Archiv 28. Februar 2020

Corona-Virus lässt Börsen zittern

Aktienmärkte verlieren deutlich

Die weltweite Corona-Pandemie lässt die internationalen Börsen in die Tiefe rauschen. So verlor der deutsche DAX30 knapp 2.000 Punkte oder fast 15% seines Wertes binnen Wochenfrist. Dies ist der höchste Verlust seit der Griechenland-Krise im Jahr 2011. Der Euro Stoxx 50 – die 50 größten europäischen Dividendentitel – sind mit einem Verlust von knapp 14% seit letztem Freitag ebenfalls tiefrot. Der Blick in die USA oder Asien zeigen ähnlich dramatische Bilder.
Der amerikanische Anleihenmarkt zeigt neue Niedrigzinsen in noch nie dagewesene Dimension. So bietet die 10jährige US-Staatsanleihe nur noch einen Zins von 1,35% p.a. Dies spiegelt nicht unbedingt die Aussagen von US-Präsident Trump wieder, der die amerikanische Wirtschaft als sehr stabil ansieht. In Europa zeichnet sich bei den Zinsmärkten ein ähnliches Bild ab. Trotz Negativzinsen kaufen Anleger schon seit gut zwei Wochen wieder verstärkt deutsche Bundesanleihen. Die 10-jährige Bundesanleihe weist aktuell eine Negativrendite von -0,56% aus, vor 14 Tagen waren dies noch -0,39% gewesen. Selbst das klamme Griechenland bezahlt für Anleihen mit gleichen Laufzeit nur noch 1,20% Rendite (11.02.2020: 1,62%).
Gold verteuert sich bereits seit Dezember um gut 12%. In den letzten Tagen gab es hier jedoch einige kleinere Gewinnmitnahmen. Silber hingegen verzeichnet im gleichen Zeitraum nur ein Plus von 4%, das Edelmetall gab in dieser Woche deutlich nach, was auf eine sinkende industrielle Nachfrage eben aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen ist.

Wirtschaftlicher Hintergrund

Die Börsen nehmen vermutete wirtschaftliche Entwicklungen vorweg und reagieren mit entsprechenden Kursbewegungen. Durch die immer stärkere Ausbreitung des Corona-Virus reagieren Staaten und Unternehmen zunehmend mit Vorsichtsmaßnahmen. Dies zeigt sich daran, dass ganzen Ortschaften unter Quarantäne gestellt werden, Unternehmen die Produktion einstellen oder Geschäftsreisen verbieten, Messen werden abgesagt oder Produktions-wichtige Wirtschaftsgüter werden nicht mehr transportiert.

Dies alles wird das Wirschaftswachstums schwächen, womöglich sogar zu einem Rückgang führen. In Kombination damit, dass die wirtschaftliche Situation – nach über 10 starken Jahren des Wachstums – ohnehin schon angeschlagen ist und immer mehr Zeichen auf Rezession stehen. Ich hatte hierauf schon mehrfach hingewiesen. Die Aktien- und Anleihenmärkte kannten in der letzten Dekade nur noch eine Richtung – nach oben. Diese Steigerungen standen schon lange nicht mehr im Einklang mit der volkswirtschaftlichen Situation. Zumindest bei Aktien ist das Corona-Virus nun die Nadel, die den aufgeblähten Ballon zum platzen bringt.

Was bedeutet dies für Ihre Finanzen?

Solch heftige Kursrückgänge haben wir seit der Griechenland-Krise nicht mehr gesehen. Die Medien berichten intensiv über die Situation, Anleger sind zunehmend verunsichert. Sehen wir uns an, wie sich dies auf die einzelnen Anlageklassen auswirken kann:

Aktien

Langfristig betrachtet sind Aktien die ertragreichste Anlageform, die aber – wie aktuell zu sehen – mit hohen Schwankungen verbunden sein können. Wer freie Liquidität, sowie die nötige Risikobereitschaft und -tragfähigkeit hat, kann die Kursrückgänge nutzen, um in kleineren Tranchen günstiger nachzukaufen. Auf keinen Fall jedoch mit größeren Summen, da aufgrund einer möglichen Rezession noch mit weiteren Rücksetzern gerechnet werden muss. Meine Kunden und Leser wissen, dass ich ein großer Fan von Sparplänen bin (auch bei größeren Anlagebeträgen). Bei diesem langfristigen Vermögensaufbau stellt sich nicht die Frage nach dem günstigsten Einstiegskurs. Sie kaufen regelmäßig und nutzen so auch Kursrückgänge um billig nachzukaufen. Investieren Sie in Qualitätsaktien mit guter Dividendenrendite – zum Beispiel über günstige Exchange Traded Funds („ETFs“).

Anleihen

Fast schon irrational ist die Tatsache, dass bereits negativ verzinste Staatsanleihen weiterhin verstärkt gekauft werden. Daran ist auch die Angst der Anleger vor einem noch schlimmeren Szenario klar abzulesen. Da immer mehr Banken auch Privatanlegern Negativzinsen verrechnen, werden z.B. Bundesanleihen als das kleinere Übel angesehen. Ich habe schon mehrfach darüber berichtet, dass hierdurch auch Negativverzinsungen auf Konten von über -1% oder -2% üblich werden können.

Ich warne ausdrücklich wiederholt vor Unternehmensanleihen schlechterer Bonität. Diese wurden in den letzten Jahren – auch aus Alternativlosigkeit an einigermaßen erträglichen Anlagen – massiv von Banken verkauft. Auch in Deutschland gibt es „Zombie-Unternehmen“, die aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einem normalen Zinsumfeld schon längst Pleite wären. Das billige Geld hilft ihnen (wie auch vielen Staaten) zu überleben. Sollte nun jedoch eine Rezession einsetzen, können diese Unternehmen womöglich auch nicht mehr durch die massiven Anleihen-Kauf-Programme der Europäischen Zentralbank gerettet werden.

Währungen

Ich stehe dem Euro aufgrund der hohen Staatsverschuldungen skeptischer denn je gegenüber. Daher ist es empfehlungswert auch in Währungen von Staaten zu investieren, deren Schulden deutlich niedriger und auf einem wirtschaftlich gesunden Niveau sind. Hierzu zähle ich die norwegische Krone, den Neuseeland-Dollar oder auch den Schweizer Franken. Aber Achtung: auch diese Währungen können an Wert verlieren, mischen Sie Fremdwährungsanlagen deshalb nur selektiv bei!

Immobilien

Meiner Meinung nach können sich die starken Preisanstiege der letzten Jahre nicht dauerhaft fortsetzen, Immobilienmärkte wie z.B. München sind für mich deutlich überhitzt. Im Falle einer Rezession kann es passieren, dass Menschen arbeitslos werden und deshalb Ihre Immobiliendarlehen nicht mehr zurückzahlen können (siehe mein Artikel vom 15.11.19). In diesem Fall wird die Bank das Haus oder die Wohnung verkaufen lassen, um mit dem Erlös den Kredit zu tilgen. Sollte dies in mehreren Fällen vorkommen, kann dies zu einem Preisrückgang führen. Im Extremfall droht ein Szenario wie 2007 in den USA, was letztendlich zur weltweiten Finanzkrise geführt hat.

Eine relativ sichere Anlage mit breiter Risikostreuung stellen für mich offene Immobilienfonds dar, die ohne große Wertschwankungen zumeist Rendite von 2% bis 3% p.a. erzielt haben.

Bei welchem Institut soll ich mein Geld anlegen?

Achten Sie weiterhin darauf, Ihre Kapitalanlage nur bei wirtschaftlich starken Banken oder Versicherung zu führen. Bleiben Sie nicht aus Bequemlichkeit bei Ihren bisherigen Produkten sondern hinterfragen Sie regelmäßig, welche Anlage die richtige für Sie ist. Als „sicherer Hafen“ empfehle ich Banken oder Versicherungen aus der Schweiz und aus Liechtenstein. Viele Institute stehen dort – genau so wie die beiden Staaten – wirtschaftlich stabiler als heimische Anbieter.

Fazit

„Keep calm and carry on“ – dieser oft verwendete britische Spruch aus dem 2. Weltkrieg hat nichts an Bedeutung verloren. Wir durchleben eine kritische Phase, was jedoch regelmäßig vorkommt. Der deutliche Rückgang an den Aktienmärkten war längst überfällig und ist – langfristig betrachtet – eine Möglichkeit, günstiger zu investieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Corona-Virus weiter ausbreitet und welche Auswirkungen für die Wirtschaft daraus erfolgen. Solche Krisensituation wird es immer wieder geben. Bleiben Sie daher aufmerksam und entwickeln Sie eine für Ihre Situation angemessene Strategie zum Schutz Ihres Vermögens.

Als freier und unabhängiger Finanzberater bin ich gerne Ihr Ansprechpartner und berate Sie in allen Fragen rund um das Thema Geld. Probieren Sie es doch einmal aus und kommen Sie auf eine Tasse Kaffee oder Tee zu einem für Sie unverbindlichen Kennlerngespräch in meine Finanzboutique. Ich freue mich auf Sie! Oder kommen Sie zu einem meiner Vorträge in den nächsten Wochen – ich werde dabei speziell auf die aktuelle Situation eingehen.

 

 

 

 

 

China im Ausnahmezustand – Brechen die globalen Lieferketten bald zusammen?

Ein großer Teil der chinesischen Wirtschaft steht still und die weltweiten Lieferketten drohen abzureißen. Das Coronavirus breitet sich bis dato weiter exponentiell aus und langsam stellt sich nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wann das Virus die Blasenmärkte anstechen wird. Offiziell sollen sich weltweit 37.592 Menschen mit dem Virus infiziert haben und 814 sollen daran gestorben sein.

Versehentlich geleakte Zahlen seitens der Regierung zeigten vor einer Woche, dass die Infektionen und Tode etwa zehnmal höher sind, als sie offiziell ausgewiesen werden. Dieses Regierungs-Leak passt zu den Insiderinformationen des bekannten chinesischen Milliardärs und Regimeflüchtlings Guo Wengui. So sollen bereits 1,5 Millionen Menschen positiv auf den Virus getestet und 50.000 an dem Virus verstorben sein. Allein in Wuhan wären in den letzten 17 Tagen täglich 1.200 Leichen eingeäschert worden. Dies würde erklären, warum die chinesische Quarantänezone über das Wochenende auf 400 Millionen Chinesen ausgeweitet wurde, womit fast ein Drittel Chinas aktuell unter Hausarrest steht und die Wirtschaft in diesem riesigen Gebiet zum Stillstand gekommen ist. Viele Familien ohne Rücklagen und Vorräte leiden unter dieser Quarantäne, weshalb das Regime Unruhen fürchtet und alles daransetzt, den Ausbruch einzudämmen.

Einige internationale Konzerne planten in der kommenden Woche ihre Produktion wieder hochzufahren, doch ist dies nach der neuerlichen Eskalation äußerst fraglich. Das Industriezentrum Shenzhen sowie sieben der acht größten Häfen Chinas wurden abgeriegelt, womit die weltweiten Liefer- und Wertschöpfungsketten zum Erliegen kommen werden, wenn die Produktion nicht bald wieder aufgenommen werden kann. China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner mit 5.000 Unternehmen vor Ort und drittwichtigster Exportmarkt. Viele deutsche Unternehmen sind auf die Produkte und Halbfertigerzeugnisse aus China angewiesen. Ohne diese Erzeugnisse stehen die Bänder still und wir importieren die Rezession nach Deutschland. Zwei Drittel der Lieferketten von China nach Japan sind bereits abgebrochen. Mit Fiat-Chrysler erwägt der erste Autohersteller die Produktion in ganz Europa wegen fehlender Teile zu stoppen. Die weltweiten Frachtraten waren zuletzt wegen der Konjunkturabkühlung bereits eingebrochen, doch das Virus könnte den Welthandel jetzt zusätzlich massiv treffen.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt produziert mittlerweile 17 % der Weltwirtschaftsleistung, während es zu Zeiten der Sars-Epidemie nur 4 % waren. JP Morgan hat die Wachstumsprognose Chinas für das erste Quartal von 6,3 % auf 1 % reduziert, doch angesichts der neuerlichen Eskalation wird die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal sehr wahrscheinlich schrumpfen. Gelingt die Eindämmung des Virus, dann ist im zweiten Quartal ein Nachholeffekt und eine Normalisierung des internationalen Handels zu erwarten. Entwickelt sich der Ausbruch hingegen zur Pandemie, dann wird das Coronavirus eine weltweite Rezession und Stagflation auslösen.

Das Coronavirus stellt SARS bei weitem in den Schatten und ist mehr mit der Spanischen Grippe von 1918 zu vergleichen. Im Skiort Les Contamines-Montjoie in den französischen Alpen sind fünf weitere Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt worden. Aufgrund der langen Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen ist es wahrscheinlich, dass sich das Virus der fünf Urlauber aus England dort verbreitet hat, weshalb die Situation heikel ist. In Hong Kong hat sich eine neunköpfige Familie mit dem Virus infiziert, nachdem sie sich ein Barbecue Essen geteilt hatten, was die Übertragungswege infrage stellt. In Deutschland wurde nun festgestellt, dass das Virus bis zu neun Tage auf feuchtkalten Oberflächen überleben kann, was eine weitere Übertragungsgefahr darstellt.

Im besten Fall wird der Ausbruch mindestens mittelfristig deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Im schlimmsten Fall wird das Virus die Blasen anstechen und eine weltweite Rezession auslösen, worauf die Notenbanken die Märkte mit Liquidität fluten werden. Peking unternimmt aktuell alles in seiner Macht Stehende, um die Aktienmärkte künstlich zu stützen und so einen Zusammenbruch des „Vermögenseffekts“ und der Anlegerstimmung zu vermeiden, was sonst eine Rezession befeuern würde. Chinas Notenbank injiziert bereits Rekordliquiditätsspritzen und die anderen Notenbanken werden ihre QE-Programme ausweiten oder neue auflegen, sobald der Zusammenbruch der Lieferketten die Rezession im Westen erzwingt.

In Europa und in den USA wird das Virus heruntergespielt. Die Desinformationskampagne läuft auf Hochtouren, um Panik in der Bevölkerung zu vermeiden, was den Regierungen Zeit zum Handeln gibt und die Märkte stützt. 400 Millionen Menschen unter Quarantäne und ein Abbruch der Lieferketten kündigen einen globalen Schock an, weshalb man sich jetzt richtig an den Märkten positionieren muss und für den Worst Case vorsorgen sollte, falls es auch bei uns zu Quarantänezonen kommen sollte. Selbst im Best Case Szenario werden die Notenbanken mit dem Drucken von Geld reagieren müssen und im Worst Case Szenario noch viel mehr Papiergeld drucken. Dies wird allen voran den Gold- und den Silberpreis diametral gegensätzlich zur Abwertung der Fiat-Währungen steigen lassen.

Ein Gastkommentar von Markus Blaschzok – dem Chefökonomen unseres Edelmetall-Partners SOLIT (11.02.2020)

Die Finanzboutique GmbH, Westendstraße 9, 87439 Kempten, Telefon: 0831 20691570

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Bild von Florian Herfurth 

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