einBlick: 2023: Öffnung Chinas beflügelt Asien-Aktien

Chinesische Aktien konnten zu Beginn des Jahres 2023 deutlich zulegen

Chinesische Aktien konnten zu Beginn des Jahres 2023 deutlich zulegen

Das Ende der Lockdown-Politik im Dezember und ungestörte Lieferketten sollten Treibstoff für eine Erholung der chinesischen Nachfrage liefern, sobald die Infektionswelle überwunden ist. Das wäre nicht nur für China, sondern auch für alle wichtigen Handelspartner in der Region von Vorteil.

Hohe Kapitalabflüsse in sichere Häfen haben die Bewertungen etwa in Südkorea, Taiwan und China 2022 deutlich fallen lassen, am koreanischen Aktienmarkt um bis zu 30 Prozent. Ein Trend, der sich zum Teil bereits wieder umgekehrt hat. Insbesondere diese gebeutelten Märkte hoffen bei einer Verbesserung des makroökonomischen Umfelds und der Anlegerstimmung auf ein Comeback.

Wichtigster Treiber für den neuen Asien-Optimismus war sicherlich die Beendigung der Zero-Covid-Strategie in China. Die plötzliche Quarantäne ganzer Millionenmetropolen und die immer wiederkehrende Schließung von Produktionsstätten gehören seit Dezember der Vergangenheit an – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Dabei sollten aber nicht die negativen Folgen ausgeblendet werden: So gingen zum Jahresanfang die Infektionszahlen im „Reich der Mitte“ schlagartig nach oben. In einzelnen Provinzen lag die Covid-Infektionsrate bei fast 90 Prozent und es kamen in kürzester Zeit zehntausende Menschen ums Leben. Das chinesische Neujahrsfest am 10. Februar, der wichtigste traditionelle Feiertag des Landes, wurde zuletzt wieder zu einem Superspreader-Event. Statt mehreren kleinen Wellen trifft China also gerade eine einzige große Welle, die allerdings auch schneller wieder überstanden sein wird.

Laut chinesischem Horoskop ist 2023 ein „Jahr des Hasen“. Diese Jahre werden traditionell mit Glück, Frieden und Erfolg verbunden. Die Aktienmärkte scheinen dies auch bereits widerzuspiegeln. Seit Jahresanfang legten chinesische Indizes zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent zu. Hier spielt aber nicht nur die Erholung von Corona, sondern auch längerfristige Trends eine wichtige Rolle. Bei vielen Technologien, die im Mittelpunkt des Übergangs zu einer nachhaltigen Energiegewinnung und Mobilität stehen, sind chinesische Unternehmen führend. Dazu gehören beispielsweise E-Autos, Batterien und Solarzellen. Diese Unternehmen sowie Zulieferer und Rohstoff-Förderer stehen bei Investoren entsprechend hoch im Kurs und könnten auch in der Zukunft ihre Vorreiterrolle verteidigen. Gerade hier wird auch das Handeln der Regierung in Peking entscheidend sein. Während in den letzten Jahren ein sehr strenger Regulierungs-Kurs gegen Technologieunternehmen geführt wurde, hat Staatspräsident Xi Jinping die Zügel zuletzt wieder etwas gelockert – zur Freude der Aktionäre.

Überhaupt kann die Zukunft Chinas nie ohne eine Betrachtung der Politik erfolgen. Auch die größten Unsicherheiten für Anleger erwachsen nicht aus volkswirtschaftlichen, sondern aus geopolitischen Überlegungen. China möchte sich im Ukraine-Krieg zwar gerne als Friedensstifter darstellen, gibt gleichzeitig aber dem Kreml immer wieder Rückendeckung. Auch der Konflikt um Taiwan ist noch lange nicht beigelegt und flammt in regelmäßigen Abständen wieder auf. Ausgang weiterhin ungewiss. Diese Konflikte lasten auch auf dem Verhältnis zu den wichtigen Handelspartnern Europa und USA. Eine Rückkehr zu umfangreichen Sanktionen, wie während der Präsidentschaft Donald Trumps, würden hier die gerade erst gelösten Knoten in den Lieferketten wieder festschnüren.

Wer diese Risiken scheut, muss aber nicht zwangsläufig der Anlage-Region den Rücken kehren. Auch abseits Chinas gibt es in Asien interessante Kandidaten mit höheren Wachstumsraten und besserem Ausblick, was die Demografie der Bevölkerung angeht.

Hier wäre etwa Indien zu nennen, das im Krisenjahr 2022 zu den stabilsten Aktienmärkten der Welt gehörte. Bereits im letzten Jahr ist das Land zur fünftgrößten Volkswirtschaft aufgestiegen. Die aktuellen Gewinnerwartungen für die Unternehmen liegen für das Jahr 2023 bei rund 17 Prozent. Dabei profitiert Indien auch von den Problemen Chinas. Im Streit zwischen Ost und West präsentiert sich Premier Narandra Modi gleichzeitig als Brückenbauer und als Vertreter der „neutralen“ Nationen. In diesem Jahr könnte auch endlich das lange geplante Freihandelsabkommen mit Europa unterschrieben und entscheidende Handelsbarrieren abgebaut werden. Ein positiver Impuls für alle beteiligten Volkswirtschaften.

Im Inland setzt die Regierung auf die Schaffung eines riesigen Binnenmarktes und investiert Milliarden in Erneuerbare Energieversorgung. Indien ist bereits führend bei der Nutzung von Wasserstoff und macht große Schritte beim Ausbau der Solarkraft. Bei der Infrastruktur erhält Indien auch Unterstützung aus Deutschland. Gerade erst hat die Bahnsparte von Siemens ihren bisher größten Lokomotivvertrag mit Indien geschlossen. Insgesamt sollen 1.200 Elektroloks geliefert werden und ein Teil der Fertigung auch gleich in Indien erfolgen.

In der chinesischen Peripherie gibt es aber auch weitere Volkswirtschaften, die zukünftig eine größere Rolle spielen werden und sich immer stärker vernetzen: Die Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) haben sich dem Trend der „Deglobalisierung“ widersetzt. Anstelle einer wirtschaftlichen Isolation haben Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam und weitere Mitgliedsstaaten eine Allianz geschmiedet. Die zusammengenommen fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt hat mit dem Freihandelsabkommen RCEP wichtige Handelsvereinbarungen getroffen und für alle Beteiligten ein einheitliches Regelwerk geschaffen. Dies soll den Handel mit den großen Nachbarn erleichtern und langfristig Investitionen in die Länder holen. Die Region könnte damit einer der größten Profiteure einer Schwäche Chinas sein.

Bestes Beispiel hierfür ist Vietnam, das im abgelaufenen Jahr mit acht Prozent zu den Wachstumssiegern in Asien gehörte. Trotz aller Schwierigkeiten in 2022 war dies sogar die höchste Wachstumsrate des Landes seit 1996. Die Exportnation verfügtselbst über einen relativ großen Binnenmarkt sowie über rund 100 Millionen junge und ehrgeizige Menschen. Schon während der Corona-Krise profitierte Vietnam stark von ausländischen Investitionen und der Abwanderung von Unternehmen aus China. Die chinesischen Lockdowns sorgten beispielsweise dafür, dass internationale Konzerne wie Apple einen Teil ihrer Produktion nach Vietnam verlagerten. Die „Apple Watch“ und „MacBook“-Laptops sollen zukünftig in vietnamesischen Werken gebaut werden. Der US-Hersteller kann dabei von bereits gut ausgebildeten Arbeitern und einer vorhandenen Infrastruktur profitieren, die nicht zuletzt vom Konkurrenten Samsung in Vietnam aufgebaut wurde.

 

Fazit:

Während kurzfristige Faktoren die Attraktivität von Asien für viele Anleger gemindert haben, spricht der längerfristige strukturelle Wandel dafür, dass sie mit Blick auf die Diversifizierung und künftige Widerstandsfähigkeit von Portfolios weiterhin Beachtung finden sollten. Dabei sollte der traditionelle Fokus auf China nicht zu weit getrieben werden. Längst gibt es in Asien weitere Volkswirtschaften, die sich durch hohes Wachstum, vorteilhafte Demografie und Infrastruktur auszeichnen. Genau wie globale Unternehmen sollten sich auch Anleger in Asien nicht nur auf die Wirtschaftskraft Chinas verlassen.

 

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Marktbericht 4. Quartal 2022

Aufhellung, aber nicht über dem Berg!

Das vierte Quartal 2022 lieferte eine Vielzahl von relevanten Entwicklungen für die Real- und Finanzwirtschaft. Tendenziell überwogen positive Entwicklungen in einem nach wie vor stark von Risiken geprägten Umfeld, was unter anderem in der Erholung der Aktienmärkte ablesbar war. 

Politisch setzte sich im Verlauf die zunehmende Teilung der Welt fort. Westlich orientierte Länder verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland. In der EU wurde im Dezember das neunte Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die restliche Welt (circa 65 % der Weltwirtschaft, Basis Kaufkraftparität), die bisher nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich vergleichsweise überwiegend attraktiver Wirtschafts- und Investitionsbedingungen.

Das globale Organigramm ändert sich zudem als Konsequenz der westlichen Politik und ihres unilateralen Führungsanspruchs dynamisch. Politische Strukturen außerhalb der westlichen politischen Hemisphäre wuchsen und gedeihen weiter. So haben 12 zum Teil bedeutende Länder (u.a. Saudi-Arabien und Türkei) Anträge gestellt, Mitglieder der BRICS-Formation zu werden.

Die Weltwirtschaft war im 4. Quartal 2022 von weiteren Dynamikverlusten geprägt. So senkte der Internationale Währungsfonds im Oktober im World Economic Outlook die BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2022 von zuvor 3,6 % (April 2022) auf 3,2 % und per 2023 von zuvor 3,6 % auf 2,7 %. Ein entscheidender Hintergrund für die negative Anpassung war der erhöhte Preisdruck, der durch das westliche Sanktionsregime forciert wurde, der Kosten in der Weltwirtschaft erhöhte und der Investitionsunsicherheit begründete. Das Thema Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen belastete tendenziell weniger. Rohstoffpreise entspannten sich. So sank der CRB-Rohstoffindex seit Juni 2022 von 361 auf zuletzt 298 Punkte. Die Öffnung Chinas mit dem partiellen Ausstieg aus der rigiden Corona-Politik im Dezember lieferte einen Lichtblick für die Wirtschaftsaussichten Chinas und der Weltwirtschaft auch im Hinblick auf potentiell verringerte Lieferkettenprobleme.

Die Finanzmärkte reagierten im 4. Quartal 2022 in einer grundsätzlichen Betrachtung mit geringerer Risikowahrnehmung auf die Dynamikverluste der Weltwirtschaft. In der Folge legte der deutsche Aktienindex DAX von 12.093 Punkten am 30. September 2022 in der Spitze mehr als 14.600 Punkte (13. Dezember) zu (Stand 16.12.2022).

Zinserhöhungen setzten sich im 4. Quartal 2022 fort. Sowohl die US-Notenbank als auch die EZB verringerten im Dezember die Höhe der Zinsanpassungen von 0,75 % auf 0,50 %. Der Leitzins der Federal Reserve liegt aktuell in der Bandbreite bei 4,25 % – 4,50 %, der Leitzins der EZB bei 2,50 %. Beide Zentralbanken signalisierten eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik. Am Kapitalmarkt bewegten sich die Renditen im Berichtszeitraum in bekannten Fahrwassern. 10-jährige Bundesanleihen wiesen eine Bandbreite zwischen 1,75 % – 2,50 %, 10-jährige US-Staatsanleihen zwischen 2,45 % – 3,40 % aus.

Westeuropa stabilisiert, aber nicht über dem Berg

Mangels autarker Rohstoffversorgung war und ist Europa von der Krise am stärksten betroffen. Das Thema Versorgungssicherheit konnte für den Winter 2022/2023 erfolgreich, wenn auch teuer beordnet werden. Zusätzlich entspannte das 200 Mrd. EUR-Programm der Bundesregierung, das bis Mitte 2024 eine Abschirmung der privaten Haushalte und der Unternehmen von überbordenden Energiepreisen vorsieht. Die Stimmungslage hellte sich in Deutschland und in Europa in der Folge leicht auf. So stiegen sowohl der IFO-Index, der ZEW-Index in Deutschland als auch der Economic Sentiment Index der Eurozone leicht an. Sie bewegen sich aber weiter auf historisch betrachtet niedrigen Niveaus.

Die Verbraucherpreisinflation der Eurozone erklomm in der Eurozone mit 10,6 % per Oktober 2022 das höchste Niveau in der Historie. Im Berichtsmonat November kam es zu einem Rückgang auf 10,1 %. Die Erzeugerpreise definierten per August 2022 mit 43,3 % einen Rekordwert. Seitdem entspannte sich das Niveau auf 30,8 % per Berichtsmonat Oktober.

Außerhalb der Eurozone bleibt die Ukraine der größte Verlierer innerhalb Europas mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung laut IWF per 2022 von circa 30 %. Russlands Datensätze und BIP-Prognosen unterlagen weiter positiven Anpassungen. So wurde die BIP-Prognose des IWF im Oktober von -6,0 % (Juli-Prognose) auf -3,4 % angepasst.

USA: Konjunktur läuft, aber nicht rund

Anders als in Europa stand und steht die US-Versorgungssicherheit nicht infrage, ebenso ist insbesondere Energie deutlich günstiger als in Europa. Diese beiden Attribute wirken sich für die US-Wirtschaft stabilisierend und in der Standortdebatte positiv aus.

Mit massiven Wirtschaftspaketen sind die USA bemüht, einerseits die Klimawende voranzutreiben und andererseits auch mit den Mitteln unzulässiger Subventionen sich zu Lasten Europas und Taiwans zu reindustrialisieren.

Nachdem es in den ersten beiden Quartalen 2022 in Folge zu Rückgängen der Wirtschaftsleistung kam, lieferte das 3. Quartal 2022 eine Wende mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum in Höhe von 2,9 %. Die Phalanx der Daten offerierte im vierten Quartal unterschiedliche Signale. Die Einkaufsmanagerindices von S&P implizierten Schwäche (Composite Index 46,4). Im letzten Berichtsmonat ergaben sich negative Signale im Einzelhandel, in der Industrieproduktion und am Immobilienmarkt.

An der Preisfront setzte im vierten Quartal bei Verbraucherpreisen (7,1 %), bei Importpreisen (2,7 %) und bei Erzeugerpreisen (7,4 %) Entspannung ein.

Die US-Notenbank blieb ihrem Stabilitätskurs treu. Nach vier Zinserhöhungen um 0,75 % folgte im Dezember ein Zinsschritt um 0,50 % auf eine Bandbreite der Federal Funds Rate zwischen 4,25 % – 4,50 %. Im Offenmarktausschuss der Federal Reserve hat das Thema Preisstabilität weiter Vorrang vor dem Aspekt der Konjunkturstabilität.

Schwellenländer: China setzt Akzent

Die Dynamikverluste der Weltwirtschaft wirkten und wirken sich in den Schwellenländern belastend aus.  Die Schwellenländer nehmen überwiegend nicht am westlichen Sanktionsregime teil und schaffen damit ohne eigene Aktivität im relativen Vergleich zu westlichen Ländern verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Gleichzeitig ist im Jahresverlauf eine Initiative erkennbar, sich stärker von westlichen politischen Einflüssen zu befreien.

Asien zeigt sich insbesondere widerstandsfähig und profitiert aus der geopolitischen und geowirtschaftlichen Konstellation. Die Divergenz zu Europa lässt sich an den Preisentwicklungen und damit verbunden den sich nicht in der Form materialisierenden Wohlstandsverlusten belegen. In China nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich zuletzt um 1,6 % zu, Erzeugerpreise sanken um 1,3 %.

Die Öffnung Chinas im Rahmen der Neuausrichtung der Corona-Politik per Dezember 2022 offeriert China und der asiatischen Region, aber auch der Weltwirtschaft frische Impulse.

Grundsätzlich zeigte und zeigt der Sektor der aufstrebenden Länder und der Schwellenländern auch im vierten Quartal 2022 anders als in früheren Krisen eine sehr hohe Widerstandskraft und Stabilität.

Märkte: Versorgungslage, Inflation, Zinspolitik und Geopolitik bleiben bestimmend

Im 4. Quartal 2022 dominierte moderate Risikobereitschaft vor dem Hintergrund einer global stabilisierten Versorgungslage, der Rückgänge des Inflationsanstiegs, einer weniger aggressiven Zinspolitik seitens der Zentralbanken (Höhe der Zinsschritte) bei weiterer Fokussierung auf Preisstabilität die Finanzmärkte. Geopolitik blieb und bleibt ein ernst zu nehmendes Thema. Festzustellen war und ist ein Gewöhnungsmodus bezüglich des Ukraine-Konflikts.

Aktienmärkte legten unter Schwankungen zu. An den Rentenmärkten ergaben sich Bewegungen in bekannten Bandbreiten. Der USD verlor nach der vorangegangenen markanten Stärke gegenüber dem Euro an Boden. Edelmetalle konnten im Verlauf des Quartals an Boden gewinnen. Energiepreise bewegten sich auf moderaten Niveaus.

Internationale Strukturveränderungen

Die internationale gesetzesbasierte Ordnung hat auch im vierten Quartal weiter Schaden genommen. Beispielhaft darf der Inflation Reduction Act der USA angeführt werden, dessen Inhalte zu großen Teilen WTO-widrig sind.

Die gesetzesbasierte Ordnung ist Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das durch den Westen und seine unilateralen Maßnahmen erodierte Vertrauen in das seit 1944 (Bretton Woods) westlich dominierte System führt zu neuen nicht westlich dominierten Strukturen (u.a. BRICS-Staaten Erweiterung).

Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich sowohl in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Situation heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.  

Marktüberblick

Aktien
Performance Aktuell lfd. Jahr 1J 3J 5J
DEUTSCHLAND
DAX 40 13.923,59 -12,3% -12,3% 1,7% 1,5%
MDAX 25.117,57 -28,5% -28,5% -3,9% -0,8%
SDAX 1.274,96 -27,7% -27,7% -1,9% -0,3%
 EUROPA
Euro St. 50 3.793,62 -8,59% -8,59% 3,35% 4,82%
FTSE 100 7.451,74 4,57% 4,57% 3,11% 3,23%
CAC 40 6473,76 -6,71% -6,71% 5,35% 6,98%
SMI 10.729,4 -14,29% -14,29% 3,41% 5,99%
 GLOBAL
S&P 500 3.839,5 -18,13% -18,13% 7,64% 9,40%
Hang-Seng 19.781,41 -12,56% -12,56% -8,37% -4,91%
Nasdaq 10.466,48 -32,51% -32,51% 6,15% 9,71%
Nikkei 26.094,5 -7,38% -7,38% 5,32% 4,82%
 

Rohstoffe

(USD)
Gold 1.824,02 0,52% 0,52% 20,22% 40,01%
Öl Brent 85,91 8,31% 8,31% 30,17% 28,47%

 

Währungen
EUR/USD 1,0705 -13,45% -5,47% -4,53% -10,83%
EUR/CHF 0,98956 -6,50% -4,36% -8,85% -15,44%

 

 

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Marktbericht: Q3 2022

Inflation trifft Deflation – Bestandsaufnahme und Chancen

Selten waren die Herausforderungen für die Bevölkerungen Europas größer als derzeit. Menschen und Unternehmen sind von zwei Seiten in die Zange genommen, durch Inflation, also Kaufkraftverluste der Einkommen, und gleichzeitig durch Deflation der Vermögensgegenstände. Existenzrisiken für private Haushalte und Unternehmen als auch Wohlstandsverluste und Verarmungstendenzen sind die Folge.

Der Hintergrund dieser Entwicklungen ist maßgeblich exogener Natur. Der geopolitische Krisenpotpourri, allen voran der Ukraine-Krieg mit seinen Maßnahmenpaketen, ist einer der entscheidenden Treiber der Preisinflation neben der verfehlten Zins- und Geldpolitik der westlichen Zentralbanken in den vergangenen Jahren. Die von den Zentralbanken in diesem Jahr erwarteten entlastenden Basiseffekte im Rohstoffsektor verkehrten sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Folge der vom Westen veranlassten Sanktionspolitik in das Gegenteil. Sie wurden zu entscheidenden Preistreibern. Zusätzlich belasteten die Lieferkettenprobleme mangels angemessener globaler Investitionstätigkeit in der Phase von 2017 bis heute.

Die Preisanstiege verringern die Kaufkraft der vorhandenen Einkommen in historisch einmaliger Art und Weise sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone.

Werfen wir zunächst den Blick auf den Wert der laufenden Einkommen, die elementar sind, um das Leben zu bestreiten oder bestreiten zu können. In Deutschland nahmen die Verbraucherpreise zuletzt per Berichtsmonat August um 7,9% zu.  In der Eurozone stellte sich der Anstieg der Verbraucherpreise per August 2022 auf 9,1%, dem höchsten Anstieg in der bis 1991 zurückgehenden Historie.

Verbraucherpreise Eurozone

Verbraucherpreise in der Eurozone

Bei den Erzeugerpreisen, die sich perspektivisch auf die Verbraucherpreise auswirken, ist das Bild prekär. Per August 2022 stellte sich der Anstieg in Deutschland auf 45,8% im Jahresvergleich, während sich der Anstieg in der Eurozone per Juli 2022 auf 37,8% stellte. Wir reden hier von historischen Höchstwerten.

Damit wurde und wird die Kaufkraft der Einkommen massiv in Mitleidenschaft gezogen, denn Löhne oder auch Sozialleistungen werden erst zeitversetzt und voraussichtlich nicht symmetrisch angepasst. Entsprechend nehmen die Stresszustände bei den privaten Haushalten und den Unternehmen zu. Zusätzlich nehmen aus dieser Konstellation Insolvenzrisiken bei Unternehmen zu mit negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Staatliche Ersatzeinkommen sind regelmäßig geringer als Arbeitseinkommen. Das wirkt sich auf Konsum und absehbar auf Produktion belastend aus. Sowohl in der Eurozone als auch in Deutschland ist als Konsequenz dieser Konstellation eine Rezession auf der Agenda.

Es sind aber nicht nur die realen Einkommensverluste, die das Fundament der Stabilität Deutschlands und der Eurozone erodieren. Diese zuvor dargestellte Inflation trifft gleichzeitig auf eine Deflation bei maßgeblichen Vermögenswerten.

So sank seit Jahresbeginn der DAX-Index um circa 21%. Wer also im DAX beispielsweise via ETF investiert war, hat einen zusätzlichen Kaufkraftverlust von 21%. Ähnlich prekär sah es am Anleihemarkt aus. Auch wer Bitcoin als Alternative wählte, war schlecht beraten. Seit Jahresbeginn stellte sich eine negative Performance um circa 53% gegenüber dem Euro ein. An Immobilienmärkten zeigen sich bezüglich der Preisentwicklung negative Tendenzen im Jahresverlauf.

Eine weitere Komponente ist von elementarer Wichtigkeit. Dabei dreht es sich nicht um eine inländische Betrachtung, sondern um die Betrachtung des Außenwerts unserer Währung. Hier

Handelsbilanz Eurozone

Handelsbilanz in der Eurozone saisonal bereinigt

stellte sich ein massiver Verlust gegenüber dem USD seit Jahresbeginn in Höhe von circa 13,5%. Dieser Verlust zeigt sich auch in der Handelsbilanz, die per Berichtsmonat Juli mit einem Defizit in Höhe von 40 Mrd. Euro ein historisch einmaliges Niveau erreichte. Dagegen waren die Defizite während der Eurokrise bei gut 10 Mrd. Euro förmlich „Peanuts“.

Dieser Mix aus hohen Kaufkraftverlusten der Einkommen nach innen und noch mehr nach außen (USD) bei gleichzeitig markanten Wohlstandsverlusten bei klassischen Anlagen, allen voran Aktien und Anleihen, ist für Deutschland und die Eurozone in einem begrenzten Zeitraum von nur sieben Monaten historisch einmalig.

Das Problem der Einkommensverluste lässt sich durch eigene diskretionäre Entscheidungen nicht oder kaum ändern. Sehr wohl kann dem Problem der Wohlstandsverluste der Vermögen durch aktives Handeln und smarte Entscheidungen entgegengewirkt werden. Wie in jeder Krise gibt es nicht nur Risiken, sondern den Risiken stehen Chancen gegenüber.

Bezogen auf die globale Ökonomie verteilen sich die Karten neu. Europa inklusive der Ukraine und Russland sind bezüglich Wirtschaftsstruktur und Konjunktur zunächst die Verlierer. Die USA sind im westlichen Umfeld die Gewinner. Der USD hat deutlich an Boden gewonnen. Bei Fortsetzung der Krise oder Eskalation, die derzeit im Raum steht, wird der USD weiter an Boden gewinnen. Sollte es zu einer Deeskalation kommen, drehte sich das Bild. Zunächst sollte der USD international weiter an Boden gewinnen. Ergo sind grundsätzlich Anlagen im USD, beispielsweise am Geldmarkt bei hoher Risikoaversion, zunächst weiter zu bevorzugen.

Aber auch die Länder, die sich nicht an den Russland-Sanktionen beteiligen, das sind gut 60% der Weltwirtschaft, bieten dank besserer Versorgungssicherheit als in Europa und Preislichkeit dank Discounts auf den Import russischer Rohstoffe perspektivisch Chancen insbesondere nach den Rücksetzern an den jeweiligen Aktienmärkten. Beispielsweise sind die Inflationsdaten in vielen dieser Länder markant niedriger als in westlichen Ländern. So legten die Verbraucherpreise in China um lediglich 2,5% und die Erzeugerpreise um 2,3% per August im Jahresvergleich zu. Bei Anlageentscheidungen zu Gunsten dieses Sektors sollte darauf geachtet werden, dass die betreffenden Länder keine nennenswerten Leistungsbilanzdefizite und auch ansonsten stabile Strukturdaten aufweisen. Zu diesen Ländern gehört beispielsweise auch Vietnam.

Gold als Währung ohne Fehl und Tadel hat im Zuge der globalen USD-Präferenz gegenüber dem USD um 8,5% verloren, aber Gold hat seit Jahresanfang auf Basis der Eurobewertung um 6% zugelegt. Hier wird deutlich, dass Gold sich in akuten Krisen bewährt. Auch dieser Sektor stellt damit eine Alternative für europäische Investoren dar.

Grundsätzlich ergeben sich nach den teilweise massiven Rücksetzern an Aktienmärkten unter mittel- und langfristigen Gesichtspunkten Chancen. Schlussendlich müssen rund 8,5 Milliarden Menschen grundversorgt werden. Mehr noch sind globale Lieferketten wegen globaler Unterinvestition seit 2017 ausgeprägt. Das gibt den produktions- und lieferfähigen Unternehmen die Möglichkeit, hinsichtlich der Preissetzungsmacht von der Krise zu profitieren. Es gibt auch eine „politische Ökonomie“. Dazu gehört beispielsweise der Rüstungssektor, der losgelöst von der Konjunkturlage reüssieren wird (nicht ESG konform). Anders ausgedrückt bedarf es individueller Analyse, um erfolgreiche Sektoren in der Weltwirtschaft zu erkennen und dort Investitionen vorzunehmen.

Fazit

Als Fazit bietet sich an, die Risiken ernst zu nehmen. Die in den Risiken erkennbaren Chancen gilt es zu nutzen, um Wohlstandsverluste zu vermeiden, entgegenzuwirken oder umzukehren. Die Politik bestimmt die Geschicke massiv.

Aus diesem Grund ist ein hohes Maß an Reagibilität an den Märkten erforderlich. Eine Möglichkeit, sich hohe Reagibilität einzukaufen, ist der Erwerb bisher erfolgreich gemanagter aktiver Aktien- oder Mischfonds.

 

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einBlick: Schützt Gold auch jetzt vor Krisen und Inflation?

Börsenturbulenzen und hohe Inflation lassen Anleger nach einem sicheren Hafen Ausschau halten.

Aussichtsreicher Kandidat für viele Anleger und Experten ist Gold. Immerhin ist der Wert des Edelmetalls über die Jahrhunderte sehr stabil geblieben und konnte gerade in Krisenzeiten immer wieder die Aktienmärkte schlagen. Ob sich Gold auch aktuell als Schutz vor Krisen und Inflation eignet und welche Anlagemöglichkeiten es gibt, möchten wir in diesem Newsletter näher beleuchten.

Gold wird häufig als die härteste Währung der Welt bezeichnet. Schaut man sich die Entwicklung über vergangene Jahrhunderte oder gar Jahrtausende an, scheint da etwas dran zu sein. Egal ob im Jahr 2022, 1900 oder sogar zur Zeit von Christi: Für ein Gramm Gold kann oder konnte man sich etwa die gleiche Menge Brot kaufen. Schaut man hingegen auf Euro oder Dollar, verloren diese schon innerhalb weniger Jahrzehnte einen großen Teil ihrer Kaufkraft. Gleichzeitig sollte man aber nicht verschweigen, dass auch Gold über kürzere Zeiträume stark schwanken kann. Laut einer Studie des Ökonomen Campbell Harvey von der Duke University behält Gold nur über Zeiträume von mehr als 100 Jahren verlässlich seine Kaufkraft. Einen Anlagehorizont den wohl kaum ein Anleger anstrebt.

In Krisenzeiten an den Börsen konnten sich Edelmetalle aber immer wieder hervortun. Während die Aktienmärkte nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase in 2000 oder in der Finanzkrise ab 2007 deutliche Verluste verzeichneten, konnten Gold und Silber sogar zulegen. Betrachtet man den Zeitraum seit der Jahrtausendwende, konnte Gold die Aktienmärkte insgesamt abhängen. Über die letzten knapp 22 Jahre stieg der Goldpreis jährlich um etwa 9 Prozent, der Aktienmarktindex „MSCI World“ aber nur um etwas mehr als 5 Prozent. Ist Gold also das Mittel der Wahl, um im aktuellen Marktumfeld zu bestehen? Immerhin haben der Ukraine-Krieg und steigende Leitzinsen die Aktienkurse seit Jahresbeginn stark schwanken lassen. Die Inflation liegt in den USA inzwischen bei 8,6 Prozent und in der EU bei 8,1 Prozent.

Schaut man nur auf das aktuelle Jahr, konnte Gold die Inflation jedenfalls nicht ausgleichen. Der Goldpreis liegt über die letzten 6 Monate zwar leicht im Plus und schlug damit die meisten Aktienmärkte, einen Inflationsausgleich konnte aber auch das Edelmetall nicht liefern. Diese Entwicklung passt zu langfristigen Studien zum Verhältnis von Gold und Inflationsraten. Betrachtet man hierzu die letzten 50 Jahre, zeigt sich, dass es nahezu keine Beziehung zwischen den beiden Werten gab. Steigt die Inflation, bedeutet dies also nicht notwendigerweise eine Überrendite von Edelmetallen. Als Einzelanlage für eine kurzfristige Absicherung gegen die Geldentwertung ist Gold damit zu unzuverlässig und volatil.

Trotzdem gibt es Argumente, warum Gold auch aktuell eine attraktive Beimischung für Anlegerportfolien sind. Hervorzuheben ist hierbei die erwartete Nachfragesteigerung aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Diese haben im Vergleich zu den Industrienationen (gemessen am Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) noch relativ geringe Goldbestände aufgebaut. Laut einer Umfrage des „World Gold Council“ aus London gehen Zentralbanken aus den Emerging Markets von einer Ausweitung der Reserven über die nächsten Jahre aus. Dies könnte den Goldpreis weiter beflügeln. Setzt man als Anleger auf diese Preissteigerungen oder zunehmende Turbulenzen an den Aktienmärkten, bleibt noch die Wahl des passenden Mittels.

Eine Möglichkeit ist der Kauf von Goldbarren oder Goldmünzen über Banken und spezialisierte Edelmetallhändler. Der physische Kauf hat dabei den Vorteil, das Gold auch tatsächlich in den eigenen Händen zu halten. Allerdings obliegt dann auch die Aufbewahrung dem Anleger selbst. Ob zu Hause oder im kostenpflichtigen Bankschließfach. Nachteil ist die schwierigere Handelbarkeit der Barren und Münzen. Einige Banken verkaufen zwar Gold an ihre Anleger, kaufen dieses aber nicht zurück – oder nur mit deutlichen Abschlägen. Da Goldhändler auch keine besondere Zulassung benötigen, ist die Wahl des richtigen Anbieters nicht einfach. Das Risiko an einen unseriösen Goldhändler zu geraten, ist nicht zu vernachlässigen. Die Unterstützung durch einen Berater kann hier im wahrsten Sinne des Wortes „Gold wert sein“.

Unkomplizierter ist der Handel mit Goldfonds, Gold-ETCs oder Goldzertifikaten. Diese sollen den Goldpreis möglichst exakt nachbilden und können jederzeit über die Börse gehandelt werden. Die höhere Liquidität ist aber in der Regel auch mit Kosten verbunden. Je nach Produkt können Gebühren für das Fondsmanagement, die Börsen oder Transaktionen anfallen. Zudem besteht bei ETCs und Zertifikaten auch immer ein Emittentenrisiko. Sollte der Produktanbieter zahlungsunfähig werden, kann dies also einen Totalverlust für Anleger bedeuten.

Eine eher indirekte Möglichkeit von steigenden Goldpreisen zu profitieren, ist ein Investment in Goldminen-Aktienfonds. Man beteiligt sich dabei an Unternehmen, die Minen besitzen und selbst Gold schürfen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Korrelation zwischen den Kursen von Goldaktien und dem Goldpreis zwar hoch, aber nicht perfekt ist. Gibt es Probleme in der Produktion oder arbeitet ein Goldförderer nicht profitabel, können entsprechende Aktien auch fallen, obwohl die Goldpreise im gleichen Zeitraum steigen. Findet gerade ein genereller Ausverkauf an den Aktienmärkten statt, kann dies ebenfalls Goldminen-Aktien in Mitleidenschaft ziehen. Dies gilt allerdings auch mit umgekehrten Vorzeichen.

Die Kosten von Goldminen-Aktienfonds entsprechen den üblichen Gebühren. Die Anlageform bringt aber auch den Vorteil des Status als „Sondervermögen“ mit sich. Ein Emittentenrisiko wird damit ausgeschlossen. Auch eine weitere Schwäche von direkten Gold-Investments hat diese Anlagemöglichkeit nicht: Gold an sich erwirtschaftet keine regelmäßigen Ausschüttungen. Minenunternehmen zahlen hingegen Dividenden, die an Investoren ausgeschüttet werden und einen Risikopuffer darstellen. Grundsätzlich ist es aber für Anleger schwierig einzuschätzen, ob Goldaktien im Vergleich zum Edelmetallpreis mittel bis langfristig günstig bewertet sind und damit einen Vorteil zu direkten Goldinvestments darstellen können. Die Entscheidung sollte daher ausführlich mit einem Berater besprochen werden.

Fazit

Betrachtet man sehr lange Zeiträume von mehr als 100 Jahren, konnte Gold seinen Status als härteste Währung der Welt bestätigen. Über kürzere und für Anleger relevantere Zeithorizonte, kann der Preis allerdings auch stark schwanken und bietet nicht in jedem Umfeld einen verlässlichen Schutz vor Krisen oder Inflation. Trotz der aktuell historisch hohen Bewertung von jenseits der 1.800 US-Dollar pro Unze kann Gold aber ein wichtiger Bestandteil eines jeden Portfolios sein. Die Unabhängigkeit von den Aktienmärkten und der Status als „sicherer Hafen“ machen Gold zu einem wichtigen Instrument für eine breite Diversifikation im Portfolio. So bieten sie eine passende Ergänzung zu anderen Depotbestandteilen, die üblicherweise der Absicherung dienen, wie Anleihen, Liquidität oder Immobilienfonds.

 

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Heidenkampsweg 73

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HRB-Nr. 120801

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Martin Steinmeyer (Vors.), Peer Reichelt,

Oliver Kieper, Dietgar Völzke

Aufsichtsratsvorsitzender: Klaus Schwantge

Verantwortlicher gemäß § 18 Abs. 2 MStV:

Martin Steinmeyer, Heidenkampsweg 73, 20097 Hamburg

 

Disclaimer

Die vorstehenden Darstellungen dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine  Anlageberatung dar, insbesondere enthalten sie kein Angebot und keine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes bezüglich des Erwerbs oder der Veräußerung eines Finanzinstruments. Vor einer solchen Entscheidung sollten Sie sich unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Vermögensverhältnisse individuell beraten lassen. Die Gültigkeit der Informationen ist auf den Zeitpunkt ihrer Erstellung beschränkt und kann sich je nach Marktentwicklung ändern. Die in den Darstellungen enthalten Informationen stammen aus zuverlässigen Quellen. Eine Garantie für deren Richtigkeit können wir allerdings nicht übernehmen. Wertentwicklungen aus der Vergangenheit, Simulationen oder Prognosen sind keine Garantie und kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Performance. Geschäfte mit Finanzinstrumenten sind grundsätzlich mit Risiken, insbesondere dem Risiko des Totalverlustes des eingesetzten Kapitals, behaftet.

Ukraine-Krise

Ukraine-Krise

Russland hat die Ukraine überfallen. Dies hat auch Auswirkungen für Kapitalanleger.

Ukraine-Krise – Auswirkungen für Kapitalanleger

Neben den schrecklichen Folgen der russischen Invasion für die ukrainische Bevölkerung hat dies auch Auswirkungen für Kapitalanleger, wenn diese auch natürlich deutlich unbedeutender sind. Trotzdem werden diese auch ihre Spuren hinterlassen. Ich habe dazu auch am 24.02.2022 einen Vortrag gehalten, die Aufzeichnung können Sie hier ansehen.

Marktreaktionen

Die Kapitalmärkte reagierten unmittelbar auf den russischen Angriffen, waren zuvor aber auch schon nervös. Diese Angaben beziehen sich auf den 25.02.2022, 11:00 Uhr.

  • Die westlichen Aktienmärkte verloren rund 5%, in Osteuropa ca. 10%, der russische Index RTS gab über 30% nach
  • Anleger kauften Staatsanleihen zur Absicherung, die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen der BRD und der USA verloren 0,10%
  • Der Preis für das Brent Rohöl notiert bei 100 US Dollar (+50% seit November 2021)
  • Der Euro legte gegenüber dem russischen Rubel auf Wochenfrist um 7% zu
  • Gold (als sicherer Hafen) verteuerte sich auf 1.910 US Dollar
  • Rohstoffe stiegen deutlich an, so befinden sich Nickel und Aluminium auf 10-Jahres-Hochs
  • Landwirtschaftliche Güter, insbesondere Weizen (+13% ggü. der Vorwoche), verteuerten sich stark

Historische Einordnung: Aktienmärkte und Kriege

Ein Blick in die Vergangen zeigt, dass die Aktienmärkte bei militärischen Konflikten innerhalb von ein bis drei Wochen rund 15% an Wert verlieren, allerdings innerhalb von sechs Monaten (nach den Tiefständen) deutlich ins Plus drehen.

Ereignis Jahr Dauer Einbruch in Tagen Stärke des Kurs-einbruchs Performance nach 6 Mon. ggü. Tief
Frankreichfeldzug 1940 13 -17,1% 7,0%
Korea-Krieg 1950 20 -12,0% 19,2%
US-Bombardierung von Kambodscha 1970 27 -14,4% 20,7%
Invasion des Irak in Kuwait 1990 21 -13,3% 16,3%
Anschläge vom 11. September 2001 5 -16,0% 30,0%

Die Daten beziehen sich auf den „Dow Jones Industrial Average“. Darstellung in Anlehnung an godmode-trader.de.

Unabhängig davon gilt die Aktie für langfristige Anleger als interessante Anlageform, wenn gleich zwischenzeitlich mit deutlichen Kursrücksetzern gerechnet werden muss.

Reaktionen des Westens und deren Auswirkungen

Die westlichen Staaten ergriffen als Reaktion auf die russische Aggressionen verschiedene Sanktionsmaßnahmen, u.a. die (vorübergehende) Nichtinbetriebnahme der „Gaspipeline Nordstream 2“. Aus Sicht eines Kapitalanlegers dürfte von besonderer Bedeutung sein, dass womöglich russische Wertpapiere vom Handel in der EU ausgeschlossen werden. Dies wird es für russische Unternehmen deutlich erschweren, Kredite in Form von Anleihen aufzunehmen bzw. Aktiengesellschaften Eigenkapital  zu generieren. Im Umkehrschluss werden aber Anleihen-Gläubiger und Aktionäre keine Möglichkeit mehr haben, sich an EU-Börsen von ihren Wertpapieren zu trennen. Verschieden russischen (Tochter)Banken soll die Zulassung in der EU entzogen werden. Dies kann Auswirkungen für Anleger haben, die bei diesen Banken z.B. Tagesgelder unterhalten.

Da b.a.w. keine fossilen Brennstoffe mehr aus Russland importiert werden sollen werden Deutschland und die EU gezwungen sein, sich nach alternativen Energiemöglichkeiten umzusehen. Die ohnehin forcierte Energiewende wird hierdurch zusätzlich beschleunigt werden. Davon könnte z.B. die Wasserstoffbranche profitieren.

Risiken

Ich sehe aus der aktuellen Situation folgende Risiken hervorgehen:

  • Rohstoffe und Nahrungsmittel, die in nicht unerheblichen Umfang aus Russland und der Ukraine importiert wurden, verteuerten sich deutlich. Es ist davon auszugehen, dass diese Produkte zusätzlich mit Risikoaufschlägen gehandelt werden, solange die Lage unsicher bleibt. Dies wird die ohnehin schon hohe Inflation weiter hoch halten, wenn nicht sogar weiter ansteigen lassen. In letzter Konsequenz kann dies zu einer Stagflation führen.
  • Die ohnehin schon langen Lieferketten können sich weiter verzögern, da Russland und die Ukraine nicht mehr als Exporteure zur Verfügung stehen.
  • Zinsen: bislang wurde davon ausgegangen, dass die Zinsen in der Eurozone und insbesondere in den USA in diesem Jahr angehoben werden. Die Notenbanken könnten diesen Prozess nicht im zuerst angedachten Ausmaß durchführen bzw. die Zinsen über einen längeren als geplanten Zeitraum anheben.
  • Die Volatilität an den Kapitalmärkten wird – so lange die Lage unklar ist – hoch bleiben, und stark von Schlagzeilen getrieben werden. Rücksetzer an den Börsen sind jederzeit möglich.
  • Cyberangriffe werden das Kriegsfeld auch in die EU und die USA tragen. Besonders gefährdet ist die kritische Infrastruktur (z.B. Wasser- und Stromversorgung)

Handlungsoptionen

Vorsicht ist natürlich angesagt, aber es ergeben sich durchaus auch Chancen an den Kapitalmärkten:

  • „Politische Börsen haben kurze Beine“. Wie in der historischen Betrachtung aufgezeigt, haben sich die Aktienmärkte bei militärischen relativ schnell wieder erholt. So schrecklich die humanitäre Situation für die betroffenen Menschen ist – gesamtwirtschaftlich betrachtet sind sowohl Russland als auch die Ukraine keine großen Player in der Weltwirtschaft.
  • Gold gilt in solchen Krisensituation als sicherer Hafen und sollte, unabhängig davon, zwischen 5% und 10% des Gesamtvermögens in jedem gut diversifizierten Portfolio enthalten sein.
  • Bei Aktienengagements empfiehlt sich:
    • Investments (grundsätzlich) nicht in einem Betrag tätigen, Sparpläne nutzen, Rücksetzer für taktische Käufe nutzen
    • Anlagezertifikate mit hohen Sicherheitspuffern nutzen. Aufgrund der gestiegenen Zinsen und der hohen Volatilität bieten diese Produkte momentan interessante Möglichkeiten.
    • Vorsicht bei osteuropäischen – und insbesondere russischen – Wertpapieren
    • Besser Value- als Growth-Aktien
    • Anbieter alternativer Energien, z.B. Wasserstoff, könnten profitieren

Grundsätzlich stellt sich die Frage, welche Unternehmen aus der EU in der Lage sind, durch ihre Produkte und Dienstleistungen fehlende Importe kompensieren können. Hier habe ich mehrere Favoriten, die ich meinen Kunden gerne in einem persönlichen Gespräch aufzeige.

Fazit

Die Situation für die Menschen in der Ukraine ist schrecklich. Ich hoffe, dass sie die Situation bestmöglich und vor allem unbeschadet überstehen und sich die russischen Aggressionen einstellen. Für die Menschen in der EU und speziell für Kapitalanleger wird dieser Krieg auch mittel- und langfristig Veränderungen bedeuten. Gerne unterstütze ich Sie dabei, hieraus eine Strategie zum Schutz Ihres Vermögens zu erarbeiten.

Geldanlage für Kinder

In diesem Blogartikel finden Sie alles, was für die Geldanlage von Kindern wichtig ist, z.B.

  • Renditevergleich zwischen den unterschiedlichen Produkten
  • Link zur Aufzeichnung meines Online-Vortrags am 22.06.2021 Geldanlage für Kinder
  • Vergleich der Produkte zur Geldanlage für Kinder (Whitepaper zum Download)
  • Passende Banken und Versicherungen
  • Was ist besser: Geld auf den Namen des Kindes oder den eigenen anlegen?
  • Tipps zur Geldanlage

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Kehrt die Inflation zurück?

Anstieg Inflation

Die Inflation ist in Deutschland im Januar deutlich angestiegen

Seit der Einführung des Euros hat die Inflationsrate im Januar ihren stärksten Anstieg hingelegt. Besteht nun die Gefahr, dass die Preise – und auch die Zinsen – weiter steigen? Dieses Thema mit möglichen Auswirkungen für Ihr Vermögen werde ich heute näher vorstellen.

EZB lässt Notenpressen weiter laufen

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben die EZB und andere große internationale Zentralbanken die Notenpressen auf Höchsttouren laufen lassen und damit die Kapitalmärkte massiv mit Geld geflutet. Die Bilanz der EZB ist hierdurch um 50%, die der US-amerikanischen FED um über 75% gewachsen. Diese extreme Ausweitung der Geldmenge ruft Befürchtungen auf den Plan, dass die Inflationsrate in die Höhe schnellt.

Im Januar haben sich diese Bedenken bewahrheitet: die Inflationsrate stieg von -0,3% im Dezember 2020 auf +1,0% im Januar 2021 an. Dieser Wert wird dabei immer mit jenem vor 12 Monaten – und damit vor der Pandemie – verglichen. Hierauf zahlte z.B. der Wegfall der Mehrwertsteuersenkung und die Einführung der CO2-Abgabe ein. Bleibt der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau, wäre dies im April (wieder verglichen mit dem Vorjahresmonat) eine Preissteigerung um 125%. Durch diese und auch andere Faktoren ist eine Inflationsrate von 3% in Deutschland in 2021 durchaus realistisch.

Ich denke nicht, dass die EZB auf diese einmaligen Effekte in besonderer Weise reagieren wird. Schließlich steckt Deutschland und die gesamte Eurozone in der schwersten Rezession der Nachkriegszeit. Durch eine Zinserhöhung (was das übliche Hausmittel auf eine steigende Inflation ist) würde die sich erholende Wirtschaft sofort wieder abgewürgt werden. Obendrein kämpfen Italien und andere Euro-Länder mit einer immensen Staatsverschuldung. Steigende Zinsen würden deren Haushalte so stark belasten, dass eine (oder mehrere) Staatspleiten nicht mehr anwendbar wären. Diese hätte weitaus verheerendere Folgen für uns alle als die griechische Staatsschuldenkrise vor 10 Jahren.


Haben Sie Fragen zu den Auswirkungen der Inflation auf Ihr Vermögen? Ich berate Sie gerne!


Demographischer Wandel könnte langfristig für höhere Inflation sorgen

Langfristig ist die Rückkehr von dauerhaft höheren Inflationsraten aber durchaus vorstellbar. Experten halten es für möglich, dass der demographische Wandel dazu beiträgt. Bekanntlich steigt die Lebenserwartung immer weiter an, gleichzeitig führen weniger Geburten zu einer sinkenden Bevölkerungszahl. Dies führt dazu, dass immer mehr Menschen länger im Ruhestand leben und gleichzeitig weniger Jüngere als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht bedeutet dies sinkende Produktion bei fast gleichbleibender Nachfrage, woraus eine höhere Inflationsrate entstehen kann.

Auswirkungen für die Kapitalmärkte

Die Zinsen sind in den letzten Wochen – parallel zur Inflationsrate – angestiegen. So warf die, oft als Referenzzinssatz genannte, 10jährige deutsche Bundesanleihe im Dezember noch eine „Rendite“ von -0,64% ab, aktuell steht dieser Wert bei -0,28%. Weitere Steigerungen der Renditen an den Anleihemärkten sind in diesem unruhigen Umfeld durchaus möglich. Ich halte es aber kurzfristig für unrealistisch, dass dies von den Notenbanken durch Anhebung der Leitzinssätze noch weiter befeuert wird. Dies könnte ich mir nur vorstellen, sollte die Inflation zumindest mittelfristig auf dem aktuellen Niveau verbleiben.

Immobilienfinanzierer müssen folglich aktuell etwas mehr für neue Kredite bezahlen. Trotzdem sind die Zinssätze für Baufinanzierungen nach wie vor historisch niedrig. Wer sich über eine ansteigende Inflation sorgt, sollte anstehende Darlehensverlängerungen nicht auf die lange Bank schieben sondern das Thema zeitnah angehen. Dies macht bei auslaufenden Zinsbindungen von bis in 36 Monaten Sinn.

Die Aktienmärkte reagierten auf den Anstieg der Preisrate Ende Januar verschnupft und verloren z.T. 5%, erholten sich mittlerweile wieder rund um das Allzeithoch. Schließlich zählen Aktien – ähnlich wie Immobilien und Edelmetalle – als Sachwerte zu den besten Investments als Inflationsschutz. Es kann bedingt durch diese hohen Kurse zwar immer wieder zu Rücksetzern kommen, langfristig gibt es aktuell jedoch wenig Alternativen zu den Dividendentiteln.

Corona-Virus lässt Börsen zittern

Aktienmärkte verlieren deutlich

Die weltweite Corona-Pandemie lässt die internationalen Börsen in die Tiefe rauschen. So verlor der deutsche DAX30 knapp 2.000 Punkte oder fast 15% seines Wertes binnen Wochenfrist. Dies ist der höchste Verlust seit der Griechenland-Krise im Jahr 2011. Der Euro Stoxx 50 – die 50 größten europäischen Dividendentitel – sind mit einem Verlust von knapp 14% seit letztem Freitag ebenfalls tiefrot. Der Blick in die USA oder Asien zeigen ähnlich dramatische Bilder.
Der amerikanische Anleihenmarkt zeigt neue Niedrigzinsen in noch nie dagewesene Dimension. So bietet die 10jährige US-Staatsanleihe nur noch einen Zins von 1,35% p.a. Dies spiegelt nicht unbedingt die Aussagen von US-Präsident Trump wieder, der die amerikanische Wirtschaft als sehr stabil ansieht. In Europa zeichnet sich bei den Zinsmärkten ein ähnliches Bild ab. Trotz Negativzinsen kaufen Anleger schon seit gut zwei Wochen wieder verstärkt deutsche Bundesanleihen. Die 10-jährige Bundesanleihe weist aktuell eine Negativrendite von -0,56% aus, vor 14 Tagen waren dies noch -0,39% gewesen. Selbst das klamme Griechenland bezahlt für Anleihen mit gleichen Laufzeit nur noch 1,20% Rendite (11.02.2020: 1,62%).
Gold verteuert sich bereits seit Dezember um gut 12%. In den letzten Tagen gab es hier jedoch einige kleinere Gewinnmitnahmen. Silber hingegen verzeichnet im gleichen Zeitraum nur ein Plus von 4%, das Edelmetall gab in dieser Woche deutlich nach, was auf eine sinkende industrielle Nachfrage eben aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen ist.

Wirtschaftlicher Hintergrund

Die Börsen nehmen vermutete wirtschaftliche Entwicklungen vorweg und reagieren mit entsprechenden Kursbewegungen. Durch die immer stärkere Ausbreitung des Corona-Virus reagieren Staaten und Unternehmen zunehmend mit Vorsichtsmaßnahmen. Dies zeigt sich daran, dass ganzen Ortschaften unter Quarantäne gestellt werden, Unternehmen die Produktion einstellen oder Geschäftsreisen verbieten, Messen werden abgesagt oder Produktions-wichtige Wirtschaftsgüter werden nicht mehr transportiert.

Dies alles wird das Wirschaftswachstums schwächen, womöglich sogar zu einem Rückgang führen. In Kombination damit, dass die wirtschaftliche Situation – nach über 10 starken Jahren des Wachstums – ohnehin schon angeschlagen ist und immer mehr Zeichen auf Rezession stehen. Ich hatte hierauf schon mehrfach hingewiesen. Die Aktien- und Anleihenmärkte kannten in der letzten Dekade nur noch eine Richtung – nach oben. Diese Steigerungen standen schon lange nicht mehr im Einklang mit der volkswirtschaftlichen Situation. Zumindest bei Aktien ist das Corona-Virus nun die Nadel, die den aufgeblähten Ballon zum platzen bringt.

Was bedeutet dies für Ihre Finanzen?

Solch heftige Kursrückgänge haben wir seit der Griechenland-Krise nicht mehr gesehen. Die Medien berichten intensiv über die Situation, Anleger sind zunehmend verunsichert. Sehen wir uns an, wie sich dies auf die einzelnen Anlageklassen auswirken kann:

Aktien

Langfristig betrachtet sind Aktien die ertragreichste Anlageform, die aber – wie aktuell zu sehen – mit hohen Schwankungen verbunden sein können. Wer freie Liquidität, sowie die nötige Risikobereitschaft und -tragfähigkeit hat, kann die Kursrückgänge nutzen, um in kleineren Tranchen günstiger nachzukaufen. Auf keinen Fall jedoch mit größeren Summen, da aufgrund einer möglichen Rezession noch mit weiteren Rücksetzern gerechnet werden muss. Meine Kunden und Leser wissen, dass ich ein großer Fan von Sparplänen bin (auch bei größeren Anlagebeträgen). Bei diesem langfristigen Vermögensaufbau stellt sich nicht die Frage nach dem günstigsten Einstiegskurs. Sie kaufen regelmäßig und nutzen so auch Kursrückgänge um billig nachzukaufen. Investieren Sie in Qualitätsaktien mit guter Dividendenrendite – zum Beispiel über günstige Exchange Traded Funds („ETFs“).

Anleihen

Fast schon irrational ist die Tatsache, dass bereits negativ verzinste Staatsanleihen weiterhin verstärkt gekauft werden. Daran ist auch die Angst der Anleger vor einem noch schlimmeren Szenario klar abzulesen. Da immer mehr Banken auch Privatanlegern Negativzinsen verrechnen, werden z.B. Bundesanleihen als das kleinere Übel angesehen. Ich habe schon mehrfach darüber berichtet, dass hierdurch auch Negativverzinsungen auf Konten von über -1% oder -2% üblich werden können.

Ich warne ausdrücklich wiederholt vor Unternehmensanleihen schlechterer Bonität. Diese wurden in den letzten Jahren – auch aus Alternativlosigkeit an einigermaßen erträglichen Anlagen – massiv von Banken verkauft. Auch in Deutschland gibt es „Zombie-Unternehmen“, die aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einem normalen Zinsumfeld schon längst Pleite wären. Das billige Geld hilft ihnen (wie auch vielen Staaten) zu überleben. Sollte nun jedoch eine Rezession einsetzen, können diese Unternehmen womöglich auch nicht mehr durch die massiven Anleihen-Kauf-Programme der Europäischen Zentralbank gerettet werden.

Währungen

Ich stehe dem Euro aufgrund der hohen Staatsverschuldungen skeptischer denn je gegenüber. Daher ist es empfehlungswert auch in Währungen von Staaten zu investieren, deren Schulden deutlich niedriger und auf einem wirtschaftlich gesunden Niveau sind. Hierzu zähle ich die norwegische Krone, den Neuseeland-Dollar oder auch den Schweizer Franken. Aber Achtung: auch diese Währungen können an Wert verlieren, mischen Sie Fremdwährungsanlagen deshalb nur selektiv bei!

Immobilien

Meiner Meinung nach können sich die starken Preisanstiege der letzten Jahre nicht dauerhaft fortsetzen, Immobilienmärkte wie z.B. München sind für mich deutlich überhitzt. Im Falle einer Rezession kann es passieren, dass Menschen arbeitslos werden und deshalb Ihre Immobiliendarlehen nicht mehr zurückzahlen können (siehe mein Artikel vom 15.11.19). In diesem Fall wird die Bank das Haus oder die Wohnung verkaufen lassen, um mit dem Erlös den Kredit zu tilgen. Sollte dies in mehreren Fällen vorkommen, kann dies zu einem Preisrückgang führen. Im Extremfall droht ein Szenario wie 2007 in den USA, was letztendlich zur weltweiten Finanzkrise geführt hat.

Eine relativ sichere Anlage mit breiter Risikostreuung stellen für mich offene Immobilienfonds dar, die ohne große Wertschwankungen zumeist Rendite von 2% bis 3% p.a. erzielt haben.

Bei welchem Institut soll ich mein Geld anlegen?

Achten Sie weiterhin darauf, Ihre Kapitalanlage nur bei wirtschaftlich starken Banken oder Versicherung zu führen. Bleiben Sie nicht aus Bequemlichkeit bei Ihren bisherigen Produkten sondern hinterfragen Sie regelmäßig, welche Anlage die richtige für Sie ist. Als „sicherer Hafen“ empfehle ich Banken oder Versicherungen aus der Schweiz und aus Liechtenstein. Viele Institute stehen dort – genau so wie die beiden Staaten – wirtschaftlich stabiler als heimische Anbieter.

Fazit

„Keep calm and carry on“ – dieser oft verwendete britische Spruch aus dem 2. Weltkrieg hat nichts an Bedeutung verloren. Wir durchleben eine kritische Phase, was jedoch regelmäßig vorkommt. Der deutliche Rückgang an den Aktienmärkten war längst überfällig und ist – langfristig betrachtet – eine Möglichkeit, günstiger zu investieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Corona-Virus weiter ausbreitet und welche Auswirkungen für die Wirtschaft daraus erfolgen. Solche Krisensituation wird es immer wieder geben. Bleiben Sie daher aufmerksam und entwickeln Sie eine für Ihre Situation angemessene Strategie zum Schutz Ihres Vermögens.

Als freier und unabhängiger Finanzberater bin ich gerne Ihr Ansprechpartner und berate Sie in allen Fragen rund um das Thema Geld. Probieren Sie es doch einmal aus und kommen Sie auf eine Tasse Kaffee oder Tee zu einem für Sie unverbindlichen Kennlerngespräch in meine Finanzboutique. Ich freue mich auf Sie! Oder kommen Sie zu einem meiner Vorträge in den nächsten Wochen – ich werde dabei speziell auf die aktuelle Situation eingehen.

 

 

 

 

 

China im Ausnahmezustand – Brechen die globalen Lieferketten bald zusammen?

Ein großer Teil der chinesischen Wirtschaft steht still und die weltweiten Lieferketten drohen abzureißen. Das Coronavirus breitet sich bis dato weiter exponentiell aus und langsam stellt sich nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch wann das Virus die Blasenmärkte anstechen wird. Offiziell sollen sich weltweit 37.592 Menschen mit dem Virus infiziert haben und 814 sollen daran gestorben sein.

Versehentlich geleakte Zahlen seitens der Regierung zeigten vor einer Woche, dass die Infektionen und Tode etwa zehnmal höher sind, als sie offiziell ausgewiesen werden. Dieses Regierungs-Leak passt zu den Insiderinformationen des bekannten chinesischen Milliardärs und Regimeflüchtlings Guo Wengui. So sollen bereits 1,5 Millionen Menschen positiv auf den Virus getestet und 50.000 an dem Virus verstorben sein. Allein in Wuhan wären in den letzten 17 Tagen täglich 1.200 Leichen eingeäschert worden. Dies würde erklären, warum die chinesische Quarantänezone über das Wochenende auf 400 Millionen Chinesen ausgeweitet wurde, womit fast ein Drittel Chinas aktuell unter Hausarrest steht und die Wirtschaft in diesem riesigen Gebiet zum Stillstand gekommen ist. Viele Familien ohne Rücklagen und Vorräte leiden unter dieser Quarantäne, weshalb das Regime Unruhen fürchtet und alles daransetzt, den Ausbruch einzudämmen.

Einige internationale Konzerne planten in der kommenden Woche ihre Produktion wieder hochzufahren, doch ist dies nach der neuerlichen Eskalation äußerst fraglich. Das Industriezentrum Shenzhen sowie sieben der acht größten Häfen Chinas wurden abgeriegelt, womit die weltweiten Liefer- und Wertschöpfungsketten zum Erliegen kommen werden, wenn die Produktion nicht bald wieder aufgenommen werden kann. China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner mit 5.000 Unternehmen vor Ort und drittwichtigster Exportmarkt. Viele deutsche Unternehmen sind auf die Produkte und Halbfertigerzeugnisse aus China angewiesen. Ohne diese Erzeugnisse stehen die Bänder still und wir importieren die Rezession nach Deutschland. Zwei Drittel der Lieferketten von China nach Japan sind bereits abgebrochen. Mit Fiat-Chrysler erwägt der erste Autohersteller die Produktion in ganz Europa wegen fehlender Teile zu stoppen. Die weltweiten Frachtraten waren zuletzt wegen der Konjunkturabkühlung bereits eingebrochen, doch das Virus könnte den Welthandel jetzt zusätzlich massiv treffen.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt produziert mittlerweile 17 % der Weltwirtschaftsleistung, während es zu Zeiten der Sars-Epidemie nur 4 % waren. JP Morgan hat die Wachstumsprognose Chinas für das erste Quartal von 6,3 % auf 1 % reduziert, doch angesichts der neuerlichen Eskalation wird die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal sehr wahrscheinlich schrumpfen. Gelingt die Eindämmung des Virus, dann ist im zweiten Quartal ein Nachholeffekt und eine Normalisierung des internationalen Handels zu erwarten. Entwickelt sich der Ausbruch hingegen zur Pandemie, dann wird das Coronavirus eine weltweite Rezession und Stagflation auslösen.

Das Coronavirus stellt SARS bei weitem in den Schatten und ist mehr mit der Spanischen Grippe von 1918 zu vergleichen. Im Skiort Les Contamines-Montjoie in den französischen Alpen sind fünf weitere Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt worden. Aufgrund der langen Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen ist es wahrscheinlich, dass sich das Virus der fünf Urlauber aus England dort verbreitet hat, weshalb die Situation heikel ist. In Hong Kong hat sich eine neunköpfige Familie mit dem Virus infiziert, nachdem sie sich ein Barbecue Essen geteilt hatten, was die Übertragungswege infrage stellt. In Deutschland wurde nun festgestellt, dass das Virus bis zu neun Tage auf feuchtkalten Oberflächen überleben kann, was eine weitere Übertragungsgefahr darstellt.

Im besten Fall wird der Ausbruch mindestens mittelfristig deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Im schlimmsten Fall wird das Virus die Blasen anstechen und eine weltweite Rezession auslösen, worauf die Notenbanken die Märkte mit Liquidität fluten werden. Peking unternimmt aktuell alles in seiner Macht Stehende, um die Aktienmärkte künstlich zu stützen und so einen Zusammenbruch des „Vermögenseffekts“ und der Anlegerstimmung zu vermeiden, was sonst eine Rezession befeuern würde. Chinas Notenbank injiziert bereits Rekordliquiditätsspritzen und die anderen Notenbanken werden ihre QE-Programme ausweiten oder neue auflegen, sobald der Zusammenbruch der Lieferketten die Rezession im Westen erzwingt.

In Europa und in den USA wird das Virus heruntergespielt. Die Desinformationskampagne läuft auf Hochtouren, um Panik in der Bevölkerung zu vermeiden, was den Regierungen Zeit zum Handeln gibt und die Märkte stützt. 400 Millionen Menschen unter Quarantäne und ein Abbruch der Lieferketten kündigen einen globalen Schock an, weshalb man sich jetzt richtig an den Märkten positionieren muss und für den Worst Case vorsorgen sollte, falls es auch bei uns zu Quarantänezonen kommen sollte. Selbst im Best Case Szenario werden die Notenbanken mit dem Drucken von Geld reagieren müssen und im Worst Case Szenario noch viel mehr Papiergeld drucken. Dies wird allen voran den Gold- und den Silberpreis diametral gegensätzlich zur Abwertung der Fiat-Währungen steigen lassen.

Ein Gastkommentar von Markus Blaschzok – dem Chefökonomen unseres Edelmetall-Partners SOLIT (11.02.2020)

Die Finanzboutique GmbH, Westendstraße 9, 87439 Kempten, Telefon: 0831 20691570

Haben Sie Fragen? Ich berate Sie gerne – nehmen Sie mit Kontakt mit mir auf.

Telefon: 0831 2069157-0

E-Mail: willkommen@florian-herfurth.de

Bild von Florian Herfurth 

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