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einBlick: Wie Infrastruktur Wachstum und Krisenresistenz vereint

Großflächige Infrastrukturinvestitionen sind nötig, um die Wirtschaft zu modernisieren, digitalisieren und nachhaltiger zu gestalten

Großflächige Infrastrukturinvestitionen sind nötig, um die Wirtschaft zu modernisieren, digitalisieren und nachhaltiger zu gestalten

Sie ist das Rückgrat der Wirtschaft und wahrscheinlich der wichtigste Standortfaktor überhaupt – vielerorts aber nicht mehr zukunftsfähig: Volkswirtschaften stehen weltweit vor der großen Herausforderung, ihre Infrastruktur zu modernisieren, zu digitalisieren und nachhaltig zu transformieren. Um diese Ziele zu erreichen, sind in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weltweit erhebliche Investitionen notwendig. Davon können und sollten auch Anleger profitieren.

Infrastruktur-Aktien zeichnen sich besonders durch ihre Krisenresistenz aus. Sie basieren häufig auf Geschäftsmodellen mit einer stabilen und vorhersehbaren Nachfrage, was zu gut prognostizierbaren Zahlungsflüssen führt. Die Notwendigkeit einer funktionierenden Infrastruktur bleibt unabhängig von der wirtschaftlichen Lage bestehen, da sie grundlegende Bedürfnisse wie Strom, Gas, sauberes Wasser, Abfallentsorgung, Rechenzentren und Mobilfunknetze erfüllt.

Auch Autobahnen, Flughäfen oder Versorgungsunternehmen müssen trotz wirtschaftlicher Unsicherheit weiter betrieben werden, da die Gesellschaft auf sie angewiesen ist. Dadurch können Investoren einen gewissen Schutz gegen konjunkturelle Abschwünge erhalten. Zudem bieten Infrastrukturaktien eine Möglichkeit zur Diversifikation des Anlageportfolios. Da sie oft in sehr unterschiedlichen Branchen (Energie, Bau, Telekommunikation, Wasser, etc.) tätig sind, können Schwankungen in einzelnen Marktsegmenten ausgeglichen werden.

Das zeigten Infrastrukturaktien auch im Jahr 2022: Im Vergleich zum breiten Aktienmarkt haben sie sich in einem schwierigen Umfeld nämlich deutlich besser geschlagen. Während der MSCI World Index in US-Dollar gerechnet 18 Prozent verlor, beendete der FTSE Global Core Infrastructure Index das vergangene Jahr mit knapp sechs Prozent Minus, der S&P Global Infrastructure Index lag am Jahresende sogar nur bei Minus 0,2 Prozent.

Besonders interessant im aktuellen Marktumfeld ist auch der eingebaute Inflationsschutz von Infrastrukturaktien. Da die Einnahmen dieser Unternehmen häufig an Inflationsindizes gekoppelt sind, können sie ihre Gebühren und Preise entsprechend anpassen. Dies stellt sicher, dass die Einnahmen in Zeiten steigender Preise nicht an Wert verlieren. Dies gilt sowohl für Versorgungsunternehmen als auch für Geschäftsmodelle, die auf nutzungsabhängige Anlagen wie Mautstraßen oder Eisenbahnen setzen. Beide generieren inflationsangepasste Umsätze.

Die attraktive Dividendenrendite von Infrastrukturaktien ist ein weiterer Anreiz für Investoren. Stabile Einnahmequellen ermöglichen es Infrastrukturunternehmen, einen Teil ihrer Gewinne als Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Investoren, die Wert auf regelmäßige Ausschüttungen aus ihren Anlagen legen, könnten sich daher von der Aussicht auf Dividendenzahlungen angezogen fühlen.

Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte profitieren Infrastrukturunternehmen auch von globalen Megatrends wie der Umstellung auf erneuerbare Energieträger, der zunehmenden Nachfrage von E-Mobilität sowie der Digitalisierung. Der Angriff Russlands auf die Ukraine im letzten Jahr hat zusätzlich den Druck erhöht, die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern. Das macht auch eine aufwändige Transformation der Energieinfrastruktur notwendig. Eine weitere Herausforderung bleibt der Ausbau des Glasfaser- und des 5G-Netzes – alle diese Vorhaben machen gigantische Investitionen notwendig.

Allein die USA brachten gleich drei Mammut-Programme auf den Weg. Bereits im November 2021 verabschiedete das US-Repräsentantenhaus ein 1,2 Billionen US-Dollar schweres Infrastrukturpaket, mit dem in den nächsten Jahren unter anderem Straßen, Brücken, Häfen, Flughäfen und die Schienennetze in den USA modernisiert werden sollen. Und im August 2022 unterzeichnete US-Präsident Joe Biden den „Inflation Reduction Act“, ein 430 Milliarden US-Dollar starkes Klima-, Sozial- und Steuerpaket, aus dem mehr als 370 Milliarden Dollar in Klima- und Energieprogramme fließen sollen. Die Vergabe der bereits beschlossenen Mittel hat sowohl in Europa als auch in den USA gerade erst begonnen. Das Beste in Sachen Infrastruktur dürfte also noch kommen – auch für Anleger. „Grüne“ Infrastrukturprojekte zur Dekarbonisierung und Digitalisierung sind zudem oft besonders innovativ und verfügen über ein langfristiges Wachstumspotenzial.

Die daraus entstehenden Chancen haben auch Staatsfonds erkannt. Wichtige Erkenntnisse lieferte hierzu die neue Invesco Global Sovereign Asset Management Studie. Sie untersuchte im Detail, wie Staatsfonds und Zentralbanken ihre Portfolios gestalten und welche Investitionsschwerpunkte sie setzen. Für die Studie wurden die Meinungen von 142 Chief Investment Officers, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 85 Staatsfonds und 57 Zentralbanken ausgewertet. Eines der interessanten Ergebnisse war, dass Infrastruktur-Investments aktuell eine bedeutende Rolle in den Portfolios spielen. Insbesondere erneuerbare Energien stehen im Fokus des Interesses von Staatsfonds. Beeindruckende 81 Prozent der Befragten zeigten großes Interesse an Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung. Zudem äußerten 65 Prozent der Befragten Interesse an Investments in Energieversorgung.

Die Umfrage ergab auch, dass die Finanzierung der Energiewende für heutige Staatsinvestoren höchste Priorität hat. Insgesamt 66 Prozent der Befragten betrachten die Auswirkungen des Klimawandels als eines der drei größten Risiken für das globale Wachstum in den kommenden zehn Jahren. Zudem gaben 53 Prozent der Befragten an, dass die finanziellen Kosten der Energiewende zu den bedeutenden Risiken zählen. Auch wenn geopolitische Risiken als noch größere Bedrohung für das globale Wachstum angesehen werden, verdeutlicht die Studie, dass Staatsfonds und Zentralbanken ein starkes Interesse an nachhaltigen Infrastruktur-Investments haben, um die Herausforderungen des Klimawandels anzugehen und langfristiges, nachhaltiges Wachstum zu fördern.

Privatanlegern bieten sich für Investitionen gleich mehrere Optionen an: Zunächst gibt es klassische Infrastruktur-Aktienfonds, die in diverse Unternehmen anlegen, welche ihr Geld wiederum mit dem Bau und der Instandhaltung von Infrastruktur verdienen. Eine Alternative im Rentensegment sind spezialisierte Anleihefonds. Diese bilden Portfolios aus InfrastrukturAnleihen und können laufende Erträge liefern. Dabei profitieren die Zinspapiere von den genannten Vorteilen des Segments und verhalten sich relativ unabhängig von den Aktienmärkten.

Erst seit kurzem ist auch die Anlage in sogenannte „Offene Infrastrukturfonds“ möglich. Anders als Aktienfonds investieren diese nicht in Unternehmen, sondern beteiligen sich direkt an Infrastruktur-Projektgesellschaften. Dieser Bereich ist damit nicht mehr nur institutionellen Anlegern vorbehalten, sondern richtet sich explizit an Privatanleger, die bereits ab einer Mindestanlage von 50,- € investieren können. Das Regelwerk orientiert sich dabei stark an den verbreiteten „Offenen Immobilienfonds“. So gilt ebenfalls für die InfrastrukturSondervermögen eine Mindesthaltefrist von 24 und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten.

 

Fazit

Die bevorstehenden Investitionen in die Modernisierung und Transformation der Infrastruktur weltweit bieten Potenzial für langfristiges Wachstum und Chancen für Anleger, die von den stabilen und zukunftsfähigen Geschäftsmodellen der Infrastrukturunternehmen profitieren möchten. Diese zeichnen sich durch ihre Krisenresistenz aus, da die Nachfrage nach grundlegenden unabhängig von der wirtschaftlichen Lage bestehen bleibt. Zudem bieten Infrastrukturaktien Diversifikationsmöglichkeiten für Anlageportfolios, da sie oft unkorreliert mit anderen Marktsegmenten sind.

 

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Marktbericht: Q2 2023 Abnehmende globale Konjunkturdynamik – Schwellenländer als Stabilisatoren

Viele Industrienationen befinden sich aktuell in einer Rezession

Viele Industrienationen befinden sich aktuell in einer Rezession

Das 2. Quartal 2023 war geprägt von rückläufiger Konjunkturdynamik. Die Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft wurden im Verlauf für das Jahr 2023 als auch das kommende Jahr seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) geringfügig um jeweils 0,1% auf 2,8% und 3,0% reduziert. Die Anpassungen fielen in den Wirtschaftsräumen unterschiedlich aus.

Hintergründe des Verlusts an Konjunkturdynamik waren Auswirkungen der geopolitischen Lage, energetische Versorgungsunsicherheit und vergleichsweise hohe Energiepreise in Europa als auch die zeitversetzten Wirkungen der Zinserhöhungspolitik in der westlichen Hemisphäre mit Bremswirkungen in den Rest der Welt. Die ökonomischen Folgen des Lieferkettenproblems nahmen dagegen ab.

Entscheidende Impulsgeber der Weltwirtschaft blieben die aufstrebenden Länder, deren Wachstum 2023 und 2024 dreimal höher ausfallen soll als das Wachstum der Industrienationen (Quelle: IWF). Im letzten Jahrzehnt lag der Faktor bei circa zwei. Innerhalb dieses Sektors der aufstrebenden Länder bleibt der asiatische Raum mit mehr als fünf Prozent Wachstum in den Jahren 2023 und 2024 die mit Abstand dominanteste Kraft.

Die Vereinigten Staaten waren von leichter Konjunktureintrübung betroffen. Schleppender Konsum und durch Zinserhöhungen belastete Immobilienmärkte als auch industrielle Dynamikverluste stellten sich ein. Arbeitsmärkte zeigten sich dagegen in positiver Verfassung.

In der westlichen Hemisphäre fiel Europa bezüglich der Wirtschaftsleistung zurück, das gilt für die EU als auch für Großbritannien. Positiv stach weiter die Anomalie starker oder zumindest widerstandsfähiger Arbeitsmärkte ins Auge.

Innerhalb der Eurozone verlor Deutschland fortgesetzt an Boden. Nach Veröffentlichung der Erstschätzung der Wirtschaftsleistung für das erste Quartal 2023 befindet sich Deutschland in einer technischen Rezession (zwei Quartale in Folge Kontraktion im Quartalsvergleich). Die führenden Wirtschaftsinstitute Deutschlands erwarten für das Gesamtjahr 2023 mittlerweile einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Das Risiko der mittel und langfristigen Energieversorgungssicherheit und das akute Thema der nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit bei Energiepreisen als energieintensivster Industriestandort des Westens wirkten belastend. Deutschland war und ist bei Erdgas- und Strompreisen im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig. Im 2. Quartal 2023 wurde dieses Manko sowohl von dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag als auch dem Bundesverband der deutschen Industrie thematisiert. Der Verlust an Konkurrenzfähigkeit als Investitionsstandort lastete und lastet schwer auf Deutschland und Europa. Durch massivste Subventionen „gekaufte“ Investitionen nach dem Vorbild Magdeburg/Intel stellen keine nachhaltige Lösung unter gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten dar.

Bis auf wenige Ausnahmen nahm der Inflationsdruck bei vorlaufenden Preisindikatoren als auch den Verbraucherpreisen im Verlauf des Quartals ab. Entwicklungen im Rohstoffsektor waren dabei mitentscheidend. Im Sektor der Industriemetalle kam es im Quartalsvergleich zu leichten Preiseinbußen (Kupfer, Nickel, Aluminium).  Im sensiblen Energiesektor ergaben sich Entspannungen. So notierte die Nordseeölsorte Brent am Ende des 1. Quartals 2023 bei 73,60 EUR, aktuell bei 67,80 EUR. Auch die Erdgaspreise waren in Europa im Quartalsvergleich weiter leicht rückläufig.

Die Zinserhöhungen der westlichen Notenbanken wurden fortgesetzt. Die EZB reduzierte die Zinsschritte von zuvor 0,50% auf 0,25% (aktuell 4,00%). Die US-Notenbank verzichtete bei der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses auf einen Zinsschritt, verwies aber darauf, dass zwei weitere Schritte bis Jahresende folgen könnten (aktuell 5,00% – 5,25%). Die Bank of England sah sich wegen hartnäckigen Inflationsdrucks genötigt, den Leitzins im Juni um 0,50% auf 5,00% zu erhöhen, während die Notenbank Japans weiter auf Zinserhöhungen verzichtet (-0,10%).

Anders als in der westlichen Hemisphäre setzte China im Juni mit Zinssenkungen um 0,10% einen Kontrapunkt. Anders als im Westen steht China vor Deflationsrisiken mit Verbraucherpreisen bei 0,2% und Erzeugerpreisen bei -4,6%. Darüber hinaus veranlasste Peking spezifische Konjunkturunterstützungsmaßnahmen, beispielsweise im Sektor der Elektromobilität.

Weit überwiegend ergab und ergibt sich im „Globalen Süden“ eine im Vergleich zum Westen entspannte Inflationslage. Auch bei weiteren Strukturdaten (u.a. Staatsverschuldung, Verhältnis konsumtiver Neuverschuldung zu investiver Neuverschuldung, Außenhandel, Leistungsbilanz, Devisenreserven) setzt der „Globale Süden“ im Vergleich zu den Industrienationen positive Akzente.

Das Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) wurde prominenter und bewegte die Technologiemärkte, allen voran Microsoft (Chat GPT), aber auch Alphabet (Google). In dem Zuge dieser potentiell disruptiven Einflüsse durch KI setzte der Diskurs in der Politik über die Regulierung der Anwendungen ein.

Die Weltwirtschaft verlor im zweiten Quartal 2023 Dynamik und Homogenität. Konjunkturverläufe und Maßnahmen hoben sich in den unterschiedlichen Regionen voneinander ab.

 

Die Perspektive

Eine kurzfristige Trendwende zu erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des zweiten Quartals 2023 in Richtung des dritten Quartals und darüber hinaus nicht erkennbar. Die rückläufige Konjunkturdynamik in den Industrieländern zeitigt einen bremsenden Konjunktureinfluss durch Nachfrageausfälle für die Schwellenländer, ohne deren positive Grundtendenz zu gefährden. In den letzten 10 Jahren wuchsen die Binnenverkehre des „Globalen Südens“ überproportional und forcierten damit eine zunehmende Abkoppelung von dem westlichen Konjunkturzyklus.

Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung fortgesetzter Abschwächung. Zum Ende des 2. Quartals 2023 trübten sich die Frühindikatoren und Stimmungsindices der Unternehmen in der westlichen Hemisphäre weiter ein oder bewegten sich auf deutlich negativem Terrain. Die Verbraucher hielten sich trotz stabiler Arbeitsmärkte im 2. Quartal 2023 unverändert zurück. Eine Trendumkehr ist bei den Konsumenten nicht absehbar.

Die Einkaufsmanagerindices signalisierten insbesondere in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes nach vorne schauend fortgesetzte Kontraktion und Dynamikverluste. So liegen die Einkaufsmanagerindices für diesen Sektor per Juni 2023 allesamt unter 50 Punkten, der Marke die zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidet (Japan 49,8, USA 46,3, UK 46,2, Eurozone 43,6 und Deutschland 41,0). Anzumerken ist, dass der Sektor des Verarbeitenden Gewerbes bezüglich des Themas Energiepreise sensibel ist. Europa ist und bleibt durch die eigene Politik im Vergleich zu den USA und Japan in einer prekären Situation.

Der Dienstleistungssektor verlor an Wachstumsdynamik. Die Einkaufsmanagerindices bewegen sich aber weiter deutlich oberhalb der Marke von 50 Punkten und signalisieren Wachstum (Japan 54,2, USA 54,1, Deutschland 54,1, UK 53,7, Eurozone 52,4).

Hinsichtlich weiterer Zinserhöhungen in westlichen Ländern und den damit verbundenen Unsicherheiten bleibt der Druck auf die Immobilienmärkte und die Baubranche ausgeprägt. Für den „Globalen Süden“ sind die Aussichten mangels hoher Inflation und Zinserhöhungen ungleich besser.

Im Rohstoffsektor ist der Ausblick verhalten. Abnehmende globale Konjunkturdynamik eröffnet keine Trendwende zu höheren Preisen vorbehaltlich des Themas von möglichen Ernteausfällen im Agrarsektor. Damit sind Rohstoffpreise zunächst keine belastenden Faktoren für die Weltkonjunktur.

Die Perspektiven für den Technologiesektor oder zumindest Teile dieses Sektors hoben und heben sich positiv ab. Die Disruption durch Künstliche Intelligenz greift dynamisch Raum, ablesbar an den Nutzerzahlen von beispielsweise Chat GPT. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Perspektivisch wirkt Künstliche Intelligenz durch massive Erhöhung der Effizienz reduzierend auf Inflation.

Eine Fortsetzung des Rückgangs inflationärer Tendenzen steht auf der Agenda. Die vorlaufenden Preisindices, unter ihnen Importpreise, Großhandels- und Erzeugerpreise, weisen in Richtung geringerer Verbraucherpreise. Sollten die Rückgänge größer als im Notenbanksektor unterstellt ausfallen, könnten die Spitzen des Zinserhöhungszyklus niedriger und zeitnäher ausfallen.

Die Geopolitik, die unverändert belastend auf die Weltwirtschaft wirkt, lieferte Richtung Ende des 2. Quartal 2023 Hoffnungswerte auf eine zukünftige Entspannung. Friedensinitiativen bezüglich des Ukraine-Konflikts gingen sowohl von China als auch von Afrika aus. Zwischen den USA und China kam es auf Außenministerebene in Peking zu einem angeblich konstruktiven Austausch, der fortgesetzt werden soll. Die deutsch- chinesischen Regierungskonsultationen waren konziliant im Ton. Verstärkte Kooperation in diversen Feldern wurde vereinbart. Die Entwicklungen sind zarte Sprösslinge, sie sind noch keine belastbaren Größen für die Realwirtschaft als auch Finanzmärkte.

Die verfügbaren Fakten liefern kaum Grundlagen für einen Trendwechsel in Richtung einer belebteren Gangart der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer tendenziell ausweiten. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne Umsteuerung in Berlin und Brüssel weiter zunehmen. Hoffnungswerte sind in den Sektoren Geopolitik, Inflations- und nachfolgend Zinsentwicklung gegeben.

 

Der Finanzmarkt und die Wirtschaft

An den Finanzmärkten ergab sich ein hohes Maß an Widerstandskraft hinsichtlich der geopolitischen und realwirtschaftlichen Belastungen. Die Divergenz zwischen der Konjunkturentwicklung in den Industrienationen im Vergleich zu den Schwellenländern wird an diversen Märkten kaum oder weiter nicht diskontiert. Ebenso wird den Themen der unterschiedlichen Qualität (Realzins, siehe Tabelle 2) an den Rentenmärkten wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf

Es kam zu unterschiedlichen Entwicklungen an den Aktienmärkten, die in Teilen losgelöst vom realwirtschaftlichen Grundmuster ausfielen. Mit wenigen Ausnahmen kam es zu positiven Marktentwicklungen.

 

Tabelle 1: Vergleich der Aktienmärkte im Quartalsverlauf

 

Index 31.03.2023 23.06.2023 Veränderung
MSCI World 2,791,44 2.902,34 +3,97%
DAX 15.628,84 15.829,94 +1,29%
EuroStoxx 50 4.329,42 4.271,61 -1,34%
S&P 500 4.108,86 4.348,33 +5,83%
NASDAQ 13.181,35 14.891,48 +12,97%
Nikkei Index 28.206,87 32.781,54 +16,21%
CSI Index 4.086,05 3.864,03 -5,43%
Sensex Index 58.991,52 62.979,37 +6,76%

 

US-Märkte liefen deutlich besser als die europäischen Märkte. Entscheidende Treiber waren Technologieaktien, allen voran die Werte, die führend bei dem Thema Künstliche Intelligenz waren und sind. So legte Microsoft in diesem Zeitraum von 262,00 EUR um 17,53% auf 307,95 EUR zu. Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken zu Lasten der Finanzmärkte Europas und zu Gunsten der Märkte USA.

Die Schwäche an Chinas Aktienmärkten war im Quartalsvergleich im internationalen Vergleich ausgeprägt. Weder verfingen Themen wie Chinas Wachstumsvorteile, Stabilitätsvorteile, Zinssenkungspotentiale, Realzins oder konservative Bewertungskriterien. Erkennbar spielten und spielen geopolitische Erwägungen in der Kapitalallokation westlicher Teilnehmer außerhalb der westlichen Einflusssphäre eine belastende Rolle für Chinas Märkte.

Dagegen reüssierte Japan in dynamischer Form. Fortgesetzte Niedrigzinspolitik, die Abwertung des JPY als auch zuletzt unerwartet positive Wachstumsdaten wurden am Aktienmarkt „honoriert“. Die Performance muss jedoch um Währungseffekte bereinigt werden. In diesem Zeitraum verlor der JPY gegenüber dem EUR 8,87%.

Fazit:   Die unterschiedlichen Entwicklungen an den internationalen Aktienmärkten reflektierten einerseits die zunehmend heterogeneren Standortbedingungen auf dieser Welt. Sie waren und sind auch

Ausdruck der geopolitischen Auseinandersetzungen, die die Kapitalallokation durch die dominanten westlichen Kapitalsammelstellen nachweislich beeinflusst. Darüber hinaus spielten und spielen sektorale Themen wie Künstliche Intelligenz eine bestimmende Rolle. Diese Tendenzen sollten sich im dritten Quartal 2023 grundsätzlich fortsetzen.

 

Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf

Die westlichen Zentralbanken bereiteten die Finanzmärkte umfassend auf die dann getroffenen Zinsentscheidungen vor. Damit wurden Verwerfungen an den Finanzmärkten durch Zinsentscheidungen zumeist verhindert.

Anders als in den westlichen Industrienationen bauten und bauen sich in mehreren Ländern des „Globalen Südens“ vor dem Hintergrund rückläufigen Preisdrucks Potentiale für mögliche Zinssenkungen auf. China hat diesen Weg bereits mit einer geringfügigen Zinssenkung um 0,10% beschritten. 

 

Tabelle 2: Vergleich der Rendite-Entwicklungen an den Rentenmärkten:

 

Rendite 31.03.2023 Rendite

23.06.2023

Veränderung der Rendite und des Leitzinses Verbraucherpreise

(CPI)

Realzins (Rendite abzüglich CPI)
10-jährige Staatsanleihen Chinas 2,87% 2,70% -0,17%

Leitzins -0,10%

0,2% +2,50%
10-jährige britische Gilts 3,45% 4,37% +0,92%

Leitzins +0,75%

8,7% -4,33%
10-jährige Bundesanleihen 2,29% 2,36% +0,07%

Leitzins +0,50%

6,1% -3,74%
10-jährige Staatsanleihen Japans 0,32% 0,36% +0,04%

Leitzins 0,00%

3,2% -2,84%
10-jährige US-Staatsanleihen 3,52% 3,74% +0,22%

Leitzins +0,25%

4,0% -0,26%

 

Die Erwartung rückläufigen Inflationsdrucks wird die Konstellation bei den real negativen Zinsen im dritten Quartal tendenziell entschärfen. Der Rückgang der Preisinflation sollte sich im Verlauf des dritten Quartals auf circa 1% – 2% je nach Region stellen.

Die aktuellen negativen Realzinsen insbesondere in Europa implizieren für die EZB einen erhöhten Handlungsdruck, noch mehr für die Bank of England, weitaus weniger für die US-Notenbank. Für die EZB sind weitere zwei Zinsschritte um mindestens 0,50% im dritten Quartal gesetzt. Der Druck auf die Bank of England ist tendenziell höher. Dagegen ergibt sich für die US-Notenbank erkennbar weniger Handlungsdruck. Seitens der Fed wurden Zinsschritte in Höhe von 0,50% im zweiten Halbjahr 2023 angedeutet. Mit diesen fortgesetzten Zinserhöhungen werden in den westlichen Ländern anders als im „Globalen Süden“ Belastungen der zinssensitiven Wirtschaftsbereiche einhergehen (u.a. Immobilienmärkte, Baubranche).

Fazit: Für die Rentenmärkte in Europa und den USA bieten sich im Zuge der voraussichtlichen Zinserhöhungen moderat höhere Renditen. Die Traktion der Rentenmärkte sollte in den USA und der Eurozone bei circa 50% – 60% der Leitzinserhöhungen liegen. Das entspräche den Erfahrungswerten aus den bisher vorgenommenen Zinserhöhungen des aktuellen Zyklus.

 

Devisenmärkte: Stabilität des Euros und Schwäche des JPY

An den Devisenmärkten bestimmten Erwartungen über die weitere Zinspolitik der Notenbanken zu großen Teilen das Geschehen. Aus diesem Grund war der japanische Yen der Verlierer. Aus diesen Gründen konnte der Euro sich gegenüber dem US-Dollar behaupten und das britische Pfund sogar gegenüber dem Euro an Boden gewinnen. Mit fundamentalen Bewertungen der Ökonomien und ihrer Attraktivität hatten diese Bewertungen bestenfalls am Rande zu tun.

Im zweiten Quartal 2023 konnte der Euro kurzzeitig seine Stärke bis über 1,1050 gegenüber dem US-Dollar ausbauen, um dann den Terraingewinn zu konsolidieren. Im Vergleich zum Ende des ersten Quartals hat sich gegenüber dem USD kaum eine Veränderung ergeben (siehe Tabelle 3).

Gegenüber dem japanischen Yen gewann der EUR deutlich an Boden und markiert derzeit die höchste Bewertung des Euros seit circa 15 Jahren.

Gegenüber dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken ergaben sich keine signifikanten Veränderungen.

 

31.03.2023 23.06.2023 Veränderung
EUR-USD 1.0864 1.0895 +0,28%
EUR-JPY 143,86 156,62 +8,87%
EUR-CHF 0,9937 0,9775 -1,63%
EUR-GBP 0,8781 0.8568 -2,43%

 

Fazit: Voraussichtlich bleibt das Thema Zinssensibilität an den Devisenmärkten im dritten Quartal 2023 beherrschend. Je mehr sich die Märkte dem Zinsgipfel nähern, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass fundamentale Themen an Bedeutung gewinnen. Geopolitische Veränderungen hätten gleichfalls das Potential Neubewertungen zu forcie

 

 

Marktüberblick

Aktien

Performance Aktuell lfd. Jahr 1J 3J 5J
DEUTSCHLAND
DAX 40 16.147,9 16,0% 26,0% 9,6% 5,6%
MDAX 27.610,5 9,9% 6,9% 1,9% 1,3%
SDAX 1.426,1 11,9% 11,7% 4,6% 1,9%
 EUROPA
Euro St. 50 4399,09 19,14% 32,10% 14,40% 8,62%
FTSE 100 7531,53 3,11% 8,93% 10,82% 3,53%
CAC 40  7.400,53 17,41% 28,69% 17,94% 9,85%
SMI 11280,29 8,29% 8,02% 6,88% 8,84%
GLOBAL
S&P 500 4.450,38 16,88% 18,31% 14,39% 12,28%
Hang-Seng 18.916,43 -2,76% 10,66% -5,33% -5,12%
Nasdaq 13.787,92 32,32% 25,04% 11,63% 13,96%
Nikkei 33.189,04 28,65% 30,88% 16,73% 10,47%
 

 

Rohstoffe

(USD)
Gold 1,919,35 5,23% 6,20% 7,77% 53,23%
Öl Brent      74,9 -12,28% -34,46% 82,02% 6,59%

 

Währungen
EUR/USD 1,0909 -13,45% 4,05% -2,89% -6,63%
EUR/CHF 0,9769 -6,50% -2,41% -8,20% -15,56%

 

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einBlick: Rekordjahr für Dividenden

Mit Dividenden erzielen Anleger regelmäßige Erträge

Die Aussichten für Dividenden im Jahr 2023 sind äußerst vielversprechend. Experten erwarten weltweit Dividendenausschüttungen in Höhe von bis zu 1,64 Billionen US-Dollar. Auch Deutschlands Konzerne zeigen sich so spendabel wie nie zuvor. Marktbeobachter schätzen, dass die 40 Unternehmen im DAX im laufenden Jahr insgesamt 55 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten werden, was einem Anstieg von neun Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2022 entspricht. Wenn man auch die Nebenwerte im M- und S-DAX berücksichtigt, beläuft sich die Gesamtsumme sogar auf stattliche 65 Milliarden Euro. Diese Zahlen verdeutlichen das enorme Potenzial und die Attraktivität von Dividendenausschüttungen für Anleger.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Dividenden gerade in schwierigen Marktphasen mit hoher Volatilität stabiler bleiben als die Gewinne von Unternehmen. Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten, zögern oft, ihre Dividenden zu kürzen, selbst wenn ihre Gewinne zurückgehen, da Investoren in der Regel sehr negativ auf solche Kürzungen reagieren.

Es heißt also wieder umdenken: Blieben im vergangenen Jahrzehnt verlässliche Dividendenzahler weit hinter Wachstumsaktien zurück, pflügt die Zinswende nun den Kapitalmarkt um. Investoren besinnen sich wieder auf Substanz und harte Fakten, statt auf unsichere Gewinnversprechen zu bauen. Schließlich kommt es unter dem Strich nicht nur auf die Rendite an, sondern auch auf Stabilität und Nachhaltigkeit: Die Ausschüttungen sollten also aus erzielten Gewinnen und nicht aus der Substanz oder Sondereffekten kommen. Auch die langfristigen Geschäftsperspektiven müssen natürlich solide sein, damit auch die langfristigen Dividendenaussichten stabil bleiben. Dies ist angesichts der Teuerung derzeit besonders wichtig, um zumindest einen Inflationsausgleich im Portfolio zu schaffen und im Idealfall noch einen Gewinn zu erzielen.

Dies scheint auf die meisten Dividendenzahler im ersten Quartal zuzutreffen. Weltweit erhöhten 95 Prozent der Unternehmen ihre Dividenden oder hielten sie zumindest konstant. Eine der wenigen Ausnahmen war der Bergbau-Sektor, welcher aufgrund niedriger Rohstoffpreise insgesamt niedrigere Ausschüttungen verzeichnet. Abgesehen davon gab es aber nur wenige negative Ausreißer.

Am meisten zum Wachstum trugen im ersten Quartal Banken und Ölproduzenten bei. Doch auch Automobilhersteller haben ein starkes Ergebnis und hohe Sonderdividenden verzeichnet. Mercedes-Benz etwa verfügt über starke Preismacht. Der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr liegt unter dem Strich bei rund 13,5 Milliarden Euro. Damit können die Stuttgarter die erwartete Dividende von fünf Euro je Aktie problemlos zahlen.

Europäische Banken wiederum haben und werden fast schon zwangsläufig von den kräftigen Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank profitieren. Diese führen zu höheren Gewinnmargen bei den Geldhäusern, die teilweise ihr bestes Geschäftsjahr seit zehn Jahren erwarten und auf entsprechend hohe Ausschüttungen hoffen lassen.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Dividenden langfristig einen signifikanten Einfluss auf die Performance von Aktienanlagen haben. Ein prominentes Beispiel ist der US-Starinvestor Warren Buffett, der seit Jahrzehnten erfolgreich auf die Kraft der Dividenden setzt. Neben Kursgewinnen profitiert Buffett regelmäßig von den Ausschüttungen der Unternehmen, in die er investiert. Diese erfolgreiche Strategie greifen auch viele Dividendenfonds auf. Bei der Auswahl der passenden Unternehmen schauen Fondsmanager aber nicht allein auf die Höhe der Dividenden, sondern können auch andere Aspekte für die Aktienselektion berücksichtigen. Dazu gehört der Fokus auf einzelne Regionen oder Branchen sowie die Berücksichtigung von ESG-Kriterien – also Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

Dividendenfonds investieren in eine Vielzahl von Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen. Dadurch können Anleger ihr Risiko streuen und von einer breiten Palette von Unternehmen und Märkten profitieren. Eine diversifizierte Anlage kann das Risiko verringern und die Chancen auf eine stabile Rendite erhöhen.

Dividenden erfüllen aber noch weitere wichtige Funktionen für Anleger. Einerseits dienen sie als kontinuierliche Einnahmen, ähnlich den Zinserträgen von Anleihen. Dies kann insbesondere für Anleger attraktiv sein, die regelmäßige Einkommensströme benötigen. Andererseits können Dividendenausschüttungen die Rendite im Depot stabilisieren, insbesondere wenn die Kurse, wie im vergangenen Jahr, stark fallen. Die regelmäßigen Zahlungen wirken dann wie ein Risikopuffer.

Viele Unternehmen, die regelmäßige Dividendenzahlungen leisten, sind etablierte Unternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell. Diese Unternehmen haben in der Regel eine solide finanzielle Basis, eine starke Marktposition und eine nachhaltige Geschäftstätigkeit. Diese Merkmale können dazu beitragen, dass sie in Krisenzeiten widerstandsfähiger sind und besser auf Herausforderungen reagieren können. Die Zahlung einer Dividende hat dann sogar zusätzlich eine Signalwirkung an Investoren: Sie zeigt, dass das Unternehmen über genügend finanzielle Stärke und Vertrauen in seine Zukunftsaussichten verfügt, um Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Dieses Vertrauen wird häufig von Anlegern zurückgezahlt, die in schwierigen Zeiten an den Ausschüttungskönigen festhalten.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Dividendenaktien nicht immun gegen Marktvolatilität sind und dass eine fundierte Bewertung der Unternehmen und ihrer finanziellen Gesundheit erforderlich ist. Ein diversifizierter Ansatz, der verschiedene Anlageklassen und Strategien berücksichtigt, ist in volatilen Marktphasen immer ratsam.

Fazit:  Nach mehreren sehr guten Jahren für Wachstumsaktien, sind Value- und Dividendenaktien wieder in den Fokus der Investoren gerückt. Rechnet man für das kommende Jahr mit einer schwachen Konjunktur, unverändert hohen Zinsen und vor allem nicht mit Zinssenkungen der Notenbanken, spricht vieles für ein solches Investment. Dividenden sind aber kein Modetrend, der nur kurzfristig in bestimmten Marktphasen interessant ist, sondern sollte in der Vermögensallokation generell eine Rolle spielen. Es gilt aber darauf zu achten, dass die Ausschüttungen nicht aus der Substanz des Unternehmens gezahlt werden, sondern Gewinne auch für langfristig wichtige Investitionen verwendet werden. Hier müssen Anleger genau hinschauen und sich nicht von hohen Dividendenrenditen blenden lassen.

 

 



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Die vorstehenden Darstellungen dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine  Anlageberatung dar, insbesondere enthalten sie kein Angebot und keine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes bezüglich des Erwerbs oder der Veräußerung eines Finanzinstruments. Vor einer solchen Entscheidung sollten Sie sich unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Vermögensverhältnisse individuell beraten lassen. Die Gültigkeit der Informationen ist auf den Zeitpunkt ihrer Erstellung beschränkt und kann sich je nach Marktentwicklung ändern. Die in den Darstellungen enthaltenen Informationen stammen aus zuverlässigen Quellen. Eine Garantie für deren Richtigkeit können wir allerdings nicht übernehmen. Wertentwicklungen aus der Vergangenheit, Simulationen oder Prognosen sind keine Garantie und kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Performance. Geschäfte mit Finanzinstrumenten sind grundsätzlich mit Risiken, insbesondere dem Risiko des Totalverlustes des eingesetzten Kapitals, behaftet.

einBlick: Nachhaltigkeit bleibt ein Erfolgsfaktor

In Deutschland fließt jeder zweite neu investierte Euro in ein nachhaltiges Finanzprodukt

In Deutschland fließt jeder zweite neu investierte Euro in ein nachhaltiges Finanzprodukt

Nachhaltige Geldanlage

Gerade innovative Wachstumsunternehmen hatten es aufgrund der steigenden Zinsen in diesem Jahr schwer – auch viele Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit. Treiber von Trends, wie der erneuerbaren Energie, haben sich in 2022 aber sogar verstärkt. Günstige Bewertungen und Unterstützung aus der Politik sollten hier zu einer überfälligen Erholung beitragen. Abseits des Themas Energieerzeugung gibt es aber noch weitere interessante Themenbereiche, die noch etwas unter dem Radar fliegen und gerade für langfristige Anleger relevant sind.

 

Definition von Nachhaltigkeit

Wer „Nachhaltigkeit“ bei Google eingibt, erhält knapp 330 Millionen Ergebnisse und stößt dabei auch auf Hans Carl von Carlowitz. Das von ihm bereits 1713 postulierte Prinzip, nur so viele Bäume zu fällen, wie durch planmäßiges Aufforsten wieder nachwachsen können, ließ sich trotz seiner Einfachheit damals noch nicht so leicht auf die Wirtschaft übertragen. Fast 300 Jahre später hat das Thema mächtig Fahrt aufgenommen. Die steigende Nachfrage zeigt, dass viele Anleger nachhaltig investieren wollen, um zum einen von den Chancen zu profitieren und zum anderen mit ihrem Geld zu einer besseren Welt beizutragen.

Laut allgemeiner Definition ergänzen nachhaltige Geldanlagen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte. Das führt zu unterschiedlichen Anlageprozessen, die den Einfluss von ESG-Kriterien (auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) einbeziehen. Daraus wiederum ergeben sich bestimmte Ausschlusskriterien, die den Wertvorstellungen des Investors oder internationalen Normen und Standards folgen. Ausschlussgründe für Unternehmen könnten etwa die Herstellung von Tabak, grobe Verletzung von Menschenrechten oder Verstöße gegen Arbeitsnormen sein.

 

Mehrwert für Anleger schaffen

Echte Nachhaltigkeitsstrategien sollen Mehrwert schaffen, für die Gesellschaft und für den Anleger. Viele Jahre hat dies auch gut funktioniert und der Weltindex „MSCI World“ konnte von seiner nachhaltigen Variante „outperformt“ werden. Damit war es Anfang 2022 aber vorbei: Inflation und Ukraine-Krieg schickten die Aktienmärkte auf Talfahrt und trafen einige ESG-Fonds besonders heftig. Viele als nachhaltig geltende Wachstumsunternehmen litten unter den gestiegenen Finanzierungskosten für Forschung oder Investitionen in neue Anlagen. Im Gegensatz dazu waren die lange als Klimasünder vernachlässigten Rohstoffe dank immer höherer Preise sehr gefragt. Die schwächere Kursentwicklung und das leicht abflauende Wachstum der Nachfrage wurden von einzelnen Beobachtern schon als Anfang vom Ende des Megatrends gesehen. Diese Stimmen sind ein Jahr später wieder verstummt.

Mit der Stabilisierung der Inflation setzte auch die Erholung der Kurse ein und selten war das Thema nachhaltige Energieerzeugung so präsent wie aktuell. Der Wunsch nach energetischer Unabhängigkeit von Russland und die Einhaltung von Klimazielen zwingt Staaten langfristig zu großen Investitionen in erneuerbare Energien und nachhaltigem Wirtschaften. Dies sollte die Erholung entsprechender Aktien noch befeuern.

 

Nachhaltige Geldanlage gewinnt weiter an Bedeutung

Wie groß die Bedeutung der nachhaltigen Energieerzeugung künftig sein wird, zeigt der kürzlich vom US-Senat verabschiedete „US Inflation Reduction Act“. Die USA wollen mehr als 300 Milliarden US-Dollar in die Energie- und Klimareform investieren – die größte Investition in saubere Energie in der Geschichte der USA auf Bundesebene. Für Anleger bedeutet dies eine ganze Reihe interessanter Anlagemöglichkeiten in zahlreichen Sektoren. Hier beginnen aber die ersten Herausforderungen für Anleger: Nur weil ein Unternehmen in einer Wachstumsbranche tätig ist, heißt noch nicht, dass es eine gute Investition ist. Allein der Bereich der Energiewende umfasst eine Vielzahl von Branchen: von Energieeffizienz über intelligente Netze bis hin zu Elektrofahrzeugen und alternativen Transportmitteln. Hier gilt es im Einzelfall zu entscheiden und die aktuellen Bewertungen bei der Auswahl zu berücksichtigen.

Nachhaltigkeit ist aber natürlich noch viel mehr als nur erneuerbare Energie. Zu Unrecht übersehen werden häufig Bereiche wie Wasserversorgung und Abfallmanagement. Die zunehmende Urbanisierung sorgt hier für eine krisenunabhängige Nachfrage nach einem Ausbau der Infrastruktur. Insgesamt wird der weltweite Wasserverbrauch bis 2050 um rund 55 % steigen. Auch aufgrund des stark steigenden Verbrauchs in der Industrie. Aber nicht nur neue Infrastruktur muss geschaffen, sondern in den Industrienationen auch ein Großteil der Anlagen erneuert werden. Die Verschwendung von Trinkwasser durch korrodierte Leitungen und andere Defekte erreicht in den USA jährlich etwa 8 Billionen Liter oder mehr als 15 Prozent des gesamten Trinkwasserverbrauchs. Investitionen sind hier dringend notwendig.

 

Trend nicht nur in Industrienationen

Unterschätzt werden auch die nachhaltigen Bestrebungen in Schwellenländern. Längst hat in den sogenannten „Emerging Markets“ ein Umdenken begonnen, was das Thema nachhaltiges Wirtschaften und Umweltschutz betrifft. Dies liegt zum einen am Druck aus den Industrienationen, aber zum anderen an den Problemen, denen sich diese Länder schon jetzt stellen müssen: Die stark wachsende Bevölkerung führt beispielsweise dazu, dass bis 2050 die Hälfte der Menschheit in Asien leben wird. Schon jetzt fehlt es an fruchtbarem Ackerland, Trinkwasser und Rohstoffen. Die Politik steuert bereits dagegen: China und Indien haben ehrgeizige Pläne, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, die Energiewende voranzutreiben und in Umweltschutz sowie den Ausbau der Wasserversorgung zu investieren.

Zu beachten ist allerdings, dass in Schwellenländern zwar Ökologie eine immer wichtigere Rolle spielt, bei den Aspekten Soziales und Unternehmensführung (also die Bereiche „S“ und „G“ von „ESG“) noch großer Aufholbedarf herrscht. Gleichzeitig bietet sich damit aber auch ein großes Potential für weitreichende Verbesserungen: Aktive Fondsmanager und -gesellschaften können ihre Mitbestimmungsrechte als Investoren nutzen, um auf ein nachhaltiges Management hinzuwirken.

 

Fazit

Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und den vielfältigen Auswirkungen für die Märkte, scheinen nachhaltige Investments den Glanz der Vorjahre verloren zu haben. Anleger sollten sich von der zwischenzeitlichen Schwächephase aber nicht täuschen lassen. Das Umfeld für ESG-Investitionen ist, auch dank gewaltiger Ausgaben von Regierungen, attraktiv und die Zeit scheint reif für eine Erholung. Nachhaltigkeitsfonds sind daher nicht nur etwas für Weltverbesserer, sondern auch für Renditejäger!

 

 

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Marktbericht Q1 2023

Schwellenländer treiben die Weltwirtschaft

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In einigen Entwicklungsländern sind die Inflations- und Zinsprobleme deutlich geringer als in den Industrienationen

Das erste Quartal 2023 war geprägt von grundsätzlich positiven konjunkturellen Entwicklungen in der Weltwirtschaft. So nahmen auf globaler Ebene weitgehend die Sentiment Indikatoren zu, BIP-Prognosen wurden überwiegend positiv angepasst und Inflationsdaten gaben im Verlauf des ersten Quartals nach. Zentralbanken der westlichen Hemisphäre mit Ausnahme Japans setzten ihren Aufholprozess in der Zins- und Geldpolitik fort. Aktienmärkte waren bis Mitte März im Quartalsverlauf stabil oder freundlich. Mit dem Scheitern der Silicon Valley Bank, der Signature Bank, den Problemen der First Republic Bank als auch der Credit Suisse Group reagierten Aktienmärkte ab Mitte März mit Rückgängen, die in Europa ausgeprägter als in den USA waren. Anders als in der Lehman-Krise agierten die Behörden in den USA als auch die Schweizer Nationalbank von Anfang an mit markanten Stabilisierungsmaßnahmen, um Dominoeffekte im Finanzsektor zu unterbinden. Laut EZB und europäischen Aufsichtsbehörden seien in der Eurozone keine Bankenprobleme gegeben.

Die Ausgangslage im Finanzsektor ist qualitativ anders als 2008/2009. Nach der Lehman-Krise wurden sowohl die Eigenkapital- als auch die Liquiditätsanforderungen seitens der Gesetzgeber und Aufsichten deutlich erhöht. Behörden zeigen eine aktuell erhöhte Reagibilität in dem Ansatz der Abschirmung anders als 2008/2009. Inwieweit es weitere Probleme im Finanzsektor geben wird, lässt sich mangels Bilanztransparenz für Marktteilnehmer (anders für Aufsicht und Zentralbanken) nicht voraussagen. Für die westliche Hemisphäre ergeben sich anders als in den aufstrebenden Ländern, die keine vergleichbaren Inflations- und Zinsprobleme haben (China Raum für Zinssenkungen), Verunsicherungen und verschärfte Kreditanforderungen, die sich tendenziell bremsend auf die gesamtwirtschaftliche Lage auswirken können.

Politisch setzte sich im Verlauf des ersten Quartals 2023 die zunehmende Teilung der Welt fort. Westlich orientierte Länder verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland. In der EU wurde im Februar das zehnte Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die G20 Veranstaltung zerfällt zusehends in ein G13 und G7 Format. Die nicht westliche Welt (circa 66 % der Weltwirtschaft, Basis Kaufkraftparität), die bisher nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich in der Folge wegen besserer Versorgungssicherheit und geringerer Preise vergleichsweise attraktiver Wirtschafts- und Investitionsbedingungen.

Die Weltwirtschaft war im 1. Quartal 2023 von leicht verstärkter positiver Dynamik geprägt. So erhöhte der Internationale Währungsfonds im Januar 2023 im World Economic Outlook die im Oktober 2022 auf 2,7 % reduzierte BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2023 auf 2,9 %. Dagegen wurde die BIP Prognose per 2024 geringfügig von 3,2 % auf 3,1 % reduziert. Die Divergenz in der BIP Entwicklung zwischen den etablierten Industrienationen und den aufstrebenden Ländern nimmt zu Lasten der Industrienationen zu. So liegt die BIP-Prognose für die Industrienationen per 2023 bei 1,2 % (USA 1,4 %, Eurozone 0,7 %), während die Prognose für die aufstrebenden Länder bei 4,0 % liegt (China 5,2 %, Indien 6,1 %). Russland wurde vom IWF deutlich heraufgestuft. 2023 wurde die BIP-Prognose von -2,3 % um 2,6 % auf 0,3 % revidiert (Deutschland 0,1 %). Für 2024 liegt die IWF-Prognose für den Westen bei 1,4 %, für die aufstrebenden Länder bei 4,2 %.  An den Daten zeigt sich, dass der Anteil der westlichen Industrienationen an der Weltwirtschaft weiter rückläufig ist und sein wird. Diese Veränderung der wirtschaftlich- und finanziellen Machtachse spiegelt sich in einem stärkeren politischen Selbstbewusstsein des so genannten „Globalen Südens“.

Die leicht positiv veränderte globale BIP-Prognose war verbunden mit vermindertem Preisdruck. So sank der CRB-Rohstoffpreisindex im ersten Quartal 2023 von 298 auf 279 Punkte und markierte das tiefste Niveau seit Februar 2022. Die Themen Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen als auch deren Preise belasteten tendenziell weniger. Das Situationsmanagement insbesondere in Europa war und ist zunächst erfolgreich. Damit sanken die von außen auf die Wirtschaftsräume wirkenden Inflationseinflüsse. Dagegen steigt über die aktuellen Lohnforderungen potentiell der innere Inflationsdruck.  Die Öffnung Chinas mit dem Ausstieg aus der Corona-Politik lieferte einen positiven Impuls für die Wirtschaftsaussichten Chinas und der Weltwirtschaft auch im Hinblick auf potentiell verringerte Lieferkettenprobleme und damit diesbezüglich verringerten Inflationsdrucks. Der IWF setzte die BIP-Prognose Chinas um 0,8 % per 2023 auf 5,2 % in die Höhe. Goldman Sachs erhöhte im März 2023 die BIP-Prognose per 2023 auf 6,0 %.

Die Finanzmärkte reagierten im 1. Quartal 2023 in einer grundsätzlichen Betrachtung bis Mitte März mit geringerer Risikowahrnehmung. In der Folge legte der deutsche Aktienindex DAX von 14.006 Punkten am 30. Dezember 2022 in der Spitze mehr als 15.638 Punkte (7. März 2023) zu. Als Konsequenz der US-Regionalbankenprobleme und der Entwicklung um Credit Suisse kam es zu einem Abverkauf auf 14.768 Zähler (Stand 17. März 2023).

Zinserhöhungen setzten sich im 1. Quartal 2023 fort. Die US-Notenbank verringerte die Höhe der Zinsanpassungen auf 0,25 %. Der Leitzins der Federal Reserve liegt aktuell in der Bandbreite bei 4,50 % – 4,75 %. Die EZB hielt dagegen an Zinsschritten um 0,50 % fest. Der Leitzins der EZB steht aktuell bei 3,50 %. Beide Zentralbanken signalisierten eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik. Im Hinblick auf das US-Regionalbankenproblem ergibt sich bei beiden Zentralbanken eine verstärkte Bereitschaft, datenabhängiger vorzugehen. Das deutet in der Tendenz einen milderen Ansatz in der Zins- und Geldpolitik an, was Folgen für die Kapitalmärkte mit sich brachte.

Am Kapitalmarkt ergeben sich zum Quartalsende bedingt durch die Querelen im US-Regionalbankensektor und bei Credit Suisse Neubewertungen. 10-jährige Bundesanleihen beendeten das vierte Quartal 2022 bei einer Rendite von 2,50 %. In der Spitze wurde ein Renditehoch im 1. Quartal 2023 bei 2,77 % markiert (3. März 2023). Aktuell (Stand 17. März) stellt sich die Rendite auf 2,11 %. 10-jährige US-Staatsanleihen hatten einen ähnlichen Verlauf. Die Rendite lag per Ende des vierten Quartals 2022 bei 3,90 %. Das Renditehoch des 1. Quartals wurde am 2. März bei 4,07 % erreicht. In der Folge ergab sich ein Rückgang auf 3,44 % (Stand 17. März 2023).

Der Euro hat sich gegenüber dem USD im ersten Quartal 2023 in einer Bandbreite zwischen 1,0517 (16. März 2023) und 1,1022 bewegt (Stand 17. März 2023 1,0665) und damit die Erholung/Stabilisierung seit den Tiefstkursen bei 0,95 per September 2022 fortgesetzt.

 

Westeuropa stabilisiert, aber strukturell im Nachteil

Mangels autarker Rohstoffversorgung, im internationalen Vergleich höherer Energiepreise und den Anfechtungen durch das nicht WTO-konforme US-IRA-Programm, das zum Ziel hat, die USA zu Lasten dritter Länder zu reindustrialisieren, war und ist Europa von der Krise am stärksten betroffen.

Das Thema Versorgungssicherheit konnte für den Winter 2022/2023 erfolgreich, wenn auch teuer beordnet werden. Das 200 Mrd. EUR-Programm der Bundesregierung, das bis Mitte 2024 eine Abschirmung der privaten Haushalte und der Unternehmen von überbordenden Energiepreisen vorsieht, wirkte und wirkt entspannend.

Die Stimmungslage hellte sich in Deutschland und in Europa weiter auf. So stiegen der IFO-Index von 88,6 auf 91,1 Punkte, der ZEW-Index von -23,30 auf +28,10 Punkte in Deutschland als auch der Economic Sentiment Index der Eurozone von 95,8 auf 99,7 Punkte.

Die Verbraucherpreisinflation der Eurozone erklomm in der Eurozone mit 10,6 % per Oktober 2022 das höchste Niveau in der Historie. Im Berichtsmonat Februar kam es zu einem Rückgang auf 8,5 % (USA 6,0 %, China 1,0 %). Die Erzeugerpreise definierten per August 2022 mit 43,3 % einen Rekordwert. Seitdem entspannte sich das Niveau auf 15,0 % (USA 4,6 %, China -1,4 %) per Berichtsmonat Februar. Die Preisdaten belegen trotz der Rückgänge einen komparativen Nachteil des Standorts Europa.

 

USA: Konjunktur läuft unterproportional

Anders als in Europa stand und steht die US-Versorgungssicherheit nicht infrage, ebenso ist insbesondere Energie deutlich günstiger als in Europa. So zahlt Europa circa den fünffachen Gaspreis im Vergleich zu den USA. Diese beiden Attribute wirken sich für die US-Wirtschaft stabilisierend und in der Standortdebatte positiv aus. In den letzten Monaten haben sich große europäische Unternehmen entschieden, den Investitionsstandort Europa zu meiden und sich Richtung USA zu orientieren. Dazu gehören zum Beispiel BMW und Bayer.

Mit massiven Wirtschaftspaketen sind die USA bemüht, einerseits die Klimawende voranzutreiben und andererseits auch mit den Mitteln unzulässiger Subventionen sich zu Lasten Europas und Taiwans zu reindustrialisieren.

Nachdem es in den ersten beiden Quartalen 2022 in Folge zu Rückgängen der Wirtschaftsleistung kam, lieferte das dritte und das vierte Quartal 2022 eine Wende mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum in Höhe von 2,7 % für das vierte Quartal 2022. Der US-Arbeitsmarkt ist weiterhin stark.

Der Composite Einkaufsmanagerindex von S&P (Gesamtwirtschaft) erholte sich von 46,4 auf 50,2 Punkte. Der US- Einzelhandel sendet leichte Schwächesignale. In dieser nicht inflationsbereinigten Datenreihe (CPI 6,0 %) kam es zuletzt im Jahresvergleich mit 5,4 % zu dem geringsten Anstieg seit Februar 2021. Der Hypothekenmarktindex von MBA bewegt sich auf den tiefsten Niveaus seit 1997.  In der Industrieproduktion kam es per Februar 2023 im Jahresvergleich mit -0,25 % zu dem schlechtesten Ergebnis seit Februar 2021.

An der Preisfront setzte sich im ersten Quartal 2023 bei Verbraucherpreisen (6,0 %), bei Importpreisen (-1,1 %) und bei Erzeugerpreisen (4,6 %) die Entspannung fort.

Die US-Notenbank blieb ihrem Stabilitätskurs treu. Sie senkte zuletzt aber den Zinsschritt von 0,50 % auf 0,25 % (aktueller Stand 17. März 4,50 % – 4,75 %). Im Offenmarktausschuss der Federal Reserve hatte das Thema Preisstabilität zuletzt Vorrang vor dem Aspekt der Konjunkturstabilität. Hinsichtlich des Ungemachs bezüglich der US-Regionalbankenthematik und auch teilweise stärkerer sektoraler Schwäche (Einzelhandel, Industrie, Immobilien) besteht die Möglichkeit einer Neuausrichtung.

 

Schwellenländer: China setzt positive Konjunkturakzente

Die Dynamikgewinne der Weltwirtschaft sind mit China verbunden. Bei einem Anteil von circa 19 % an der Weltwirtschaft (Basis Kaufkraftparität) wirkt sich der Lastwechsel von 3 % Wachstum per 2022 auf mehr als 5 % BIP-Wachstum per 2023 belebend aus. Diese Wirkung ist insbesondere im asiatischen Raum ausgeprägter als in der Weltwirtschaft, denn das größte Freihandelsabkommen RCEP wirkt sich vornehmlich regional aus. Aber auch der Rest der Schwellenländer profitiert von der veränderten Lage in der Weltwirtschaft durch die Ukraine-Krise wegen verbesserter Investitionsbedingungen gegenüber Europa im relativen Vergleich, weil sie überwiegend nicht am westlichen Sanktionsregime teilnehmen. Gleichzeitig setzt sich die Initiative weiter durch, sich stärker von westlichen politischen Einflüssen zu befreien.

Asien zeigt sich insbesondere widerstandsfähig und profitiert aus der geopolitischen und geowirtschaftlichen Konstellation. Die Öffnung Chinas verleiht der asiatischen Region, aber auch der Weltwirtschaft frische Impulse. Grundsätzlich zeigte und zeigen der Sektor der aufstrebenden Länder und der Schwellenländer auch im ersten Quartal 2023 anders als in früheren Krisen eine sehr hohe Widerstandskraft und Stabilität.

 

Märkte: Versorgungslage, Inflation, Zinspolitik und Geopolitik bleiben bestimmend

Im ersten Quartal 2023 dominierte bis Mitte März moderate Risikobereitschaft vor dem Hintergrund einer global stabilisierten Versorgungslage, der Rückgänge des Inflationsanstiegs, einer weniger aggressiven Zinspolitik seitens der Zentralbanken (Höhe der Zinsschritte) bei weiterer Fokussierung auf Preisstabilität. Geopolitik blieb und bleibt ein ernst zu nehmendes Thema. Festzustellen war und ist ein Gewöhnungsmodus bezüglich des Ukraine-Konflikts. Die US-Regionalbankenproblematik als auch das Credit Suisse Thema werfen zum Ende des Quartals Schatten auf das zweite Quartal 2023.

So verloren Aktienmärkte wesentliche Teile des Terraingewinns des ersten Quartals 2023 (DAX, EUROSTOXX). An den Rentenmärkten kam es nach Renditespitzen zu Rückgängen um circa 0,60% in Europa und den USA. Der EUR behauptete die Terraingewinne der letzten Monate. Edelmetalle profitierten im März von den Renditerückgängen am Kapitalmarkt als auch ermäßigten Zinserwartungen seitens des Marktes insbesondere gegenüber der US-Notenbank im Rahmen der Nervosität bezüglich der Stabilität des Finanzsektors. Energiepreise bewegten sich auf ermäßigten und moderaten Niveaus.

 

Internationale Strukturveränderungen

Die internationale gesetzesbasierte Ordnung hat auch im ersten Quartal 2023 weiter Schaden genommen. Die gesetzesbasierte Ordnung ist elementarste Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das durch den Westen und seine unilateralen Maßnahmen erodierte Vertrauen in das seit 1944 (Bretton Woods) westlich dominierte System führt zu neuen nicht westlich dominierten Strukturen (u.a. BRICS-Staaten Erweiterung).

Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Situation heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.

 

Marktüberblick

Aktien

Performance Aktuell lfd. Jahr 1J 3J 5J
DEUTSCHLAND
DAX 40 15.628,84 12,2% 8,2% 17,9% 5,3%
MDAX 27.662,94 10,1% -11,3% 10,6% 1,6%
SDAX 1.406,1 10,3% -9,1% 10,3% 1,6%
EUROPA
Euro St. 50 4.315,05 14,31% 14,18% 20,65% 8,49%
FTSE 100 7.631,74 3,55% 4,92% 15,84% 5,52%
CAC 40 7.322,39 13,39% 12,94% 23,33% 10,26%
SMI 11.106,24 5,09% -6,09% 9,88% 8,28%
 

GLOBAL

S&P 500 4.109,31 7,48% -8,07% 20,38% 11,16%
Hang-Seng 20.400,11 3,51% -4,25% -1,00% -4,42%
Nasdaq 12.221,91 17,05% -13,50% 19,38% 12,64%
Nikkei 28.041,48 8,45% 3,55% 18,02% 7,62%
 

Rohstoffe

(USD)
Gold 1.969,28 7,96% 1,64% 24,86% 48,57%
Öl Brent 79,77 -7,15% -26,08% 250,79% 13,52%

 

Währungen
EUR/USD 1,0839 -13,45% -2,06% -1,74% -12,05%
EUR/CHF 0,99218 -6,50% -2,85% -6,43% -15,59%

 

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einBlick: Erfolgreicher Kampf gegen das „Bankenbeben“

Das Bankenbeben scheint sich - für's erste - beruhigt zu haben.

Das Bankenbeben scheint sich – für’s erste – beruhigt zu haben.

Die Bankenkrise der letzten Wochen weckt unschöne Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008. Wieder kam es zur Pleite einer US-Bank und zu Ansteckungseffekten – auch auf dem europäischen Markt. Bei genauerem Hinsehen werden aber größere Unterschiede deutlich, die sich auch auf die direkten Folgen des „Bankenbebens“ auswirken. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Wer ist betroffen? Wie reagierten Politik und Notenbanken? Und besteht noch die Gefahr einer Ausweitung?

Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) Mitte März – die größte a seit der Finanzkrise – sorgte global für Aufregung und Verunsicherung. Schnell kamen Zweifel an der Stabilität des gesamten Bankensektors auf und die US-Regierung sowie die Federal Reserve sahen sich zum Handeln genötigt. Auslöser für die Pleite der SVB waren aber nicht systemische Risiken im Bankensektor, sondern eine Mischung aus Managementfehlern und Besonderheiten im Kundenkreis. 90 Prozent der Kunden waren Unternehmen. Gerade Techunternehmen, Start-Ups und Kryptoprojekte hatten ihre Einlagen bei der Bank aus Kalifornien hinterlegt. Während des Tech- Booms stiegen diese Einlagen deutlich schneller als die Kreditvergabe. Die eingesammelte Liquidität sollte daher angelegt werden – in vermeintlich sichere langlaufenden Staats- und Hypothekenanleihen (insbesondere der USA), die bereits auf hohen Kursen notierten.

Diese sehr einseitige Strategie ging nur so lange gut, wie die US-Notenbank die Leitzinsen auf (niedrigem) Niveau hielt. Im letzten Jahr, mit Ukraine-Krieg und steigender Inflation, war es damit schnell vorbei: Am 17. März führte die Fed den ersten Zinsschritt durch und es folgten allein im letzten Jahr noch sechs weitere Leitzinserhöhungen. Die höheren Zinsen führten zu fallenden Anleihekursen, gerade bei den von der SVB bevorzugten Papieren mit langen Laufzeiten. Gleich- zeitig führte das jähe Ende des Technologie-Booms dazu, dass die Kunden der Bank immer stärker auf ihre Einlagen zugreifen mussten. Um die Auszahlungen an ihre Kunden durchführen zu können, sah sich die SVB gezwungen, ihre Anleihebestände mit hohen Verlusten zu verkaufen. Diese Verluste summierten sich bis kurz vor dem Kollaps auf etwa 1,8 Milliarden Dollar. Auch der Versuch die Bilanz mit einer Aktienplatzierung von 1,75 Milliarden Dollar zu stützen, war letztendlich zum Scheitern verurteilt.

 

Der besondere Fokus auf die Technologiebranche und die verfehlte Anlagepolitik der „Silicon Valley Bank“ waren sicherlich außergewöhnliche Faktoren für das Scheitern, die so nicht repräsentativ für den gesamten Bankensektor sind. Gerade kleinere Banken mit regionalem Fokus kamen aber unmittelbar nach der Pleitemeldung trotzdem unter Druck. Die in New York ansässige „Signature Bank“ musste nach einem Bankrun ihrer Kunden ebenfalls schließen. Das energische Eingreifen der Politik konnte dann aber eine weitere Kettenreaktion vermeiden. Die US-Regierung garantierte sämtlichen Kunden der betroffenen Banken ihre Einlagen zu hundert Prozent. Finanzministerin Janet Yellen versicherte der Öffentlichkeit wiederholt, dass das Bankensystem der Vereinigten Staaten solide sei und dass auch die Kundengelder nicht in Gefahr seien. Die US-Regierung habe „entschlossene und kraftvolle Maßnahmen ergriffen, um das öffentliche Vertrauen in unser Bankensystem zu stabilisieren und zu stärken“.

Tatsächlich beruhigte sich zunächst die Situation und auch die Aktienmärkte belohnten die Bemühungen mit einer Kurserholung. Bis dann neue Gewitterwolken über der Schweiz aufzogen. Die 167 Jahre alte Credit Suisse stand kurz vor dem Zusammenbruch und war auf schnelle Hilfe angewiesen. Diese kam in Form einer Zwangsfusion mit der UBS, die mit sehr umfassenden Garantien der Schweizer Regierung verknüpft wurde. Entstanden ist damit eine Bank, deren Bilanzsumme mehr als doppelt so groß ist wie die Wirtschaftsleistung der Schweiz.

Der Niedergang einer der 30 größten Banken der Welt kam aber nicht plötzlich über Nacht. Sie ist auch nicht eine direkte Folge der aktuellen Krise. Stattdessen litt die Credit Suisse unter einem jahrelangen Vertrauensverlust bei ihren Kunden, der durch Fehlentscheidungen des Managements immer weiter verstärkt wurde. Das Jahr 2022 wurde mit dem höchsten Verlust seit der Finanzkrise abgeschlossen. Der Aktienkurs fiel im Vergleich zum Hoch im Jahr 2021 um fast 80 Prozent.

Anfang des Jahres musste dann die Bank einräumen, dass Kunden innerhalb weniger Wochen ein Drittel der gesamten Einlagen, 110 Milliarden Franken, abgehoben hatten. Auch einige Großbanken beschränkten ihr Geschäft mit der Credit Suisse. In dieser schwierigen Situation wirkte eine Aussage des Aufsichtsratschefs der Saudi National Bank (SNB) wie ein Brandbeschleuniger: Dieser sagte in einem Bloomberg-Interview, dass die SNB nicht bereit wäre, zur Not frisches Kapital nachzuschießen. Der Aktienkurs brach in der Folge ein und Kunden zogen panisch ihre Gelder ab. Am Ende konnten auch Liquiditätshilfen durch die Schweizer Notenbank das Ende der zweitgrößten Schweizer Bank nicht mehr verhindern.

Mit Blick auf einige Parallelen zur Finanzkrise in 2008 stellt sich natürlich die Frage, ob eine Ausweitung der Krise wahrscheinlich ist oder es vielleicht doch einige entscheidende Unterschiede gibt. Hier ist zunächst festzustellen, dass die Regierungen und Notenbanken aus den letzten Krisen entscheidende Lehren gezogen haben. Dies wird schon bei der Pleite der SVB in den USA deutlich. Anders als bei Lehman Brothers wurden hier die Einlagen innerhalb weniger Stunden von der Regierung garantiert. Die US-Notenbank Fed sowie fünf weitere Zentralbanken verkündeten ein Programm, mit dem die Liquidität im Bankensektor erhöht werden soll, um die Spannungen im globalen Finanzsystem zu lindern. Erklärtes Ziel ist es, das Vertrauen aller Marktteilnehmer wiederherzustellen. Ein Ziel, das in der Finanzkrise nicht erreicht wurde.

Im Vergleich zur Situation vor 15 Jahren ist gerade der europäische Bankensektor auch deutlich krisenfester geworden. Die strengere Regulierung zwingt Banken zu höheren Kapitalpolstern. Heute verfügen Finanzinstitute in Europa über Eigenkapitalquoten von etwa 16 Prozent statt 8 Prozent in 2008. Nun gilt es für die Bankenaufsicht und Notenbanken, die Kreditvergabe genau im Blick zu haben und entsprechend entgegenzuwirken, wenn es hier zu einem merklichen Rückgang kommt.

 

Fazit:

Die Aufgabe der Zentralbanken in den USA und Europa ist damit nicht einfacher geworden. Der schwierige Balance-Akt – die Inflation zu bekämpfen, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu treiben – erfordert viel Fingerspitzengefühl. Ein schwächelnder Bankensektor ist hier alles andere als hilfreich. Ein Lichtblick für Anle- ger ist allerdings, dass mit den Ereignissen der letzten Wochen auch eine moderatere Zinspolitik der Fed und EZB wahrscheinlicher geworden ist. Zinsen könnten also nicht mehr so stark erhöht werden, wie noch zu- letzt befürchtet und auch rascher wieder abgesenkt werden. Eine gute Nachricht für Aktien und Anleihen, die auch schon an den Börsen abzulesen ist. Bleibt das Krisenmanagement der Notenbanken und Politik weiterhin so konsequent, sollte damit auch das „Bankenbeben“ bald hinter uns liegen.

 

 

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einBlick: 2023: Öffnung Chinas beflügelt Asien-Aktien

Chinesische Aktien konnten zu Beginn des Jahres 2023 deutlich zulegen

Chinesische Aktien konnten zu Beginn des Jahres 2023 deutlich zulegen

Das Ende der Lockdown-Politik im Dezember und ungestörte Lieferketten sollten Treibstoff für eine Erholung der chinesischen Nachfrage liefern, sobald die Infektionswelle überwunden ist. Das wäre nicht nur für China, sondern auch für alle wichtigen Handelspartner in der Region von Vorteil.

Hohe Kapitalabflüsse in sichere Häfen haben die Bewertungen etwa in Südkorea, Taiwan und China 2022 deutlich fallen lassen, am koreanischen Aktienmarkt um bis zu 30 Prozent. Ein Trend, der sich zum Teil bereits wieder umgekehrt hat. Insbesondere diese gebeutelten Märkte hoffen bei einer Verbesserung des makroökonomischen Umfelds und der Anlegerstimmung auf ein Comeback.

Wichtigster Treiber für den neuen Asien-Optimismus war sicherlich die Beendigung der Zero-Covid-Strategie in China. Die plötzliche Quarantäne ganzer Millionenmetropolen und die immer wiederkehrende Schließung von Produktionsstätten gehören seit Dezember der Vergangenheit an – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Dabei sollten aber nicht die negativen Folgen ausgeblendet werden: So gingen zum Jahresanfang die Infektionszahlen im „Reich der Mitte“ schlagartig nach oben. In einzelnen Provinzen lag die Covid-Infektionsrate bei fast 90 Prozent und es kamen in kürzester Zeit zehntausende Menschen ums Leben. Das chinesische Neujahrsfest am 10. Februar, der wichtigste traditionelle Feiertag des Landes, wurde zuletzt wieder zu einem Superspreader-Event. Statt mehreren kleinen Wellen trifft China also gerade eine einzige große Welle, die allerdings auch schneller wieder überstanden sein wird.

Laut chinesischem Horoskop ist 2023 ein „Jahr des Hasen“. Diese Jahre werden traditionell mit Glück, Frieden und Erfolg verbunden. Die Aktienmärkte scheinen dies auch bereits widerzuspiegeln. Seit Jahresanfang legten chinesische Indizes zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent zu. Hier spielt aber nicht nur die Erholung von Corona, sondern auch längerfristige Trends eine wichtige Rolle. Bei vielen Technologien, die im Mittelpunkt des Übergangs zu einer nachhaltigen Energiegewinnung und Mobilität stehen, sind chinesische Unternehmen führend. Dazu gehören beispielsweise E-Autos, Batterien und Solarzellen. Diese Unternehmen sowie Zulieferer und Rohstoff-Förderer stehen bei Investoren entsprechend hoch im Kurs und könnten auch in der Zukunft ihre Vorreiterrolle verteidigen. Gerade hier wird auch das Handeln der Regierung in Peking entscheidend sein. Während in den letzten Jahren ein sehr strenger Regulierungs-Kurs gegen Technologieunternehmen geführt wurde, hat Staatspräsident Xi Jinping die Zügel zuletzt wieder etwas gelockert – zur Freude der Aktionäre.

Überhaupt kann die Zukunft Chinas nie ohne eine Betrachtung der Politik erfolgen. Auch die größten Unsicherheiten für Anleger erwachsen nicht aus volkswirtschaftlichen, sondern aus geopolitischen Überlegungen. China möchte sich im Ukraine-Krieg zwar gerne als Friedensstifter darstellen, gibt gleichzeitig aber dem Kreml immer wieder Rückendeckung. Auch der Konflikt um Taiwan ist noch lange nicht beigelegt und flammt in regelmäßigen Abständen wieder auf. Ausgang weiterhin ungewiss. Diese Konflikte lasten auch auf dem Verhältnis zu den wichtigen Handelspartnern Europa und USA. Eine Rückkehr zu umfangreichen Sanktionen, wie während der Präsidentschaft Donald Trumps, würden hier die gerade erst gelösten Knoten in den Lieferketten wieder festschnüren.

Wer diese Risiken scheut, muss aber nicht zwangsläufig der Anlage-Region den Rücken kehren. Auch abseits Chinas gibt es in Asien interessante Kandidaten mit höheren Wachstumsraten und besserem Ausblick, was die Demografie der Bevölkerung angeht.

Hier wäre etwa Indien zu nennen, das im Krisenjahr 2022 zu den stabilsten Aktienmärkten der Welt gehörte. Bereits im letzten Jahr ist das Land zur fünftgrößten Volkswirtschaft aufgestiegen. Die aktuellen Gewinnerwartungen für die Unternehmen liegen für das Jahr 2023 bei rund 17 Prozent. Dabei profitiert Indien auch von den Problemen Chinas. Im Streit zwischen Ost und West präsentiert sich Premier Narandra Modi gleichzeitig als Brückenbauer und als Vertreter der „neutralen“ Nationen. In diesem Jahr könnte auch endlich das lange geplante Freihandelsabkommen mit Europa unterschrieben und entscheidende Handelsbarrieren abgebaut werden. Ein positiver Impuls für alle beteiligten Volkswirtschaften.

Im Inland setzt die Regierung auf die Schaffung eines riesigen Binnenmarktes und investiert Milliarden in Erneuerbare Energieversorgung. Indien ist bereits führend bei der Nutzung von Wasserstoff und macht große Schritte beim Ausbau der Solarkraft. Bei der Infrastruktur erhält Indien auch Unterstützung aus Deutschland. Gerade erst hat die Bahnsparte von Siemens ihren bisher größten Lokomotivvertrag mit Indien geschlossen. Insgesamt sollen 1.200 Elektroloks geliefert werden und ein Teil der Fertigung auch gleich in Indien erfolgen.

In der chinesischen Peripherie gibt es aber auch weitere Volkswirtschaften, die zukünftig eine größere Rolle spielen werden und sich immer stärker vernetzen: Die Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) haben sich dem Trend der „Deglobalisierung“ widersetzt. Anstelle einer wirtschaftlichen Isolation haben Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam und weitere Mitgliedsstaaten eine Allianz geschmiedet. Die zusammengenommen fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt hat mit dem Freihandelsabkommen RCEP wichtige Handelsvereinbarungen getroffen und für alle Beteiligten ein einheitliches Regelwerk geschaffen. Dies soll den Handel mit den großen Nachbarn erleichtern und langfristig Investitionen in die Länder holen. Die Region könnte damit einer der größten Profiteure einer Schwäche Chinas sein.

Bestes Beispiel hierfür ist Vietnam, das im abgelaufenen Jahr mit acht Prozent zu den Wachstumssiegern in Asien gehörte. Trotz aller Schwierigkeiten in 2022 war dies sogar die höchste Wachstumsrate des Landes seit 1996. Die Exportnation verfügtselbst über einen relativ großen Binnenmarkt sowie über rund 100 Millionen junge und ehrgeizige Menschen. Schon während der Corona-Krise profitierte Vietnam stark von ausländischen Investitionen und der Abwanderung von Unternehmen aus China. Die chinesischen Lockdowns sorgten beispielsweise dafür, dass internationale Konzerne wie Apple einen Teil ihrer Produktion nach Vietnam verlagerten. Die „Apple Watch“ und „MacBook“-Laptops sollen zukünftig in vietnamesischen Werken gebaut werden. Der US-Hersteller kann dabei von bereits gut ausgebildeten Arbeitern und einer vorhandenen Infrastruktur profitieren, die nicht zuletzt vom Konkurrenten Samsung in Vietnam aufgebaut wurde.

 

Fazit:

Während kurzfristige Faktoren die Attraktivität von Asien für viele Anleger gemindert haben, spricht der längerfristige strukturelle Wandel dafür, dass sie mit Blick auf die Diversifizierung und künftige Widerstandsfähigkeit von Portfolios weiterhin Beachtung finden sollten. Dabei sollte der traditionelle Fokus auf China nicht zu weit getrieben werden. Längst gibt es in Asien weitere Volkswirtschaften, die sich durch hohes Wachstum, vorteilhafte Demografie und Infrastruktur auszeichnen. Genau wie globale Unternehmen sollten sich auch Anleger in Asien nicht nur auf die Wirtschaftskraft Chinas verlassen.

 

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einBlick: 2023 – Licht am Horizont?

Aktuelles Szenario

Anleger hatten es in 2022 nicht leicht: Krieg, Leitzinssprünge, Energie­knappheit und Chinas No­Covid­Lockdowns sorgten für Schwankungen bei fast allen Anlageklassen. 2023 sind zwar nicht alle der genannten Pro­bleme gelöst, trotzdem wagen viele Experten bereits einen optimistischen Ausblick. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle einen Überblick zu den vielfältigen Prognosen von Forschungsinstituten, Banken, Volkswirten und Fondsmanagern geben.

Auch wenn die Vorhersagen der verschiedenen Exper­ten durchaus stark voneinander abweichen können, lässt sich doch eine Konsensmeinung herauslesen. Und diese sollte Anlegern Mut machen. „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, soll schon Mark Twain gespottet haben. Diesen Spott mussten auch viele Volkswirte, Marktexperten und (selbsternannte) Börsengurus ertragen, die zu Beginn des letzten Jahres zu ihren Jahresprognosen befragt wurden. Selten waren die Halbwertszeiten von Börsenvorhersagen und Wirt­ schaftsausblicken so kurz wie im Krisenjahr 2022. Viele Experten hatten zwar bereits zum Jahresanfang stei­ gende Inflation und höhere Zinsen auf dem Zettel, der Ukraine­Krieg änderte dann aber die wirtschaftlichen Vorzeichen gewaltig. Wenig überraschend lagen die 12­Monats­Vorhersagen ganz überwiegend daneben und waren Anlegern keine wirkliche Hilfe. Doch was bedeutet das für 2023?

Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass geopolitische Geschehnisse natürlich auch im aktuel­len Jahr einen Einfluss auf die Wirtschaft und Börsen haben könnten. Man denke nur an eine Ausweitung des Ukraine­Kriegs auf weitere Gebiete und Kriegsteilneh­mer oder eine Verschärfung des Taiwan­Konflikts. Auf diese Risiken weisen übrigens auch alle Experten ganz offen hin. Entsprechend sollte der Fokus beim Lesen der Marktausblicke auch nicht auf den Jahresendschätzungen für Indizes liegen. Ob der DAX zum Jahresende nun bei 15.500 oder 16.000 liegt, fällt in den Bereich der Spekulation. Auch Fachleute haben keine Glaskugel und so bleibt der Erkenntnisgewinn solcher Aussagen be­ grenzt. Entscheidender für Anleger ist es, sich ein Bild der allgemeinen Stimmung zu machen und vielleicht auch längerfristige Trends aus den Aussagen herauszu­ lesen. Dabei helfen einige Fragen.

 

Was macht die Inflation?

Die zuletzt gefallenen Energiepreise haben am Jahres­ anfang nicht nur für Euphorie an den Aktienmärkten gesorgt, sondern auch die Inflationsrate zurückkommen lassen. Sollte sich dieser Trend weiter fortsetzen, könnte die Gesamtinflation in den USA und Europa stärker zurückgehen als noch vor wenigen Monaten erwartet. Wichtiger für die globalen Notenbanken bleibt aber die Entwicklung der Kerninflation. Bei dieser werden Preise für Energie und Lebensmittel aus dem betrachteten Warenkorb herausgerechnet. Sollte diese Zahl auf hohem Niveau verharren, könnte dies an so­ genannten „Zweitrundeneffekten“ liegen. Dazu zählen höhere Lohnforderungen der Arbeitnehmer oder stei­gende Mieten, welche sich verstärkend auf die Preise auswirken.

Insgesamt sehen die Fachleute den Höhepunkt der In­ flation in den USA und Europa bereits überschritten und sie sollte im Laufe des Jahres weiter sinken. Dass sich die Teuerungsrate in 2023 aber schon in den „gewün­schten“ Bereich der Notenbanken bewegt – etwa die ca. 2 Prozent der EZB – halten viele Marktbeobachter für zu optimistisch.

 

Wohin gehen die Zinsen?

Bei den Leitzinsen ergibt sich global ein sehr differen­ ziertes Bild. Während die Fed und die EZB erst in 2022 begannen, stärker an der Zinsschraube zu drehen, sind viele Schwellenländer bereits mehrere Schritte weiter oder starteten gleich von einem höheren Niveau. In Brasilien liegt der Leitzins beispielsweise bei 13,75 Prozent. Zum Vergleich sehen die 4,5 Prozent in den USA oder 2,5 Prozent im Euroraum geradezu mickrig aus. Bemerkenswert ist in Brasilien auch die vergleichs­ weise geringe Inflation von zuletzt 5,8 Prozent. Das Land könnte damit eines der Ersten in diesem Jahr sein, welches die Zinsen wieder absenkt. Andere Kandi­daten sind Mexiko, Chile, Südafrika und auch unser Nachbar Tschechien.

An den Märkten ist eine erste Zinssenkung in den USA für dieses Jahr ebenfalls schon eingepreist. Dies wider­ spricht aber (noch) den Aussagen von Vertretern der Fed, die aktuell erst Anfang 2024 von einer Senkung ausgehen. Wer am Ende Recht behält, wird stark von den Konjunkturdaten und der Inflation abhängen. Im­ merhin hatte Fed­Chef Powell angekündigt, die Zinser­ höhungen erst zu stoppen, wenn die Inflation unter das Leitzinsniveau gefallen ist. Prognosen gehen daher der­ zeit noch von einem Anstieg auf 5 bis 5,5 Prozent aus.

Auch die EZB wird nicht so schnell von weiteren Zinser­ höhungen abrücken. So äußerte sich zumindest Chris­ tine Lagarde in ihrer Rede auf dem Weltwirtschaftsfo­ rum in Davos. Zunächst müsse die Inflation deutlicher zurückgehen. Dies lässt wenig Spielraum für schnelle Zinssenkungen zu und deutet laut Beobachtern auf insgesamt zwei Erhöhungen im Februar und März hin.

 

Wie ist die Stimmung bei den Unternehmen?

Das bekannte Stimmungsbarometer für Unternehmen in Deutschland, der ifo­Geschäftsklimaindex, ist Ende Januar zum vierten Mal in Folge gestiegen. Positiv überraschte dabei insbesondere die Bewertung der Geschäftserwartungen. Die Unternehmer schauen also durchaus etwas optimistischer in die Zukunft. Der posi­ tive Stimmungsumschwung ist damit zwar durchaus nachhaltig, kommt aber auch von einem sehr niedrigen Niveau. Gerade die gesunkenen Energiekosten sorgen für eine spürbare Entlastung der Firmen. Mit einer spürbaren Verbesserung der Situation rechnen die Un­ ternehmer aber wohl erst in den Sommermonaten. Gut, dass die Börsen der Realwirtschaft häufig schon ein paar Monate voraus sind…

 

Was passiert in China?

China hat sich von der bisherigen Zero­Covid­Politik verabschiedet. Regelmäßige Lockdowns mit Millionen Betroffenen sollten damit erstmal der Vergangenheit angehören. Mit dieser Entscheidung hat sich auch der Ausblick von Marktbeobachtern für das Land deutlich aufgehellt. Auch wenn aktuell noch eine gewaltige Infektionswelle durch China rollt, sieht man an den Bör­ sen bereits die positiven Auswirkungen der Öffnung. In Verbindung mit den günstigen Energiekosten scheint China damit gut für eine rasche Erholung aufgestellt. Die Regierung wird weiter versuchen das Wirtschafts­ wachstum stark anzukurbeln und insbesondere den wichtigen Immobiliensektor weiter stützen. Eine an­ ziehende Wirtschaft in China würde zudem die Vers­orgung mit Waren weltweit erhöhen und damit auch bremsend auf die Inflationsraten wirken.

 

Fazit:

Die Prognosen der Marktexperten gehen in diesem Jahr von einer Erholung in den meisten Volkswirtschaften aus. Immer im Verhältnis zu dem desaströsen Jahr 2022! Auch wenn sich viele Marktbeobachter nicht einig sind, wann und wie stark diese Erholung eintreten wird, könnte sich eine Rückkehr an die Aktien­ und Anleihe­ märkte für Anleger in 2023 lohnen. Es bleibt dabei im­ mer zu beachten, dass die Börsen eine Markterholung in der Regel schon vorwegnehmen. Aktien steigen also bereits, bevor die Wirtschaftsentwicklung ihren Tief­punkt erreicht hat. Dabei sollten sie sich aber nicht von kurzfristigen Rücksetzern in Panik versetzen lassen. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Heilungsprozess, der nicht immer gleichmäßig verläuft.

 

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einBlick: Anleihen vor Comeback

Bei der Auswahl der richtigen Fonds gilt es im sehr breiten und vielfältigen Anleihemarkt aber genau hinzuschauen.

Auf die Frage nach attraktiven Anlageklassen antworteten Experten in den letzten zwei Jahren immer wieder mit: „Tina“. Das Akronym steht für „There is no alternative“. Gemeint war damit, dass in einem Marktumfeld mit Null- oder sogar Negativzinsen, Aktieninvestments der Investition in Anleihen eindeutig überlegen sind. Aktien wurden als alternativlos erklärt. Seit wenigen Monaten klingt das aber schon ganz anders und in vielen Ausblicken auf das Jahr 2023 wurde „Tina“ bereits von „Tara“ abgelöst: „There are reasonable alternatives“. Es gibt also wieder vernünftige Alternativen an den Wertpapiermärkten und damit sind in der Regel Anleihen gemeint.

Die Bewertungen bei Anleihen sind im abgelaufenen Jahr stark unter Druck geraten. Das unsichere Umfeld hat seit Anfang 2022 bei nahezu allen Anlageklassen für Schwankungen und Kursverlusten geführt. Obwohl Anleihen gemeinhin als eher defensives Investment gelten, bewegten sie sich in den ersten drei Quartalen 2022 fast im Einklang mit den Aktienmärkten. Auslöser waren die überraschend großen Zinsschritte, hohe Inflation sowie die Einstellung der Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB). Für das Jahr 2023 sind sich Anlageexperten und Portfoliomanager aber einig wie selten: Sie gehen inzwischen davon aus, dass schon ein leichter Rückgang der Inflation und Stillstand der Zinsen zu einer Trendumkehr auf dem Anleihemarkt führen könnte. Viele sehen den Höhepunkt der Inflation bereits überschritten und den Großteil der Risiken schon in den Bewertungen eingepreist.

Die „Alternativlosigkeit“ der Aktie ist damit fürs Erste vorbei und die Chancen für ein Comeback der Anleihe stehen gut. Das sehen nicht nur Rentenfondsmanager so, sondern auch viele Fondsmanager von Multi-Asset-Fonds und Mischfonds, die ihre Gewichtung in Zinspapieren über die letzten Wochen bereits angehoben haben. Kurzfristig wird das Chance-Risiko-Profil von Anleihen den Aktienwerten vorgezogen.

Aktuell werfen Zinspapiere in den USA noch deutlich mehr Rendite ab als hierzulande: Jenseits des Atlantiks gibt es rund vier Prozent für zehn- und fast 4,5 Prozent für zweijährige Staatsanleihen. So viel ließ sich mit zehnjährigen US-Bonds seit elf Jahren und mit zweijährigen seit Beginn der Finanzkrise 2007 nicht mehr holen. Allerdings müssen Anleger in Deutschland dabei aber auch immer das Währungsrisiko berücksichtigen. Mit dem Dollar auf weiterhin hohem Niveau im Vergleich zum Euro, sollte dieses nicht unterschätzt werden. Werden die Währungsschwankungen in einem Fonds aber abgesichert (englisch: „gehedgt“) ist dies aktuell relativ teuer. Der Renditevorteil im Vergleich zu europäischen Anleihen wird damit in der Regel gleich wieder abgegeben. Europäische Fondsmanager gehen daher auch verstärkt in Europa auf „Zinsjagd“.

Bei der Auswahl der passenden Wertpapiere ist auf viele Einzelheiten zu achten. Staats- oder Unternehmensanleihe? Investment-Grade-Rating oder High-Yield? Kurze oder lange Laufzeiten? Industrienationen oder Schwellenländer? Auch wenn hier die Ansichten naturgemäß auseinandergehen und gerade die Risikofreudigkeit ein wichtiger Faktor bei der Wahl bleibt, haben sich zuletzt einige Vorlieben der Fondsmanager herauskristallisiert. Gerade bei der Laufzeit – häufig auch als Duration bezeichnet, – ergibt sich aufgrund der aktuellen Zinskurve ein einheitliches Bild. So setzen viele Rentenexperten auf kürzere Laufzeiten und haben ihre Portfolios entsprechend umgebaut. Die Renditen solcher Anleihen sind nach wie vor attraktiv und einem geringeren Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Erst im Verlauf des Jahres 2023 sollten wieder verstärkt Bonds mit längerer Duration in den Vordergrund rücken.

Wesentlich uneindeutiger ist die Sache bei Staats- und Unternehmensanleihen. In beiden Marktsegmenten finden sich noch Papiere mit attraktiven Bewertungen. Üblicherweise greifen defensive Anleger eher auf die etwas risikoärmeren Staatsanleihen zurück. Befürworter von Unternehmensanleihen („Corporate Bonds“) verweisen hingegen auf eine Schwäche dieser Zinspapiere: Die in der Vergangenheit negative Korrelation von Staatsanleihen zu Aktien hat sich ins Positive gedreht. Das heißt, dass Anleihen und Aktien in einem negativen Umfeld beide gleichermaßen Fallen werden und Verluste der einen, nicht von Gewinnen auf der anderen Seite ausgeglichen werden können. Der Diversifikationseffekt, der über viele Jahre so gut funktionierte, ist aktuell also verschwunden. Diversifikation ist hier auch das richtige Stichwort zur Strategie der Portfoliomanager: Eine gesunde Mischung von Unternehmens- UND Staatsanleihen ist derzeit die Regel. Die genaue Gewichtung ist dabei abhängig vom Risikoprofil.

Ähnlich ergibt sich die Situation beim Blick auf die bevorzugten Ratings. Hier liegt der Fokus aktuell noch auf Bonds mit gutem bis sehr gutem Rating und geringer Ausfallwahrscheinlichkeit. Diese Ratingkategorie wird in der Fachwelt als „Investment-Grade“ bezeichnet. Die etwas riskanteren Papiere mit niedrigeren Ratings werden hingegen unter dem Begriff „High-Yield“ zusammengefasst. Auch dieses Segment wird derzeit immer stärker von Fondsmanagern ins Visier genommen. Sie verweisen auf die attraktiven Preise, die in diesem Jahr besonders stark gefallen sind. Die Bewertungsverluste werden von einige Experten als übertrieben angesehen, implizieren sie doch eine Ausfallwahrscheinlichkeit, welche zuletzt während der Finanzkrise erreicht wurde. Selbst bei einer leichten Rezession könnten hier hohe Erträge schlummern.

Wer bereit ist, ein etwas höheres Risiko einzugehen, sollte auch einen Blick auf Schwellenländeranleihen wagen. Diese können eine ideale Möglichkeit sein, um das Dollarrisiko im Depot zu verringern: Während Euro-Anleihen unabhängig von einer Schwäche beim Dollar sind, können Schwellenländeranleihen sogar von dieser profitieren. Bei Staatsanleihen liegt der Risikoaufschlag zu US-Anleihen aktuell bei einem Niveau von etwa 4,5 Prozent. Größer war dieser in den letzten 20 Jahren nur zum Höhepunkt des Corona-Crashs und in der Finanzkrise. Ein durchausbeachtlicher Risikopuffer. Darüber hinaus sollten viele Schwellenländer die Zinsen schon schneller wieder senken können als die meisten Industrienationen. Die Erholung könnte damit in den sogenannten „Emerging Markets“ schon früher einsetzen als in den USA und Europa.

Fazit

Schaut man auf die langfristige Entwicklung, bewegen sich Anleihen auf einem historisch niedrigen Niveau – auch im Vergleich zu Aktien. Die Erholung der Kurse könnte bei Anleihen aber sogar deutlich früher einsetzen. Neben der Streuung auf verschiedene Regionen und Währungen, ist vor allen Dingen die Laufzeit der Anleihen (Duration) entscheidend. Solange weitere Zinserhöhungen im Raum stehen, sollte der Fokus dabei vor allem auf sogenannten Kurzläufern liegen. Defensive Anleger werden vor allen Dingen imInvestment-Grade-Bereich fündig. Echte „Zinsjäger“ sollten aber auch High-Yield- und Schwellenländer-Anleihen nicht außen vorlassen.

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Marktbericht 4. Quartal 2022

Aufhellung, aber nicht über dem Berg!

Das vierte Quartal 2022 lieferte eine Vielzahl von relevanten Entwicklungen für die Real- und Finanzwirtschaft. Tendenziell überwogen positive Entwicklungen in einem nach wie vor stark von Risiken geprägten Umfeld, was unter anderem in der Erholung der Aktienmärkte ablesbar war. 

Politisch setzte sich im Verlauf die zunehmende Teilung der Welt fort. Westlich orientierte Länder verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland. In der EU wurde im Dezember das neunte Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die restliche Welt (circa 65 % der Weltwirtschaft, Basis Kaufkraftparität), die bisher nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich vergleichsweise überwiegend attraktiver Wirtschafts- und Investitionsbedingungen.

Das globale Organigramm ändert sich zudem als Konsequenz der westlichen Politik und ihres unilateralen Führungsanspruchs dynamisch. Politische Strukturen außerhalb der westlichen politischen Hemisphäre wuchsen und gedeihen weiter. So haben 12 zum Teil bedeutende Länder (u.a. Saudi-Arabien und Türkei) Anträge gestellt, Mitglieder der BRICS-Formation zu werden.

Die Weltwirtschaft war im 4. Quartal 2022 von weiteren Dynamikverlusten geprägt. So senkte der Internationale Währungsfonds im Oktober im World Economic Outlook die BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2022 von zuvor 3,6 % (April 2022) auf 3,2 % und per 2023 von zuvor 3,6 % auf 2,7 %. Ein entscheidender Hintergrund für die negative Anpassung war der erhöhte Preisdruck, der durch das westliche Sanktionsregime forciert wurde, der Kosten in der Weltwirtschaft erhöhte und der Investitionsunsicherheit begründete. Das Thema Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen belastete tendenziell weniger. Rohstoffpreise entspannten sich. So sank der CRB-Rohstoffindex seit Juni 2022 von 361 auf zuletzt 298 Punkte. Die Öffnung Chinas mit dem partiellen Ausstieg aus der rigiden Corona-Politik im Dezember lieferte einen Lichtblick für die Wirtschaftsaussichten Chinas und der Weltwirtschaft auch im Hinblick auf potentiell verringerte Lieferkettenprobleme.

Die Finanzmärkte reagierten im 4. Quartal 2022 in einer grundsätzlichen Betrachtung mit geringerer Risikowahrnehmung auf die Dynamikverluste der Weltwirtschaft. In der Folge legte der deutsche Aktienindex DAX von 12.093 Punkten am 30. September 2022 in der Spitze mehr als 14.600 Punkte (13. Dezember) zu (Stand 16.12.2022).

Zinserhöhungen setzten sich im 4. Quartal 2022 fort. Sowohl die US-Notenbank als auch die EZB verringerten im Dezember die Höhe der Zinsanpassungen von 0,75 % auf 0,50 %. Der Leitzins der Federal Reserve liegt aktuell in der Bandbreite bei 4,25 % – 4,50 %, der Leitzins der EZB bei 2,50 %. Beide Zentralbanken signalisierten eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik. Am Kapitalmarkt bewegten sich die Renditen im Berichtszeitraum in bekannten Fahrwassern. 10-jährige Bundesanleihen wiesen eine Bandbreite zwischen 1,75 % – 2,50 %, 10-jährige US-Staatsanleihen zwischen 2,45 % – 3,40 % aus.

Westeuropa stabilisiert, aber nicht über dem Berg

Mangels autarker Rohstoffversorgung war und ist Europa von der Krise am stärksten betroffen. Das Thema Versorgungssicherheit konnte für den Winter 2022/2023 erfolgreich, wenn auch teuer beordnet werden. Zusätzlich entspannte das 200 Mrd. EUR-Programm der Bundesregierung, das bis Mitte 2024 eine Abschirmung der privaten Haushalte und der Unternehmen von überbordenden Energiepreisen vorsieht. Die Stimmungslage hellte sich in Deutschland und in Europa in der Folge leicht auf. So stiegen sowohl der IFO-Index, der ZEW-Index in Deutschland als auch der Economic Sentiment Index der Eurozone leicht an. Sie bewegen sich aber weiter auf historisch betrachtet niedrigen Niveaus.

Die Verbraucherpreisinflation der Eurozone erklomm in der Eurozone mit 10,6 % per Oktober 2022 das höchste Niveau in der Historie. Im Berichtsmonat November kam es zu einem Rückgang auf 10,1 %. Die Erzeugerpreise definierten per August 2022 mit 43,3 % einen Rekordwert. Seitdem entspannte sich das Niveau auf 30,8 % per Berichtsmonat Oktober.

Außerhalb der Eurozone bleibt die Ukraine der größte Verlierer innerhalb Europas mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung laut IWF per 2022 von circa 30 %. Russlands Datensätze und BIP-Prognosen unterlagen weiter positiven Anpassungen. So wurde die BIP-Prognose des IWF im Oktober von -6,0 % (Juli-Prognose) auf -3,4 % angepasst.

USA: Konjunktur läuft, aber nicht rund

Anders als in Europa stand und steht die US-Versorgungssicherheit nicht infrage, ebenso ist insbesondere Energie deutlich günstiger als in Europa. Diese beiden Attribute wirken sich für die US-Wirtschaft stabilisierend und in der Standortdebatte positiv aus.

Mit massiven Wirtschaftspaketen sind die USA bemüht, einerseits die Klimawende voranzutreiben und andererseits auch mit den Mitteln unzulässiger Subventionen sich zu Lasten Europas und Taiwans zu reindustrialisieren.

Nachdem es in den ersten beiden Quartalen 2022 in Folge zu Rückgängen der Wirtschaftsleistung kam, lieferte das 3. Quartal 2022 eine Wende mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum in Höhe von 2,9 %. Die Phalanx der Daten offerierte im vierten Quartal unterschiedliche Signale. Die Einkaufsmanagerindices von S&P implizierten Schwäche (Composite Index 46,4). Im letzten Berichtsmonat ergaben sich negative Signale im Einzelhandel, in der Industrieproduktion und am Immobilienmarkt.

An der Preisfront setzte im vierten Quartal bei Verbraucherpreisen (7,1 %), bei Importpreisen (2,7 %) und bei Erzeugerpreisen (7,4 %) Entspannung ein.

Die US-Notenbank blieb ihrem Stabilitätskurs treu. Nach vier Zinserhöhungen um 0,75 % folgte im Dezember ein Zinsschritt um 0,50 % auf eine Bandbreite der Federal Funds Rate zwischen 4,25 % – 4,50 %. Im Offenmarktausschuss der Federal Reserve hat das Thema Preisstabilität weiter Vorrang vor dem Aspekt der Konjunkturstabilität.

Schwellenländer: China setzt Akzent

Die Dynamikverluste der Weltwirtschaft wirkten und wirken sich in den Schwellenländern belastend aus.  Die Schwellenländer nehmen überwiegend nicht am westlichen Sanktionsregime teil und schaffen damit ohne eigene Aktivität im relativen Vergleich zu westlichen Ländern verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Gleichzeitig ist im Jahresverlauf eine Initiative erkennbar, sich stärker von westlichen politischen Einflüssen zu befreien.

Asien zeigt sich insbesondere widerstandsfähig und profitiert aus der geopolitischen und geowirtschaftlichen Konstellation. Die Divergenz zu Europa lässt sich an den Preisentwicklungen und damit verbunden den sich nicht in der Form materialisierenden Wohlstandsverlusten belegen. In China nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich zuletzt um 1,6 % zu, Erzeugerpreise sanken um 1,3 %.

Die Öffnung Chinas im Rahmen der Neuausrichtung der Corona-Politik per Dezember 2022 offeriert China und der asiatischen Region, aber auch der Weltwirtschaft frische Impulse.

Grundsätzlich zeigte und zeigt der Sektor der aufstrebenden Länder und der Schwellenländern auch im vierten Quartal 2022 anders als in früheren Krisen eine sehr hohe Widerstandskraft und Stabilität.

Märkte: Versorgungslage, Inflation, Zinspolitik und Geopolitik bleiben bestimmend

Im 4. Quartal 2022 dominierte moderate Risikobereitschaft vor dem Hintergrund einer global stabilisierten Versorgungslage, der Rückgänge des Inflationsanstiegs, einer weniger aggressiven Zinspolitik seitens der Zentralbanken (Höhe der Zinsschritte) bei weiterer Fokussierung auf Preisstabilität die Finanzmärkte. Geopolitik blieb und bleibt ein ernst zu nehmendes Thema. Festzustellen war und ist ein Gewöhnungsmodus bezüglich des Ukraine-Konflikts.

Aktienmärkte legten unter Schwankungen zu. An den Rentenmärkten ergaben sich Bewegungen in bekannten Bandbreiten. Der USD verlor nach der vorangegangenen markanten Stärke gegenüber dem Euro an Boden. Edelmetalle konnten im Verlauf des Quartals an Boden gewinnen. Energiepreise bewegten sich auf moderaten Niveaus.

Internationale Strukturveränderungen

Die internationale gesetzesbasierte Ordnung hat auch im vierten Quartal weiter Schaden genommen. Beispielhaft darf der Inflation Reduction Act der USA angeführt werden, dessen Inhalte zu großen Teilen WTO-widrig sind.

Die gesetzesbasierte Ordnung ist Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das durch den Westen und seine unilateralen Maßnahmen erodierte Vertrauen in das seit 1944 (Bretton Woods) westlich dominierte System führt zu neuen nicht westlich dominierten Strukturen (u.a. BRICS-Staaten Erweiterung).

Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich sowohl in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Situation heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.  

Marktüberblick

Aktien
Performance Aktuell lfd. Jahr 1J 3J 5J
DEUTSCHLAND
DAX 40 13.923,59 -12,3% -12,3% 1,7% 1,5%
MDAX 25.117,57 -28,5% -28,5% -3,9% -0,8%
SDAX 1.274,96 -27,7% -27,7% -1,9% -0,3%
 EUROPA
Euro St. 50 3.793,62 -8,59% -8,59% 3,35% 4,82%
FTSE 100 7.451,74 4,57% 4,57% 3,11% 3,23%
CAC 40 6473,76 -6,71% -6,71% 5,35% 6,98%
SMI 10.729,4 -14,29% -14,29% 3,41% 5,99%
 GLOBAL
S&P 500 3.839,5 -18,13% -18,13% 7,64% 9,40%
Hang-Seng 19.781,41 -12,56% -12,56% -8,37% -4,91%
Nasdaq 10.466,48 -32,51% -32,51% 6,15% 9,71%
Nikkei 26.094,5 -7,38% -7,38% 5,32% 4,82%
 

Rohstoffe

(USD)
Gold 1.824,02 0,52% 0,52% 20,22% 40,01%
Öl Brent 85,91 8,31% 8,31% 30,17% 28,47%

 

Währungen
EUR/USD 1,0705 -13,45% -5,47% -4,53% -10,83%
EUR/CHF 0,98956 -6,50% -4,36% -8,85% -15,44%

 

 

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