Brexit-Drama und kein Ende: Nachdem das britische Parlament am vergangenen Samstag, den 19.10.2019, die Entscheidung über das neue EU-Austrittsabkommen verschoben hat, bis das Gesetz zur Ratifizierung des Vertrags unter Dach und Fach ist, hat Premierminister Boris Johnson zähneknirschend bei der EU eine Verschiebung des Brexit-Termins beantragen müssen. Die Maßnahmen des Parlaments sind mehr als nachvollziehbar, befürchtet es doch zu Recht, dass Johnson weiterhin einen ungeregelten Brexit anstreben dürfte.
Johnson will sich weiterhin für einen pünktlichen Brexit zum 31. Oktober einsetzen und daher in dieser Woche das Gesetz zur Ratifizierung des Abkommens einbringen, es könnte innerhalb weniger Tage die entscheidenden parlamentarischen Hürden nehmen. Trotz der anhaltenden Unsicherheit steigen allerdings die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zum Start in die neue Woche bis auf knapp unter 1,8 Prozent. Dennoch ist der Goldpreis mit knapp 1.500 Dollar je Unze stabil.
Mini-Deal wird für keine Belebung der Weltwirtschaft sorgen
Ein noch viel größeres Problem für die Weltwirtschaft als der Brexit bleibt allerdings der Handelskrieg zwischen den USA und China. Entgegen der Behauptung von US-Präsident Donald Trump hat er zuletzt keinen „substanziellen Phase-1-Deal“, sondern nur einen Mini-Deal mit China geschlossen. Daher haben viele Experten unisono geschrieben, dass sich in dem unsicheren Umfeld die weltweiten Unternehmen weiterhin mit Investitionen zurückhalten dürften, weshalb das Risiko einer weltweiten Rezession von Tag zu Tag zunimmt. Sie liegt vor, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft auf weniger als zwei Prozent zurückgeht.
Entsprechend trüben sich damit auch die Perspektiven für die US-Wirtschaft immer weiter ein – wie soll es auch anders sein? Wenn der Rest der Weltwirtschaft schwach ist, dämpft das unweigerlich die Nachfrage nach US-Produkten. Umso wichtiger sind daher die weiteren Maßnahmen der US-Notenbank.
Sie hat am 15. Oktober ein neues massives Gelddruckprogramm gestartet, während es für viele Investoren ausgemachte Sache ist, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 30. Oktober die Zinsen erneut um 25 Basispunkte auf dann 1,5 bis 1,75 Prozent senken dürfte. Das wäre die dritte Reduktion innerhalb von lediglich drei Monaten – und das, obwohl die Wirtschaft laut Fed-Chef Jay Powell angeblich „solide“ läuft.
Zinsen für zehnjährige US-Anleihen im Auge behalten
Demnach kauft die Fed für 60 Mrd. Dollar pro Monat sogenannte T-Bills, also Staatsanleihen mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr. Um es klar zu sagen: Das ist einmal mehr nichts anderes als die Monetarisierung von Staatsschulden, die Fed finanziert also die Schuldensause mit der Notenpresse. Durch das massive Gelddrucken will die Fed einen deutlichen Zinsanstieg verhindern. Er wäre angesichts einer explodierenden Staatsverschuldung von rund 1,5 Billionen Dollar pro Jahr bei einem ohnehin riesigen Schuldenberg von zuletzt rekordhohen 22,9 Billionen Dollar – das sind horrende 107,3 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – mehr als gerechtfertigt.
Bislang gehen Investoren davon aus, dass die bevorstehende Geldschwemme ebenso wie die vorherigen drei QE-Gelddruckrunden die US-Wirtschaft ankurbeln könnte, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auch diesmal steigen und damit eine Belebung der US-Wirtschaft widerspiegeln sollen. Umso wichtiger ist es, die Zinsen genau im Auge zu behalten. Weil es diesmal im Gegensatz zu den früheren QE-Gelddruckrunden aber einen Handelskrieg gibt, dürfte es trotz der neuen Dollar-Schwemme zu keiner Belebung der US-Wirtschaft kommen, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen schon bald kräftig nach unten drehen und die Rekordtiefs in Angriff nehmen sollten. Das dürfte für kräftigen Verkaufsdruck bei S&P500 und DAX sorgen.
Allerdings wäre das ein noch besseres Umfeld für Gold, weil die sinkenden Zinsen in den USA auch jene im Rest der Welt nach unten drücken sollten. Dabei würde das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen von zuletzt umgerechnet rund 14 Billionen Dollar in Richtung des Rekordhochs von 17 Billionen steigen. Umso wichtiger ist daher der Besitz von physischem Gold, denn damit kann man Strafzinsen umgehen. Hierzu bieten sich der Sicherkauf zum direkten Bezug von Edelmetallen sowie das Edelmetalldepot zur Verwahrung im Zollfreilager in der Schweiz an. Letztere Variante ist ebenfalls als Sparplan erhältlich.
Draghi hinterlässt ein verheerendes Erbe
Ein noch viel schlimmer Gelddrucker als die Fed ist EZB-Chef Mario Draghi, was zu Recht für Wut und Verzweiflung bei den deutschen Sparern sorgt. Unter seiner achtjährigen Ägide ist durch das gigantische Gelddrucken und die mehrjährigen Kredite an die angeschlagenen Banken die Bilanzsumme der EZB auf den Rekord von 4,7 Billionen Euro explodiert – das sind horrende 40,6 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Eurozone, im Vergleich zu „nur“ 18,5 Prozent für die Fed.
Durch Draghis Strafzinsen wird unser Finanz- und Wirtschaftssystem völlig ad absurdum geführt. Strafzinsen bedeuten, dass Geld keinen Wert hat – welcher Irrwitz! Der einzige Sinn des jahrelangen Gelddruckens der EZB war es, ist es und wird es künftig sein, die Zinsen für hochverschuldete Staaten wie Italien und Griechenland, aber auch Frankreich und Spanien, in den Keller zu drücken und so die dortige Schuldensause am Laufen zu halten.
Die Folge dieser Politik: Zuletzt lagen die Zinsen für zehnjährige italienische Anleihen mit knapp unter 1,0 Prozent in der Nähe des Rekordtiefs, obwohl die Schulden mit horrenden 138 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung auf das höchste Niveau seit 1924 gestiegen sind. In dem Umfeld sind die Zinsen für zehnjährige griechische Anleihen zuletzt auf das Rekordtief von 1,3 Prozent zurückgegangen – unglaublich! Zuletzt hat Draghi einmal mehr gefordert, dass die Länder der Eurozone Fiskalprogramme auflegen sollten – also noch mehr Schulden als ohnehin machen sollten – um die Wirtschaft anzukurbeln. Welcher Irrwitz! Das gigantische Problem der viel zu hohen Schulden soll „gelöst“ werden, indem die Länder noch mehr Schulden machen.
Am Ende werden sie allerdings einmal mehr nur ein konjunkturelles Strohfeuer auslösen, vielmehr werden die Schulden nicht nur nominell, sondern auch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung höher sein als zuvor. Daher müssen die Strafzinsen anschließend noch tiefer in den Keller gedrückt werden, um zu verhindern, dass das gigantische Schuldenhaus zusammenbricht.
Lagarde wird für noch mehr Strafzinsen sorgen
Mancher Sparer könnte sich daher glatt freuen, dass die nächste EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag, 24. Oktober die letzte unter Draghis Führung sein wird, ehe er Anfang November von seiner designierten Nachfolgerin Christine Lagarde abgelöst wird. Das Problem ist, dass Lagarde ebenso wie Draghi eine Anhängerin von Strafzinsen ist und daher seine Politik in den nächsten Jahren konsequent fortsetzen dürfte.
Umso besser wird das Umfeld für Gold, zumal ich weiterhin der festen Überzeugung bin, dass die Fed in der nächsten Rezession ebenfalls Strafzinsen einführen dürfte und noch viel mehr Geld drucken wird als derzeit. Je mehr Strafzinsen es allerdings weltweit geben wird, umso unentbehrlicher wird der Besitz von physischem Gold sein. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.
Ein Gastbeitrag von Edmont Haig / Solit Gruppe.