdem entspannte sich das Niveau auf 15,0 % (USA 4,6 %, China -1,4 %) per Berichtsmonat Februar. Die Preisdaten belegen trotz der Rückgänge einen komparativen Nachteil des Standorts Europa.

 

USA: Konjunktur läuft unterproportional

Anders als in Europa stand und steht die US-Versorgungssicherheit nicht infrage, ebenso ist insbesondere Energie deutlich günstiger als in Europa. So zahlt Europa circa den fünffachen Gaspreis im Vergleich zu den USA. Diese beiden Attribute wirken sich für die US-Wirtschaft stabilisierend und in der Standortdebatte positiv aus. In den letzten Monaten haben sich große europäische Unternehmen entschieden, den Investitionsstandort Europa zu meiden und sich Richtung USA zu orientieren. Dazu gehören zum Beispiel BMW und Bayer.

Mit massiven Wirtschaftspaketen sind die USA bemüht, einerseits die Klimawende voranzutreiben und andererseits auch mit den Mitteln unzulässiger Subventionen sich zu Lasten Europas und Taiwans zu reindustrialisieren.

Nachdem es in den ersten beiden Quartalen 2022 in Folge zu Rückgängen der Wirtschaftsleistung kam, lieferte das dritte und das vierte Quartal 2022 eine Wende mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum in Höhe von 2,7 % für das vierte Quartal 2022. Der US-Arbeitsmarkt ist weiterhin stark.

Der Composite Einkaufsmanagerindex von S&P (Gesamtwirtschaft) erholte sich von 46,4 auf 50,2 Punkte. Der US- Einzelhandel sendet leichte Schwächesignale. In dieser nicht inflationsbereinigten Datenreihe (CPI 6,0 %) kam es zuletzt im Jahresvergleich mit 5,4 % zu dem geringsten Anstieg seit Februar 2021. Der Hypothekenmarktindex von MBA bewegt sich auf den tiefsten Niveaus seit 1997.  In der Industrieproduktion kam es per Februar 2023 im Jahresvergleich mit -0,25 % zu dem schlechtesten Ergebnis seit Februar 2021.

An der Preisfront setzte sich im ersten Quartal 2023 bei Verbraucherpreisen (6,0 %), bei Importpreisen (-1,1 %) und bei Erzeugerpreisen (4,6 %) die Entspannung fort.

Die US-Notenbank blieb ihrem Stabilitätskurs treu. Sie senkte zuletzt aber den Zinsschritt von 0,50 % auf 0,25 % (aktueller Stand 17. März 4,50 % – 4,75 %). Im Offenmarktausschuss der Federal Reserve hatte das Thema Preisstabilität zuletzt Vorrang vor dem Aspekt der Konjunkturstabilität. Hinsichtlich des Ungemachs bezüglich der US-Regionalbankenthematik und auch teilweise stärkerer sektoraler Schwäche (Einzelhandel, Industrie, Immobilien) besteht die Möglichkeit einer Neuausrichtung.

 

Schwellenländer: China setzt positive Konjunkturakzente

Die Dynamikgewinne der Weltwirtschaft sind mit China verbunden. Bei einem Anteil von circa 19 % an der Weltwirtschaft (Basis Kaufkraftparität) wirkt sich der Lastwechsel von 3 % Wachstum per 2022 auf mehr als 5 % BIP-Wachstum per 2023 belebend aus. Diese Wirkung ist insbesondere im asiatischen Raum ausgeprägter als in der Weltwirtschaft, denn das größte Freihandelsabkommen RCEP wirkt sich vornehmlich regional aus. Aber auch der Rest der Schwellenländer profitiert von der veränderten Lage in der Weltwirtschaft durch die Ukraine-Krise wegen verbesserter Investitionsbedingungen gegenüber Europa im relativen Vergleich, weil sie überwiegend nicht am westlichen Sanktionsregime teilnehmen. Gleichzeitig setzt sich die Initiative weiter durch, sich stärker von westlichen politischen Einflüssen zu befreien.

Asien zeigt sich insbesondere widerstandsfähig und profitiert aus der geopolitischen und geowirtschaftlichen Konstellation. Die Öffnung Chinas verleiht der asiatischen Region, aber auch der Weltwirtschaft frische Impulse. Grundsätzlich zeigte und zeigen der Sektor der aufstrebenden Länder und der Schwellenländer auch im ersten Quartal 2023 anders als in früheren Krisen eine sehr hohe Widerstandskraft und Stabilität.

 

Märkte: Versorgungslage, Inflation, Zinspolitik und Geopolitik bleiben bestimmend

Im ersten Quartal 2023 dominierte bis Mitte März moderate Risikobereitschaft vor dem Hintergrund einer global stabilisierten Versorgungslage, der Rückgänge des Inflationsanstiegs, einer weniger aggressiven Zinspolitik seitens der Zentralbanken (Höhe der Zinsschritte) bei weiterer Fokussierung auf Preisstabilität. Geopolitik blieb und bleibt ein ernst zu nehmendes Thema. Festzustellen war und ist ein Gewöhnungsmodus bezüglich des Ukraine-Konflikts. Die US-Regionalbankenproblematik als auch das Credit Suisse Thema werfen zum Ende des Quartals Schatten auf das zweite Quartal 2023.

So verloren Aktienmärkte wesentliche Teile des Terraingewinns des ersten Quartals 2023 (DAX, EUROSTOXX). An den Rentenmärkten kam es nach Renditespitzen zu Rückgängen um circa 0,60% in Europa und den USA. Der EUR behauptete die Terraingewinne der letzten Monate. Edelmetalle profitierten im März von den Renditerückgängen am Kapitalmarkt als auch ermäßigten Zinserwartungen seitens des Marktes insbesondere gegenüber der US-Notenbank im Rahmen der Nervosität bezüglich der Stabilität des Finanzsektors. Energiepreise bewegten sich auf ermäßigten und moderaten Niveaus.

 

Internationale Strukturveränderungen

Die internationale gesetzesbasierte Ordnung hat auch im ersten Quartal 2023 weiter Schaden genommen. Die gesetzesbasierte Ordnung ist elementarste Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das durch den Westen und seine unilateralen Maßnahmen erodierte Vertrauen in das seit 1944 (Bretton Woods) westlich dominierte System führt zu neuen nicht westlich dominierten Strukturen (u.a. BRICS-Staaten Erweiterung).

Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Situation heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.

 

Marktüberblick

Aktien

Performance Aktuell lfd. Jahr 1J 3J 5J
DEUTSCHLAND
DAX 40 15.628,84 12,2% 8,2% 17,9% 5,3%
MDAX 27.662,94 10,1% -11,3% 10,6% 1,6%
SDAX 1.406,1 10,3% -9,1% 10,3% 1,6%
EUROPA
Euro St. 50 4.315,05 14,31% 14,18% 20,65% 8,49%
FTSE 100 7.631,74 3,55% 4,92% 15,84% 5,52%
CAC 40 7.322,39 13,39% 12,94% 23,33% 10,26%
SMI 11.106,24 5,09% -6,09% 9,88% 8,28%
 

GLOBAL

S&P 500 4.109,31 7,48% -8,07% 20,38% 11,16%
Hang-Seng 20.400,11 3,51% -4,25% -1,00% -4,42%
Nasdaq 12.221,91 17,05% -13,50% 19,38% 12,64%
Nikkei 28.041,48 8,45% 3,55% 18,02% 7,62%
 

Rohstoffe

(USD)
Gold 1.969,28 7,96% 1,64% 24,86% 48,57%
Öl Brent 79,77 -7,15% -26,08% 250,79% 13,52%

 

Währungen
EUR/USD 1,0839 -13,45% -2,06% -1,74% -12,05%
EUR/CHF 0,99218 -6,50% -2,85% -6,43% -15,59%

 

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einBlick: 2023 – Licht am Horizont?

Aktuelles Szenario

Anleger hatten es in 2022 nicht leicht: Krieg, Leitzinssprünge, Energie­knappheit und Chinas No­Covid­Lockdowns sorgten für Schwankungen bei fast allen Anlageklassen. 2023 sind zwar nicht alle der genannten Pro­bleme gelöst, trotzdem wagen viele Experten bereits einen optimistischen Ausblick. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle einen Überblick zu den vielfältigen Prognosen von Forschungsinstituten, Banken, Volkswirten und Fondsmanagern geben.

Auch wenn die Vorhersagen der verschiedenen Exper­ten durchaus stark voneinander abweichen können, lässt sich doch eine Konsensmeinung herauslesen. Und diese sollte Anlegern Mut machen. „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, soll schon Mark Twain gespottet haben. Diesen Spott mussten auch viele Volkswirte, Marktexperten und (selbsternannte) Börsengurus ertragen, die zu Beginn des letzten Jahres zu ihren Jahresprognosen befragt wurden. Selten waren die Halbwertszeiten von Börsenvorhersagen und Wirt­ schaftsausblicken so kurz wie im Krisenjahr 2022. Viele Experten hatten zwar bereits zum Jahresanfang stei­ gende Inflation und höhere Zinsen auf dem Zettel, der Ukraine­Krieg änderte dann aber die wirtschaftlichen Vorzeichen gewaltig. Wenig überraschend lagen die 12­Monats­Vorhersagen ganz überwiegend daneben und waren Anlegern keine wirkliche Hilfe. Doch was bedeutet das für 2023?

Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass geopolitische Geschehnisse natürlich auch im aktuel­len Jahr einen Einfluss auf die Wirtschaft und Börsen haben könnten. Man denke nur an eine Ausweitung des Ukraine­Kriegs auf weitere Gebiete und Kriegsteilneh­mer oder eine Verschärfung des Taiwan­Konflikts. Auf diese Risiken weisen übrigens auch alle Experten ganz offen hin. Entsprechend sollte der Fokus beim Lesen der Marktausblicke auch nicht auf den Jahresendschätzungen für Indizes liegen. Ob der DAX zum Jahresende nun bei 15.500 oder 16.000 liegt, fällt in den Bereich der Spekulation. Auch Fachleute haben keine Glaskugel und so bleibt der Erkenntnisgewinn solcher Aussagen be­ grenzt. Entscheidender für Anleger ist es, sich ein Bild der allgemeinen Stimmung zu machen und vielleicht auch längerfristige Trends aus den Aussagen herauszu­ lesen. Dabei helfen einige Fragen.

 

Was macht die Inflation?

Die zuletzt gefallenen Energiepreise haben am Jahres­ anfang nicht nur für Euphorie an den Aktienmärkten gesorgt, sondern auch die Inflationsrate zurückkommen lassen. Sollte sich dieser Trend weiter fortsetzen, könnte die Gesamtinflation in den USA und Europa stärker zurückgehen als noch vor wenigen Monaten erwartet. Wichtiger für die globalen Notenbanken bleibt aber die Entwicklung der Kerninflation. Bei dieser werden Preise für Energie und Lebensmittel aus dem betrachteten Warenkorb herausgerechnet. Sollte diese Zahl auf hohem Niveau verharren, könnte dies an so­ genannten „Zweitrundeneffekten“ liegen. Dazu zählen höhere Lohnforderungen der Arbeitnehmer oder stei­gende Mieten, welche sich verstärkend auf die Preise auswirken.

Insgesamt sehen die Fachleute den Höhepunkt der In­ flation in den USA und Europa bereits überschritten und sie sollte im Laufe des Jahres weiter sinken. Dass sich die Teuerungsrate in 2023 aber schon in den „gewün­schten“ Bereich der Notenbanken bewegt – etwa die ca. 2 Prozent der EZB – halten viele Marktbeobachter für zu optimistisch.

 

Wohin gehen die Zinsen?

Bei den Leitzinsen ergibt sich global ein sehr differen­ ziertes Bild. Während die Fed und die EZB erst in 2022 begannen, stärker an der Zinsschraube zu drehen, sind viele Schwellenländer bereits mehrere Schritte weiter oder starteten gleich von einem höheren Niveau. In Brasilien liegt der Leitzins beispielsweise bei 13,75 Prozent. Zum Vergleich sehen die 4,5 Prozent in den USA oder 2,5 Prozent im Euroraum geradezu mickrig aus. Bemerkenswert ist in Brasilien auch die vergleichs­ weise geringe Inflation von zuletzt 5,8 Prozent. Das Land könnte damit eines der Ersten in diesem Jahr sein, welches die Zinsen wieder absenkt. Andere Kandi­daten sind Mexiko, Chile, Südafrika und auch unser Nachbar Tschechien.

An den Märkten ist eine erste Zinssenkung in den USA für dieses Jahr ebenfalls schon eingepreist. Dies wider­ spricht aber (noch) den Aussagen von Vertretern der Fed, die aktuell erst Anfang 2024 von einer Senkung ausgehen. Wer am Ende Recht behält, wird stark von den Konjunkturdaten und der Inflation abhängen. Im­ merhin hatte Fed­Chef Powell angekündigt, die Zinser­ höhungen erst zu stoppen, wenn die Inflation unter das Leitzinsniveau gefallen ist. Prognosen gehen daher der­ zeit noch von einem Anstieg auf 5 bis 5,5 Prozent aus.

Auch die EZB wird nicht so schnell von weiteren Zinser­ höhungen abrücken. So äußerte sich zumindest Chris­ tine Lagarde in ihrer Rede auf dem Weltwirtschaftsfo­ rum in Davos. Zunächst müsse die Inflation deutlicher zurückgehen. Dies lässt wenig Spielraum für schnelle Zinssenkungen zu und deutet laut Beobachtern auf insgesamt zwei Erhöhungen im Februar und März hin.

 

Wie ist die Stimmung bei den Unternehmen?

Das bekannte Stimmungsbarometer für Unternehmen in Deutschland, der ifo­Geschäftsklimaindex, ist Ende Januar zum vierten Mal in Folge gestiegen. Positiv überraschte dabei insbesondere die Bewertung der Geschäftserwartungen. Die Unternehmer schauen also durchaus etwas optimistischer in die Zukunft. Der posi­ tive Stimmungsumschwung ist damit zwar durchaus nachhaltig, kommt aber auch von einem sehr niedrigen Niveau. Gerade die gesunkenen Energiekosten sorgen für eine spürbare Entlastung der Firmen. Mit einer spürbaren Verbesserung der Situation rechnen die Un­ ternehmer aber wohl erst in den Sommermonaten. Gut, dass die Börsen der Realwirtschaft häufig schon ein paar Monate voraus sind…

 

Was passiert in China?

China hat sich von der bisherigen Zero­Covid­Politik verabschiedet. Regelmäßige Lockdowns mit Millionen Betroffenen sollten damit erstmal der Vergangenheit angehören. Mit dieser Entscheidung hat sich auch der Ausblick von Marktbeobachtern für das Land deutlich aufgehellt. Auch wenn aktuell noch eine gewaltige Infektionswelle durch China rollt, sieht man an den Bör­ sen bereits die positiven Auswirkungen der Öffnung. In Verbindung mit den günstigen Energiekosten scheint China damit gut für eine rasche Erholung aufgestellt. Die Regierung wird weiter versuchen das Wirtschafts­ wachstum stark anzukurbeln und insbesondere den wichtigen Immobiliensektor weiter stützen. Eine an­ ziehende Wirtschaft in China würde zudem die Vers­orgung mit Waren weltweit erhöhen und damit auch bremsend auf die Inflationsraten wirken.

 

Fazit:

Die Prognosen der Marktexperten gehen in diesem Jahr von einer Erholung in den meisten Volkswirtschaften aus. Immer im Verhältnis zu dem desaströsen Jahr 2022! Auch wenn sich viele Marktbeobachter nicht einig sind, wann und wie stark diese Erholung eintreten wird, könnte sich eine Rückkehr an die Aktien­ und Anleihe­ märkte für Anleger in 2023 lohnen. Es bleibt dabei im­ mer zu beachten, dass die Börsen eine Markterholung in der Regel schon vorwegnehmen. Aktien steigen also bereits, bevor die Wirtschaftsentwicklung ihren Tief­punkt erreicht hat. Dabei sollten sie sich aber nicht von kurzfristigen Rücksetzern in Panik versetzen lassen. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Heilungsprozess, der nicht immer gleichmäßig verläuft.

 

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Marktbericht: Q3 2022

Inflation trifft Deflation – Bestandsaufnahme und Chancen

Selten waren die Herausforderungen für die Bevölkerungen Europas größer als derzeit. Menschen und Unternehmen sind von zwei Seiten in die Zange genommen, durch Inflation, also Kaufkraftverluste der Einkommen, und gleichzeitig durch Deflation der Vermögensgegenstände. Existenzrisiken für private Haushalte und Unternehmen als auch Wohlstandsverluste und Verarmungstendenzen sind die Folge.

Der Hintergrund dieser Entwicklungen ist maßgeblich exogener Natur. Der geopolitische Krisenpotpourri, allen voran der Ukraine-Krieg mit seinen Maßnahmenpaketen, ist einer der entscheidenden Treiber der Preisinflation neben der verfehlten Zins- und Geldpolitik der westlichen Zentralbanken in den vergangenen Jahren. Die von den Zentralbanken in diesem Jahr erwarteten entlastenden Basiseffekte im Rohstoffsektor verkehrten sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Folge der vom Westen veranlassten Sanktionspolitik in das Gegenteil. Sie wurden zu entscheidenden Preistreibern. Zusätzlich belasteten die Lieferkettenprobleme mangels angemessener globaler Investitionstätigkeit in der Phase von 2017 bis heute.

Die Preisanstiege verringern die Kaufkraft der vorhandenen Einkommen in historisch einmaliger Art und Weise sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone.

Werfen wir zunächst den Blick auf den Wert der laufenden Einkommen, die elementar sind, um das Leben zu bestreiten oder bestreiten zu können. In Deutschland nahmen die Verbraucherpreise zuletzt per Berichtsmonat August um 7,9% zu.  In der Eurozone stellte sich der Anstieg der Verbraucherpreise per August 2022 auf 9,1%, dem höchsten Anstieg in der bis 1991 zurückgehenden Historie.

Verbraucherpreise Eurozone

Verbraucherpreise in der Eurozone

Bei den Erzeugerpreisen, die sich perspektivisch auf die Verbraucherpreise auswirken, ist das Bild prekär. Per August 2022 stellte sich der Anstieg in Deutschland auf 45,8% im Jahresvergleich, während sich der Anstieg in der Eurozone per Juli 2022 auf 37,8% stellte. Wir reden hier von historischen Höchstwerten.

Damit wurde und wird die Kaufkraft der Einkommen massiv in Mitleidenschaft gezogen, denn Löhne oder auch Sozialleistungen werden erst zeitversetzt und voraussichtlich nicht symmetrisch angepasst. Entsprechend nehmen die Stresszustände bei den privaten Haushalten und den Unternehmen zu. Zusätzlich nehmen aus dieser Konstellation Insolvenzrisiken bei Unternehmen zu mit negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Staatliche Ersatzeinkommen sind regelmäßig geringer als Arbeitseinkommen. Das wirkt sich auf Konsum und absehbar auf Produktion belastend aus. Sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland ist als Konsequenz dieser Konstellation eine Rezession auf der Agenda.

Es sind aber nicht nur die realen Einkommensverluste, die das Fundament der Stabilität Deutschlands und der Eurozone erodieren. Diese zuvor dargestellte Inflation trifft gleichzeitig auf eine Deflation bei maßgeblichen Vermögenswerten.

So sank seit Jahresbeginn der DAX-Index um circa 21%. Wer also im DAX beispielsweise via ETF investiert war, hat einen zusätzlichen Kaufkraftverlust von 21%. Ähnlich prekär sah es am Anleihemarkt aus. Auch wer Bitcoin als Alternative wählte, war schlecht beraten. Seit Jahresbeginn stellte sich eine negative Performance um circa 53% gegenüber dem Euro ein. An Immobilienmärkten zeigen sich bezüglich der Preisentwicklung negative Tendenzen im Jahresverlauf.

Eine weitere Komponente ist von elementarer Wichtigkeit. Dabei dreht es sich nicht um eine inländische Betrachtung, sondern um die Betrachtung des Außenwerts unserer Währung. Hier

Handelsbilanz Eurozone

Handelsbilanz in der Eurozone saisonal bereinigt

stellte sich ein massiver Verlust gegenüber dem USD seit Jahresbeginn in Höhe von circa 13,5%. Dieser Verlust zeigt sich auch in der Handelsbilanz, die per Berichtsmonat Juli mit einem Defizit in Höhe von 40 Mrd. Euro ein historisch einmaliges Niveau erreichte. Dagegen waren die Defizite während der Eurokrise bei gut 10 Mrd. Euro förmlich „Peanuts“.

Dieser Mix aus hohen Kaufkraftverlusten der Einkommen nach innen und noch mehr nach außen (USD) bei gleichzeitig markanten Wohlstandsverlusten bei klassischen Anlagen, allen voran Aktien und Anleihen, ist für Deutschland und die Eurozone in einem begrenzten Zeitraum von nur sieben Monaten historisch einmalig.

Das Problem der Einkommensverluste lässt sich durch eigene diskretionäre Entscheidungen nicht oder kaum ändern. Sehr wohl kann dem Problem der Wohlstandsverluste der Vermögen durch aktives Handeln und smarte Entscheidungen entgegengewirkt werden. Wie in jeder Krise gibt es nicht nur Risiken, sondern den Risiken stehen Chancen gegenüber.

Bezogen auf die globale Ökonomie verteilen sich die Karten neu. Europa inklusive der Ukraine und Russland sind bezüglich Wirtschaftsstruktur und Konjunktur zunächst die Verlierer. Die USA sind im westlichen Umfeld die Gewinner. Der USD hat deutlich an Boden gewonnen. Bei Fortsetzung der Krise oder Eskalation, die derzeit im Raum steht, wird der USD weiter an Boden gewinnen. Sollte es zu einer Deeskalation kommen, drehte sich das Bild. Zunächst sollte der USD international weiter an Boden gewinnen. Ergo sind grundsätzlich Anlagen im USD, beispielsweise am Geldmarkt bei hoher Risikoaversion, zunächst weiter zu bevorzugen.

Aber auch die Länder, die sich nicht an den Russland-Sanktionen beteiligen, das sind gut 60% der Weltwirtschaft, bieten dank besserer Versorgungssicherheit als in Europa und Preislichkeit dank Discounts auf den Import russischer Rohstoffe perspektivisch Chancen insbesondere nach den Rücksetzern an den jeweiligen Aktienmärkten. Beispielsweise sind die Inflationsdaten in vielen dieser Länder markant niedriger als in westlichen Ländern. So legten die Verbraucherpreise in China um lediglich 2,5% und die Erzeugerpreise um 2,3% per August im Jahresvergleich zu. Bei Anlageentscheidungen zu Gunsten dieses Sektors sollte darauf geachtet werden, dass die betreffenden Länder keine nennenswerten Leistungsbilanzdefizite und auch ansonsten stabile Strukturdaten aufweisen. Zu diesen Ländern gehört beispielsweise auch Vietnam.

Gold als Währung ohne Fehl und Tadel hat im Zuge der globalen USD-Präferenz gegenüber dem USD um 8,5% verloren, aber Gold hat seit Jahresanfang auf Basis der Eurobewertung um 6% zugelegt. Hier wird deutlich, dass Gold sich in akuten Krisen bewährt. Auch dieser Sektor stellt damit eine Alternative für europäische Investoren dar.

Grundsätzlich ergeben sich nach den teilweise massiven Rücksetzern an Aktienmärkten unter mittel- und langfristigen Gesichtspunkten Chancen. Schlussendlich müssen rund 8,5 Milliarden Menschen grundversorgt werden. Mehr noch sind globale Lieferketten wegen globaler Unterinvestition seit 2017 ausgeprägt. Das gibt den produktions- und lieferfähigen Unternehmen die Möglichkeit, hinsichtlich der Preissetzungsmacht von der Krise zu profitieren. Es gibt auch eine „politische Ökonomie“. Dazu gehört beispielsweise der Rüstungssektor, der losgelöst von der Konjunkturlage reüssieren wird (nicht ESG konform). Anders ausgedrückt bedarf es individueller Analyse, um erfolgreiche Sektoren in der Weltwirtschaft zu erkennen und dort Investitionen vorzunehmen.

Fazit

Als Fazit bietet sich an, die Risiken ernst zu nehmen. Die in den Risiken erkennbaren Chancen gilt es zu nutzen, um Wohlstandsverluste zu vermeiden, entgegenzuwirken oder umzukehren. Die Politik bestimmt die Geschicke massiv.

Aus diesem Grund ist ein hohes Maß an Reagibilität an den Märkten erforderlich. Eine Möglichkeit, sich hohe Reagibilität einzukaufen, ist der Erwerb bisher erfolgreich gemanagter aktiver Aktien- oder Mischfonds.

 

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